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Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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den Hals gesenkt hatte und trank. Wir waren auf eine große Seltenheit in dieser zerklüfteten Vulkanlandschaft gestoßen — einem durch die Niederschläge entstandenen Gebirgsfluß mit klarem, kühlem Wasser.
    Augenblicklich stieg ich ab, um ebenfalls zu trinken. Obgleich ich nur wenig von dem kostbaren Naß mittels meiner Hände in meinen Mund befördern konnte, zögerte ich doch, Mr. Clemens’ rustikalere Methode nachzuahmen und mich einfach auf den Bauch zu legen und das Wasser zu schlürfen wie ein Hund. Ich muß jedoch gestehen, daß diese Methode erfolgreicher schien.
    Als wir unseren Durst gelöscht hatten und unsere Pferde im Stehen dösten, schlug ich meinem Gefährten vor, daß wir dieses unerwartete Gottesgeschenk nutzen sollten, um uns das Öl abzuwaschen. Mein zahmer Korrespondent stimmte zu, und wir zogen uns jeder für sich hinter einen großen Felsblock zurück — Mr. Clemens flußaufwärts und ich flußabwärts —, wo ich mich daran machte, mich nach bestem Vermögen zu waschen, ohne mich zu entkleiden. Natürlich hatte der abscheuliche Gestank mittlerweile unsere Kleider durchdrungen, so daß, obgleich ich eine frische Reitbluse und einen sauberen Schlüpfer aus meinen Satteltaschen nahm, unsere Bemühungen größtenteils fruchtlos waren.
    Wir trafen uns am Fluß wieder, und Mr. Clemens hob die Kokosnuß auf. »Ich hätte nicht übel Lust, diese Nuß ins Wasser zu tauchen, um Reverend Haymark an unserer Waschung teilhaftig werden zu lassen«, bemerkte er, doch dann steckte er die Kokosnuß in seine Satteltasche und fügte nur hinzu: »Aber die klügere Hälfte meines Verstandes hat ihr Veto gegen den Vorschlag eingelegt.«
    »Die Hälfte meines Verstands ist überzeugt, daß ich den Verstand verloren habe«, sagte ich. Meine Stimme klang selbst in meinen eigenen Ohren schleppend von Erschöpfung.
    Mr. Clemens nickte. Und dann tat er etwas Sonderbares. Er trat hastig einen Schritt vor und hob seine Hand auf Höhe meiner Schulter, so daß ich im ersten Moment dachte, er wolle meinen Kragen richten oder eine herabhängende Haarsträhne zurückstecken, doch statt dessen ruhte seine große Hand nur auf meiner Schulter, während er sich vorbeugte und mich küßte.
    Ich war völlig verblüfft. Ich wehrte mich nicht. Ich wich nicht zurück. Mr. Clemens küßte mich abermals.
    Schließlich zog ich mich errötet zurück, legte meine Hände gegen seine Brust und stieß ihn von mir, wenn auch sehr sanft.
    Mr. Clemens trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Ich bitte um Vergebung, Miss Stewart, aber das wollte ich schon tun, seit wir auf dem Schiff bei Sternenschein kosmische Themen diskutierten. Ich entschuldige mich für meine Vermessenheit und Ungeschicktheit. Doch ich entschuldige mich nicht für die Gefühle, die jene Ungeschicktheit motivierten. Meine Absichten sind zutiefst ehrenhaft und dürfen nicht als eine plötzliche Laune mißverstanden werden.«
    Ich stand sprachlos da. »Aber, Mr. Clemens, ich muß doch bitten...«, brachte ich schließlich heraus, was meinen Gefährten dazu veranlaßte, noch verlegener mit den Füßen zu scharren, während eine Röte auf seine Wangen kroch, die jener, über die ich keine drei Stunden zuvor so herzlich gelacht hatte, in nichts nachstand.
    Ich strich mein Haar glatt und bekundete mein Mißfallen durch meine Haltung und meinen durchdringenden, abweisenden Blick, obgleich ich gestehen muß, daß meine Gedanken zurück zu dem Moment kreisten, da seine Lippen die meinen berührten, zurück zu der Berührung seiner starken, doch zärtlichen Finger auf meiner Schulter.
    »Wir sollten weiterreiten«, erklärte ich schließlich und zog an den Zügeln, um Leo aus seinem stehenden Nickerchen aufzuwecken.
    »Ich muß mich abermals entschuldigen, Miss Stewart, wenn Sie...«
    »Wir werden später darüber sprechen«, entgegnete ich schroff — vielleicht schroffer, als ich beabsichtigt hatte. Das Sattelleder knarrte, als ich mich in die unbequeme Reithaltung hinaufzog, der ich mich unterworfen hatte, seit ich auf diese Inseln gekommen war. Mr. Clemens eilte mir zur Hilfe, aber ich saß bereits und hatte die Zügel ergriffen. »Wir sollten uns sputen«, sagte ich. »Wir wissen nicht, wie lange der Geist von Reverend Haymark in seiner behelfsmäßigen Heimstatt brauchbar bleiben wird.«
    Mr. Clemens gab einen Laut von sich, den ich als Zustimmung nahm; er saß auf, und wir ritten weiter hangaufwärts über die Lavaflanken des Mauna Loa, meine Gedanken so aufgewühlt

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