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Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Titel: Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuseppe Furno
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Einmischungen in das Ermittlungsverfahren des Rates der Zehn, obwohl diese Einschränkung innerhalb des Großen Rates strittig war, wo viele die übermächtigen richterlichen Befugnisse der Zehn nicht akzeptieren wollten: Die Bestätigung des Hauptmanns bedeutete, dass Andrea alle anwaltlichen Vorrechte verlor.
    Unwillkürlich ging sein Blick zu Sofia. Sie beobachtete ihn und schien alles erraten zu haben, denn sie legte sich eine Hand vor den Mund und begann zu schluchzen.

40
    Im Audienzsaal herrschten Dämmerlicht und Eiseskälte. Die drei Häupter des Rates der Zehn saßen hinter einem Tisch aus Kirschbaum auf drei identischen Stühlen. Über ihren schwarzen Togen trugen sie auf der linken Schulter eine scharlachrote Stola. Etwas weiter weg saßen der Sekretär Milledonne und ein Schreiber.
    Mitten auf dem Tisch zwischen zwei Tintenfässern brannte eine lange, dünne Kerze, deren Licht, das einzige im Saal, von einer gläsernen Glocke und den in Silber gefassten, runden Brillengläsern eines der drei Männer reflektiert wurde und verschwommene, zitternde Schatten an die Wände warf. Schwere Vorhänge aus rotem damasziertem Samt bedeckten die beiden Fenster, die sich nach Westen auf den Hof des Palazzo öffneten. Die erloschene Glut im Kamin verstärkte das Gefühl von Kälte, die im Verein mit der Angst den schmächtigen Körper von Gabriele Ruis zittern ließ.
    »Bleib hier stehen und warte«, hatte ihm der Missièr Grande befohlen, als er den Gefangenen in den Saal geführt hatte, bis zum Saum des Teppichs mit Blumenmuster, der einen Großteil des Fußbodens bedeckte und fast bis zum Tisch der drei Ratsherren reichte.
    Seit mindestens vier Stunden stand Gabriele nun dort und wartete zitternd, während er sich einen Fingernagel nach dem anderen bis aufs Fleisch abbiss. Er hatte die Marangona des Campanile läuten hören, die den Arbeitsbeginn im Arsenale anzeigte, und dann hatte sich ein schmaler Spalt Licht um die Ränder der Vorhänge abgezeichnet. Als die Tür sich endlich öffnete, hatte Gabriele gespürt, wie ihm das Herz in der Brust schwirrte, die Beine eiskalt wurden und in seinem Kopf ein Bienenstock zu summen begann.
    »Wie lautet dein Name?«
    Zunächst achtete Gabriele nicht auf die Frage, denn die Dramatik dieses Moments war ungeheuerlich, viel zu groß, als dass er, ausgerechnet er, sich angesprochen fühlen konnte.
    »Junge, hast du nicht gehört, was der erhabene Segretario dich gefragt hat?« Die warme, väterliche Stimme des Missièr flößte Gabriele genug seelische Kraft ein, um der Wirklichkeit zu begegnen und den bis zum Hals in die schwarze Toga gehüllten Sekretär Antonio Milledonne anzusehen.
    »Wie heißt du?«, fragte der Sekretär abermals, während er ihn mit finsterer Miene musterte. Gabriele blieb die Luft weg, er blickte den Missièr, dann die drei und dann wieder den Sekretär an. Alle fünf durchbohrten ihn mit Blicken. Er versuchte zu sprechen, sein Mund bewegte sich ein paarmal, doch kein Hauch kam heraus, er sah aus wie ein sterbender Fisch am Ufer.
    »Ist dein Name vielleicht Gabriele? Gabriele Ruis, geboren in Venedig, Sohn des verstorbenen Federico?«, fragte Milledonne ungeduldig.
    Wieder zögerte Gabriele, er zitterte so stark, als würde das Stück Fußboden, auf dem er stand, von einem Erdbeben geschüttelt. Dann nickte er, bevor er sprach. »Ja, ja«, hauchte er.
    »Dann wiederhole deinen Namen für das Gericht der hochverehrten Häupter des Rates der Zehn, denn so ist es vorgeschrieben.«
    Gabriele wandte sich zu dem Triumvirat.
    »Nun, mein Sohn?«, drängte ihn einer der drei. Er trug eine Brille und schien sogar ein Lächeln anzudeuten. Ein wenig erleichtert, klammerte Gabriele sich daran fest.
    »Ruis Gabriele, geboren in Bragola, in der Corte del Forno, und mein Vater Federico ist tot, versunken mit dem Schiff vor Santa Maura«, sagte er, bemüht, Italienisch zu sprechen.
    »Wann bist du geboren?«, fragte der Patrizier nicht unfreundlich. Gabriele fiel in seinen Dialekt.
    »Weiß nicht. Ich mein, zur Zeit der Maronen.«
    Ein spontanes Lächeln hellte die Mienen der drei Richter auf. »Ja, aber in welchem Monat? September, Oktober oder November?«
    Gabriele schüttelte achselzuckend den Kopf. »Oktober, glaub ich   …«
    »Nun gut, lassen wir das«, bemerkte Pietro Pizzamano, der älteste der Richter, der in der Mitte saß. Der weißbärtige Mann nahm ein Papier, zog die Kerze zu sich heran und las rasch vor, die Worte ineinander verschlingend: »Du bist im

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