Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
dann, als du den richtigen Moment gekommen sahst, diese Komödie zu beenden, hast du getan, was dir für dich gerade angebracht erschien, ohne dich im mindesten darum zu kümmern, was aus mir werden sollte!«
»Jetzt reicht’s aber!« Adhara konnte nicht fassen, was Amina da zusammenfabulierte. »Du scheinst nicht die leiseste Ahnung zu haben, wie ich mich fühle.«
»Und du? Hast du eine Ahnung, was in mir vorgeht? Hast du auch nur einen Moment mal daran gedacht, dass das, was aus dir wird, auch entscheidend ist für das, was ich möchte?«
»Aber was du möchtest, sagst du mir auch nicht. Außerdem hast du mir überhaupt nicht zugehört und offenbar kein Wort verstanden von dem, was ich dir gerade erzählt habe. Dich interessiert doch gar nicht, wer oder was ich bin und wie sehr ich darunter leide.«
Einen Moment lang wirkte Amina verunsichert. »Das habe ich nie gesagt…«
»Gesagt hast du es nicht, aber dein Verhalten seit unserem gemeinsamen Aufbruch spricht Bände. Du bist nicht mehr das Mädchen, das ich damals am Hof in Makrat ins Herz geschlossen habe.«
»Natürlich bin ich das nicht mehr!«, brauste Amina auf. Es war, als breche eine Wut aus ihr hervor, die sie allzu lange in sich hineingefressen hatte. »Wie kannst du auch nur einen Moment lang glauben, dass die Ermordung meines Vaters mich nicht verändert hätte? Während du mit deinen romantischen Träumereien beschäftigt bist und dir den Kopf darüber zerbrichst, wer dich geschaffen hat und zu welchem Zweck, träume ich jede Nacht von meinem Vater und finde keinen Frieden. Ja, gut, deine idiotischen Probleme und deine wirre Geschichte interessieren mich wirklich nicht!«
Sie versetzte dem Strohhaufen im Käfig einen Tritt, so heftig, dass sie das Gleichgewicht verlor und stürzte.
»Oh, verflucht noch mal«, heulte sie los, während sie sich am Boden krümmte, die Knie bis zur Brust angezogen und das Gesicht darin verborgen. Doch Tränen flossen nicht. Sie keuchte nur laut, und Adhara begriff, dass Amina mittlerweile völlig besessen war. Alles, was nichts mit ihrer Rache zu tun hatte, war aus ihren Gedanken verschwunden. Endlich durchschaute Adhara, was für ein Spiel die Prinzessin betrieb, und erkannte, dass sie vor nichts zurückschrecken würde. Auch nicht davor, sie, ihre Freundin, umzubringen, wenn sie es wagen sollte, sich ihr in den Weg zu stellen. Adharas
Herz krampfte sich zusammen. Amina hatte sie nur benutzt wie eine Figur, die eine Weile dienlich war und dann sich selbst überlassen wurde.
Mit einem Quietschen öffnete sich die Zellentür. Ein Soldat verharrte einen Moment lang zögernd auf der Schwelle, kam dann näher und legte Amina sanft eine Hand auf die Schulter.
»Hoheit …«
Amina fuhr herum.
»Eure Hoheit, es wird Zeit…«
Amina schüttelte flehend den Kopf. »Nein, nein, ich will nicht … Lasst mich gehen, ich muss doch weiter, bitte …« Sie versuchte, sich seinem Griff zu entwinden, und trat wie ein wildes Fohlen um sich.
Adhara beobachtete sie. Obwohl nichts geblieben war von den unbeschwerten Tagen, die sie gemeinsam verlebt hatten, bedeutete ihr dieses Mädchen immer noch etwas. Sie musste sie vor sich selbst beschützen, zu ihrem eigenen Wohl. Deshalb sprang sie dem Soldaten bei, bekam einen Fuß von Amina zu packen, hielt ihn fest und schaffte es schließlich, den Arm auch um das andere Bein zu schlingen.
»So, fertig«, sagte sie kalt an den Soldaten gewandt, der sie unsicher anschaute.
»Warum tust du mir das an? Wir waren doch Freundinnen!«
»Los jetzt!«, rief Adhara fast ärgerlich, und endlich entschloss sich der Mann, seine Pflicht zu tun.
Er hob Amina vom Boden hoch und zog sie hinaus.
»Ich hasse dich! Ich hasse dich«, schrie das Mädchen, während man sie wegschleppte.
Adhara ließ sich zu Boden sinken und presste den Kopf gegen die Holzwand des Käfigs. Nun war sie ganz allein und ohne jede Hoffnung.
Gegen Abend kam Kairin vorbei. Adhara hörte, wie er sich mit leichten Schritten den Gitterstäben der behelfsmäßigen Zelle näherte. Auch für ihn musste die Situation schwer zu ertragen sein: Jener Körper, den er einst geliebt hatte und nach dem er sich seit langem Tag für Tag verzweifelt sehnte, war wieder da, zum Greifen nahe. Aber es war eben nicht Elyna, die in ihm steckte, sondern eine Fremde, eine Feindin.
Sein Vater war mitgekommen. Die Miene kalt, verschlossen, hart. Adhara setzte sich auf.
»Wir sind über alles im Bilde«, begann der Alte. »Und man wird dich
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