Die Feuertaufe - Band 1 (Rettungskreuzer Ikarus) (German Edition)
Nutzung eines Raumanzuges in seiner Programmierung – wenn möglich – nahe gelegt.
Weenderveen sah auf allen vier Bildschirmen den zerfasert wirkenden Leib eines Edirianers durch die Schwerelosigkeit gleiten. Es sah so aus, als wäre er durch scharfe Klauen aufgerissen worden, und das bereits vor geraumer Zeit. Der ansonsten so pralle Körper des Außerirdischen sah eingefallen aus. Weenderveen schluckte mühsam. Er hatte schon den Raumsprung noch nicht ganz verdaut, da war ihm dieser Anblick nun wirklich nicht recht. Obwohl das Training auch die Konfrontation mit psychisch schwierigen Situationen beinhaltet hatte, die durch den Anblick von Verwundungen entstehen könnten, war es etwas anderes, dies nun in der Realität präsentiert zu bekommen. Weenderveen, der gerade etwas flüssige Nährlösung zu sich genommen hatte, schluckte erneut und heftig.
»Wünschen Sie einen Behälter zur Aufnahme Ihres Mageninhaltes?«, erkundigte sich der Pentakka mitfühlend. Weenderveen wandte den Blick von den Bildschirmen ab. »Nein«, würgte er tapfer hervor, »das wird schon gehen.«
Der Pentakka raschelte befriedigt. »Es freut mich. Angesichts des Psychogramms, das ich von Ihnen erstellt habe, hatte ich ernsthafte Befürchtungen, dass Sie den Beanspruchungen dieses Berufes nicht gewachsen seien. Ich bin zwar etwas enttäuscht, dass mein Psychogramm nicht ganz stimmig war, aber dafür bin ich ja auch nur ein Student und muss noch viel lernen. Immerhin zeigt es aber, dass die menschliche Spezies außerordentlich adaptionsfähig ist. Da ich hier mit Menschen zusammenarbeite, hilft mir diese Erfahrung, meine wissenschaftlichen Parameter neu zu definieren und ...«
Der Pentakka unterbrach sich und wedelte mit seinen Gliedmaßen. Er wirkte interessiert und aufgeregt.
»Sehen Sie, mein Freund! Aus dem Körper des Edirianers hängt ein Stück der Lunge! Sie muss bei einer Auseinandersetzung herausgerissen worden sein! Dort ein Teil ... und hier haben wir tatsächlich etwas von den dicken Adern, die zu den beiden edirianischen Herzen führen, sehen Sie, da drüben! Ich habe einen Schnellkurs in Xenoanatomie belegt, wissen Sie! Ammoniakatmende Wesen haben zum Beispiel besonders widerstandsfähige Lungen. Es ist faszinierend, sich dies einmal aus der Nähe anzusehen!«
Ein würgendes Geräusch ertönte, als Weenderveen sich über die Armaturen des Captains erbrach. Der Pentakka musterte diesen Vorgang etwas irritiert und reichte dem Mann ein Tuch. Weenderveen ergriff es wortlos und wischte sich über den Mund, Thorpa einen absolut vernichtenden Blick zuwerfend.
»Nun, mein Psychogramm war dann doch nicht so falsch«, murmelte dieser, als Weenderveen aus der Zentrale wankte. Dann blickte er auf die verklebte Tastatur und griff seufzend zu einem Reinigungsset. »Das nächste Mal behalte ich meine Analysen besser für mich.«
Dann deaktivierte er die Bildschirme, um sie feucht reinigen zu können.
Er verpasste so einiges.
»Wir werden weiter vordringen«, erklärte Sentenza. Niemand widersprach. Ein Medoroboter verankerte die Leiche des Edirianers an der Schleusenwand. DiMersi schob sich an den anderen vorbei, von den Kampfrobotern flankiert. Dann betrat die Gruppe die Entaxa .
Sie mussten nicht weit gehen, um auf zwei weitere Leichen zu treffen, die in den Methan/ Ammoniakschwaden dahintrieben. Offenbar hatten diese Besatzungsmitglieder versucht, sich in Sicherheit zu bringen, und es bedurfte keiner großen Fantasie, sich auszumalen, was sie dazu bewogen haben mochte, das Schiff so schnell wie möglich zu verlassen. Beide Leichen wiesen erhebliche Verletzungen auf, die nicht aus dem Beschuss von Waffen stammten. Anande kam sehr schnell zu dem Schluss, dass die tödlichen Wunden durch Klauen und Zähne beigefügt worden waren. Sentenzas Verdacht bestätigte sich. Die Katastrophe an Bord der Entaxa hatte mit den Kampfstieren zu tun.
»Dieser hier trägt einen Kombiblaster!«, sagte DiMersi. In der Tat: Die klobige Hand eines Toten umklammerte einen mächtigen, zweiläufigen Blaster, der Energiestöße und kleine Raketen abfeuern konnte. Es handelte sich um eine sehr zerstörerische Waffe.
»Die Magazinanzeige steht auf leer ...«, murmelte Sentenza. »Das heißt wahrscheinlich, dass der Edirianer das gesamte Magazin auf den Feind abgefeuert hat.«
»Oder er kam nicht zum Schießen und hatte gar kein Magazin mehr eingelegt!«, mutmaßte Anande, der die Leichen an der Gangwand verankern ließ. DiMersi schüttelte hinter
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