Die Feurige Braut Des Highlanders
na Gaoith als Regenschutz gedient hatte.
Gelis drehte sich auf dem Bett herum und rieb sich die Augen. Dann kniff sie sie zusammen, um besser sehen zu können. Er stand unnatürlich still, und obwohl sein Gesicht im Schatten lag, sah sie das Glitzern seiner Augen. Und irgendetwas an der Art, wie er sie anstarrte, war so unheimlich, dass sich ihr die Nackenhaare sträubten.
Und er trug keinen Halsschmuck, stellte sie verwundert fest.
Er hatte seinen goldenen Halsreif abgelegt.
Statt des Reifs lag die Kapuze seines Umhangs wie eine Schlange aus schwarzem Stoff um seine Schultern.
Er hob die Hand und trat einen Schritt vor, wie um sie auf sich aufmerksam zu machen. Falls er etwas sagte, so gingen seine Worte in den jähen Windböen unter, die plötzlich gegen den Turm schlugen, an den Fensterläden rüttelten und den Raum mit dem kalten, feuchten Geruch von Regen und nassem altem Stein erfüllten.
»O Gott!«, schrie Gelis, aber auch ihre Worte verloren sich in dem immer lauter werdenden Brausen.
Der Wind, der zu einem durchdringenden, schrillen Heulen angeschwollen war, löschte alles aus, und Gelis nahm nur noch das heftige Brummen in ihrem Kopf wahr, das fast unerträgliche Rauschen des eigenen Bluts in ihren Ohren.
Der Tisch und ihre Truhen versanken im Boden, schnell gefolgt von dem steinernen Kamin und den kleinen Klumpen rot glühenden Torfs. Dann begannen auch die massiven Mauern zu schwanken und sich zu verschieben, stürzten eine nach der anderen in die Dunkelheit und ließen noch tiefere Schatten in das Zimmer eindringen.
Gelis schrie erneut auf und streckte schützend den Arm aus, als einer dieser Schatten an ihr vorbeihuschte. Er war kaum fort, als das große Bett verschwand.
Sie warf sich nach vorn, aber ihre Füße und ausgestreckten Hände hatten die Binsenstreu noch nicht berührt, als sie durch den Boden stürzte. Ihr wirbelnder Fall schleuderte sie in eine noch größere und kältere Finsternis.
»O Gott!«, schrie sie wieder, als sich alles um sie drehte und ihre wild herumfuchtelnden Hände nirgendwo Halt fanden. Unvermittelt schlug sie hart auf etwas auf, das ihr vertraut vorkam - wie die Felldecken auf ihrem Bett?
Aber das Bett war nicht mehr da.
Nichts umgab sie.
Eine große dunkle Leere, die sie von allen Seiten bedrängte und kalt und unerbittlich war in ihrer fürchterlichen Stille.
Nur er war geblieben.
Ihr Herz begann langsam und fast schmerzhaft hart zu schlagen, als sie ihn anstarrte und sich kaum der Hand bewusst war, die sie so fest an ihre Brust presste. Die unheimlichen Stille wich wieder dem Wind und seinem wahnsinnigen Heulen.
Das tobende Chaos schien den Raben ungerührt zu lassen. Ihren Raben, der - so seltsam es war - viel größer als zuvor zu sein schien.
Das Glitzern in seinen dunklen Augen verstärkte sich, und er streckte in einer stummen Bitte seine Arme aus, als die ihn umgebende Dunkelheit noch schwärzer wurde.
Schwarz wie ein Grab.
»Ronan - ich flehe dich an, hör auf damit. Tu das nicht ...« Aber ihre Stimme klang, als käme sie aus weiter Ferne, fast so, als riefe sie ihn vom Grund eines sehr, sehr tiefen Brunnens.
Du machst mir Angst.
Aber diese Worte sprach sie nicht laut aus, weil sie sich ihrer Ängste schämte.
Außerdem hätte er sie ohnehin nicht hören können, denn die Dunkelheit verschlang ihn schon. Finster und undurchdringlich strömte sie herein, legte sich zuerst um seine Knöchel und stieg dann immer höher, schloss sich um seine Knie und seine Hüften, um ihn schließlich ganz und gar zu verschlingen.
Als ob die Schatten ihn begraben wollten.
»Neiiiin!« Gelis schlug die Hände an die Wangen und schüttelte den Kopf. »Aufhören! Bitte!«
Doch nur Stille antwortete ihr, und deren Erbarmungslosigkeit war schlimmer als der kälteste Wind der Hölle.
Gelis schluckte heftig und schlang die Arme um sich. Sie hatte zu zittern begonnen und wollte die Augen schließen, als die Dunkelheit seinen Nacken erreichte, aber sie konnte den Blick nicht abwenden.
Nur seine Augen waren noch zu sehen.
Dunkel und eindringlich blickten sie Gelis an und glühten so heiß und orangefarben wie zuvor die Torfstücke im Kamin.
Aber dann war es wirklich das glimmende Torffeuer, in das sie starrte.
Denn der Rabe war verschwunden, und sie lag wieder in seinem prunkvollen Bett.
Und das Schlafzimmer sah aus wie zuvor.
Es gab keine Windböen mehr, die an den Wandbehängen zerrten oder an den fest geschlossenen Fensterläden rüttelten. Der Tisch am
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