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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Das hier war etwas anderes.«
    Wenigstens hatte sie aufgehört, auf und ab zu gehen. Schnell sprach Danielle weiter, in der Hoffnung, sie beide abgelenkt zu halten. »Lirea hatte zwei Schwänze.«
    »Die meisten Undinen haben nur einen«, sagte Talia. »Die königliche Blutlinie hat zwei. Sie glauben, das macht sie überlegen, bringt sie näher ans Menschsein. Sie sind auch schnellere Schwimmer.«
    »Beatrice sagte, sie sei eine von Posannes' Töchtern.« Hatte Lirea ihren eigenen Vater ermordet, um die Herrschaft über ihren Stamm zu übernehmen? »Lirea hat nach ihrer Schwester gefragt.«
    »Die Macht geht durch die Frauen über. Posannes hat den Stamm erst geführt, nachdem seine Frau gestorben war. Auch wenn er die Krone trug, hatten seine Töchter die wahre Macht inne. Nach ein oder zwei Jahren hätte die Älteste übernommen. Wenn Lirea nach ihrer Schwester sucht, dann versucht sie vermutlich, die Konkurrenz aus dem Weg zu räumen.«
    Beatrice hatte es gewusst. Sie hatte nach Posannes gesucht, und sie hatte die Gefahr erkannt, die Lirea darstellte. »Hat Beatrice jemals mit dir über Lannadae gesprochen?«
    »Nein.« Talia schnaubte. »Aber es würde mich nicht überraschen. Du kennst ja Königin Bea; sie hatte etwas dafür übrig, verängstigte Prinzessinnen aufzunehmen.«
    Danielle musste lächeln, auch wenn sich bei dem Wort hatte ihr Herz verkrampfte.
    Knarrend öffnete sich die Tür, und Schnee schlüpfte herein. »Sie lebt.«
    Durch tränenverschleierte Augen sah Danielle, wie Talia sich etwas entspannte.
    »Prinz Armand setzt gerade eine Note für den König auf«, fuhr Schnee fort, wobei sie sich an Danielle richtete. »Er möchte, dass du mit dem Vogel sprichst und die Dringlichkeit der Botschaft betonst. Sag ihm, er soll so schnell fliegen, wie er kann.«
    Danielle erhob sich, um zu gehen, aber Schnee hielt sie zurück.
    »Was ist los?«, fragte Talia und umklammerte den Speer mit beiden Händen.
    Schnee setzte sich aufs Bett. Sie sah müde aus. Müde und alt. Einen Moment lang fürchtete Danielle, sie habe einen Teil ihres Lebens geopfert, um das von Beatrice zu retten. Schon zwei Mal hatte Schnee dunkle Mächte herbeibeschworen, um sie zu beschützen; jedes Mal hatte der Preis sieben Jahre ihres Lebens betragen. Beim ersten Mal hatten diese Mächte Schnees Mutter getötet und Schnee damit das Leben gerettet. Das zweite Mal war im letzten Jahr gewesen, als sie Danielle und Talia gerettet hatten.
    Seit jenem Tag war Schnees nachtschwarzes Haar mit weißen Strähnen durchsetzt, und Fältchen hatten sich um ihre Augenwinkel gebildet. Danielle sah genau hin, bemerkte jedoch keine neuen Zeichen des Alters. Schnee war einfach nur abgespannt.
    »Erzählt mir von dem Messer, das Lirea benutzt hat«, forderte Schnee sie auf.
    »Die Klinge war aus Abalone«, sagte Talia. »Ungefähr so lang wie meine Hand, zwei Finger breit. Zweischneidig und dünn. Keine Waffe zum Kämpfen: Sie würde wahrscheinlich zerbrechen, wenn man versuchte, einen gepanzerten Gegner niederzustechen. Vielleicht sogar schon, wenn die Klinge auf einen Knochen träfe.«
    »Nein, würde sie nicht.« Schnee legte die Hände zusammen. Die Haut war rot, wund gerieben. Blut befleckte die Aufschläge ihres Hemds.
    »Was meinst du damit?«, hakte Danielle nach.
    »Ich habe getan, was ich konnte, um ihrem Körper bei der Heilung zu helfen. Hoffman ist im Augenblick dabei, die Wunde zu vernähen, und ich habe Arzneien, die ihre Genesung beschleunigen werden. Aber Genesung ist ebenso eine Sache des Fleisches wie des Geistes.«
    »Beatrice ist die stärkste Frau, die mir je begegnet ist«, sagte Danielle. »Sie ist die einzige Person, die ich kenne, die es in puncto Sturheit mit Talia aufnehmen kann. Ihr Geist -«
    »Ist nicht da«, unterbrach Schnee sie mit überschnappender Stimme.
    Talia kam näher heran. »Du hast doch gesagt, sie ist noch am Leben!«
    »Ihr Herz schlägt. Ihr Körper atmet. Aber Beatrice ...« Schnee ergriff Danielles Hand. »Beatrice ist fort.«

Kapitel 2
    In den Jahren, nachdem sie von ihrem Fluch ›befreit‹ worden war, hatte Talia zwei Kampfstile erlernt. Der erste war der formale Sik-h'ara-Stil: Das war Distanzformkämpfen mit dem Schwerpunkt auf ansatzlosen Tritten aus der Körperdrehung heraus und schnellen Schlägen mit der offenen Hand.
    Talia bevorzugte Sik-h'adan, die Nahform. An Sik-h'adan war nichts Formales. Dieser Stil war es, den sie jetzt in der beengten Kajüte praktizierte, als sie einem imaginären Feind

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