Die Firma
zusammengearbeitet hat.«
»Gibt es dafür einen besonderen Grund?«
»Eigentlich nicht Er ist ein großartiger Bursche, aber nicht gerade ein Mannschaftsspieler. Eine Art Einzelgänger, der es vorzieht, für sich allein zu arbeiten. Er und seine Frau haben Probleme miteinander, und es wird darüber geredet, daß sie getrennt leben. Aber das behält er für sich.«
Mitch schob seinen Teller von sich und trank einen Schluck Eistee. »Ist er ein guter Anwalt?«
»Ja, ein sehr guter. Sie sind alle gut, sonst wären sie nicht Partner geworden. Viele seiner Klienten sind reiche Leute mit Millionen, die sie in Steueroasen unterbringen möchten. Er bildet Kommanditgesellschaften. Seine Abschreibungsmanöver sind manchmal riskant, und er ist bekannt für seine Art, Risiken einzugehen und es hinterher mit dem Fiskus auszufechten. Die meisten seiner Klienten nehmen jedes Risiko auf sich. Sie werden eine Menge Recherchen anstellen und nach Mitteln und Wegen suchen müssen, die Steuergesetze auszunützen. Das dürfte Ihnen Spaß machen.«
»Während des Essens hat er die halbe Zeit über das Stundenmachen geredet«
»Das ist auch sehr wichtig. Wir stehen ständig unter dem Druck, mehr und mehr anrechenbare Stunden zu erbringen.
Alles, was wir zu verkaufen haben, ist unsere Zeit. Sobald Sie das Anwaltsexamen bestanden haben, werden Ihre geleisteten Stunden allwöchentlich von Tolar und Royce McKnight begutachtet Das geht alles über den Computer, und sie können auf den Cent genau berechnen, was Sie einbringen. In den ersten sechs Monaten wird erwartet, daß Sie dreißig bis vierzig Stunden pro Woche lei s ten. Danach etliche Jahre lang fünfzig.
Bevor man daran denkt, Sie zum Partner zu machen, müssen Sie über viele Jahre hinweg konstant sechzig Stunden pro Woche erbringen. Kein aktiver Partner stellt weniger als sechzig Stunden pro Woche in Rechnung - den größten Teil davon zum Höchstsatz.«
»Das sind eine Menge Stunden.«
»So hört es sich an, aber das täuscht. Die meisten guten Anwälte können acht oder neun Stunden pro Tag arbeiten und zwölf in Rechnung stellen. Das nennt man Aufpolstern. Es ist nicht gerade fair dem Klienten gegenüber, aber alle tun es. Die großen Firmen sind dadurch groß geworden, daß sie ihre Akten aufpolsterten. Das gehört zu den Spielregeln.«
»Klingt unmoralisch.«
»Das sind auch die Anwälte, die Leute dazu überreden, auf Schadenersatz zu klagen. Es ist unmoralisch, wenn ein Rauschgiftanwalt sein Honorar in bar akzeptiert, solange er Grund zu der Annahme hat, daß es schmutziges Geld ist. Es gibt eine Menge Dinge, die unmoralisch sind. Was ist mit einem Arzt, der hundert Kassenpatienten pro Tag abfertigt? Odermit einem, der unnötige Operationen vornimmt? Einige der unmoralischsten Leute, die mir je begegnet sind, waren meine eig e nen Klienten. Es ist einfach, einen Vorgang aufzupolstern, wenn man weiß, daß der Klient ein Mu l timillionär ist, der den Staat prellen möchte und von einem verlangt, daß man es legal tut. Wir alle machen es.«
»Wird es einem beigebracht?«
»Nein. Sie lernen es irgendwie. Anfangs arbeiten Sie Tag und Nacht, aber das können Sie nicht lange durchhalten. Also fangen Sie an, nach Abkürzungen zu suchen. Glauben Sie mir, Mitch, wenn Sie erst einmal ein Jahr bei uns sind, dann wissen Sie, wie man zehn Stunden arbeitet und doppelt so viele in Rechnung stellt. Es ist eine Art sechster Sinn, den Anwälte sich zulegen.«
»Was werde ich mir sonst noch zulegen?«
Lamar ließ seine Eiswürfel klirren und dachte einen Augenblick lang nach. »Ein gewisses Maß an Zynismus. Dieses Geschäft setzt einem zu. An der Universität hat man Idealvorstellungen über das, was ein Anwalt sein sollte. Ein Kämpfer für die Rechte des Einzelnen, ein Verteidiger der Verfassung, ein Beschützer der Unterdrückten, ein Advokat der Prinzipien des Klienten. Und wenn man dann sechs Monate praktiziert hat, wird einem klar, daß wir nichts sind als Mietlinge.
Sprachrohre für den Verkauf an den Meistbietenden, verfügbar für jedermann, jeden Ganoven, jeden Widerling mit genügend Geld, um unsere horrenden Honorare zu zahlen. Nichts schockiert Sie mehr. Angeblich ist es ein ehrenwerter Beruf, aber Sie werden so vielen betrügerischen Anwälten begegnen, daß Sie aufgeben und sich einen ehrlichen Job suchen möchten. Ja, Mitch, Sie werden zynisch werden. Traurig, aber wahr.«
»Das sollten Sie mir nicht gerade in diesem Stadium meiner Laufbahn erzählen.«
»Das
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