Die Firma
ohne Schubladen, Ohrensessel aus weinrotem Leder und eine sehr teure orientalische Brücke. Mitch erklärte, das wäre wundervoll.
Sie ging, und er ließ sich an dem alten Schreibtisch nieder, einem, an dem nichts auszusetzen war und der ihm recht gewesen wäre, aber er galt als gebraucht und deshalb nicht gut genug für einen neuen Anwalt bei Bendini, Lambert & Locke.
Das Büro maß viereinhalb mal viereinhalb Meter und hatte zwei knapp zwei Meter hohe Fenster, die nach Norden und auf den zweiten Stock des gegenüberliegenden alten Gebäudes hinausgingen. Wenn man sich den Hals verrenkte, konnte man im Nordwesten gerade noch einen Blick auf den Fluß erhaschen. Die Wände bestanden aus Kunststein und waren kahl. Sie hatte ein paar Bilder ausgesucht. Für die »Ego-Wand«
wählte er die dem Schreibtisch gegenüberliegende, hinter den Ohrensesseln. Seine Zeugnisse und Diplome mußten aufgezogen und gerahmt werden. Das Büro war groß für einen jungen Anwalt. Viel größer als die Kabuffs, in die man in New York und Chicago die Anfänger steckte. Für ein paar Jahre würde es seinen Zweck erfüllen. Dann kam eins mit einer besseren Aussicht. Dann eines der Eckbüros, eine der Machtzentralen.
Miss Nina Huff klopfte an seine Tür und stellte sich als die Sekretärin vor. Sie war eine dickliche Frau von fünfundvierzig, und man brauchte nur einen Blick auf sie zu werfen, um zu verstehen, weshalb sie noch ledig war. Da sie keine Familie zu unterhalten hatte, gab sie offensichtlich ihr gesamtes Geld für Kleidung und Make-up aus - völlig umsonst. Mitch fragte sich, weshalb sie nicht stattdessen in einen Fitnessberater investierte. Sie teilte ihm unumwunden mit, daß sie jetzt achtei n halb Jahre bei der Firma war und alles wußte, was es über die Arbeitsmethoden zu wissen gab. Wenn er Fragen hätte, sollte er sich an sie wenden. Dafür dankte er ihr. Sie war im Schreibbüro gewesen und dankbar, wieder als Sekretärin arbeiten zu können. Er nickte, als könnte er das voll und ganz verstehen. Sie fragte ihn, ob er wüßte, wie man mit Diktiergeräten umging. Ja, sagte er. Im Vorjahr hatte er eine Zeitlang bei einer Dreihundert-Mann-Firma in Wall Street gearbeitet, die mit der neue s ten Bürotechnologie ausgerüstet gewesen war. Aber er versprach, wenn er ein Problem hätte, würde er sie fragen.
»Wie heißt Ihre Frau?« wollte sie wissen.
»Warum ist das wichtig?« fragte er.
»Wenn sie anruft, wüßte ich gern ihren Namen, damit ich am Telefon richtig nett und freundlich sein kann.«
»Abby.«
»Wie möchten Sie Ihren Kaffee?«
»Schwarz, aber ich mache ihn selber.«
»Es macht nur nichts aus, für Sie Kaffee zu machen. Das gehört zu meinem Job.«
»Ich mache ihn selber.«
»Alle Sekretärinnen tun das.«
»Wenn Sie jemals meinen Kaffee anrühren, sorge ich dafür, daß Sie in den Postraum versetzt werden und Briefmarken anlecken müssen.«
»Das tut bei uns eine Maschine. Werden in Wall Street Briefmarken angeleckt?«
»Das war nur so eine Redensart.«
»Gut, ich habe mir den Namen Ihrer Frau gemerkt, und wir sind uns über den Kaffee einig, es kann also losgehen mit der Arbeit.«
»Morgen früh. Seien Sie um halb neun hier.«
»Jawohl, Boss.« Sie ging, und Mitchell lächelte. Sie war ein verrücktes Huhn, aber es würde Spaß machen, mit ihr zu arbeiten.
Der nächste war Lamar Quin. Er war spät daran für eine Verabredung mit Locke, wollte aber trotzdem schnell bei seinem Freund hereinschauen. Er freute sich, daß ihre Büros nahe beieinander lagen. Er entschuldigte sich nochmals wegen des Essens am Donnerstag. Ja, er und Kay und die Kinder würden um sieben kommen, um das neue Haus und die Möbel zu besichtigen.
Hunter Quin war fünf. Seine Schwester Holly war sieben.
Beide aßen die Spaghetti mit perfekten Manieren von dem nagelneuen Eßtisch und ignorierten pflichtgemäß das Gespräch der Erwachsenen. Abby beobachtete sie und träumte von eigenen Kindern. Mitch fand sie reizend, verschwendete aber keine weiteren Gedanken an sie. Er war zu sehr damit beschäftigt, die Ereignisse des Tages Revue passieren zu lassen. Die Frauen aßen schnell, dann verschwanden sie, um die Möbel zu besichtigen und sich über die Renovierung zu unterhalten. Die Kinder nahmen Hearsay in den Hintergarten mit.
»Ich bin ein wenig überrascht, daß man Sie Tolar zugewiesen hat«, sagte Lamar, nachdem er sich den Mund abgewischt hatte.
»Weshalb?«
»Ich glaube nicht, daß er je mit einem jungen Anwalt
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