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Die Flirtfalle

Die Flirtfalle

Titel: Die Flirtfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Juergens
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Schweigen, währenddessen ich mir vorkam wie die Hauptdarstellerin eines Theaterstücks, das von der Sklaverei im Mittelalter handelte. Viktor fand als Erster zu sich. 
    „ Melanie, schön dich zu sehen!“, sagte er, kam auf mich zu und umarmte mich väterlich. „Darf ich dir meinen Neffen vorstellen?“ Er führte mich zu einem jungen Mann, der mit dem Rücken zu uns dastand und die Fische im Aquarium anstarrte, als wären sie aus echtem Gold.
    „Leo, darf ich vorstellen. Das hier ist Melanie.“
    Wir gaben uns die Hand. Leo war eine Mischung aus Brad Pitt und Enrique Iglesias, sah aber nicht wie ein typischer Macho aus, denn sein Pony war frisch gekämmt.
    „Meine Mutter kauft alle paar Tage einen neuen Goldfisch dazu und wie Sie sehen - das Aquarium ist schon übervölkert. Leider kann das zu einer Störung der bakteriellen Abbauvorgänge oder gar zu einer Vergiftung der nitrifizierenden Bakterien führen, was wiederum zu hohen Ammonium- und Nitratmengen im Wasser führen würde, was seinerseits fatale Folgen für die Fische haben könnte“, sagte ich, da ich das Gefühl hatte, etwas in dieser Situation sagen zu müssen. Leo nickte, sah mich aber an, als hätte er kein Wort verstanden. 
    „Bitte, lasst uns am Tisch Platz nehmen“, hörte ich Mutti sagen. Ich setzte mich neben Justin und begann, eine Serviette um seinen Hals zu binden.
    „Mama, bist du kra -hank? Warum hast du das da a-han?“  
    „Liebes, es ist alles gut. Mama hat sich nur ein wenig schick gemacht, nicht wahr?“, sagte ich, während ich versuchte Mutters Feuerblick zu ignorieren. Ha! Jetzt wünscht sie sich bestimmt, ich hätte meine Jeans und das T-Shirt anbehalten. Tjaaaa, das mit dem Umziehen war ja nicht meine Idee gewesen. 
    Während des Essens unterhielten sich Mutti und Viktor sehr angeregt, während mein Zukünftiger mich neugierig mit Blicken erforschte, als wäre ich eine auf einem rumänischen Heiratsmarkt zum Kauf angebotene Zigeunerin. Nach dem Essen kam die nächste Stufe der Verkupplungsstrategie. Viktor und Mutti bestanden darauf, einen Spaziergang mit Justin zu unternehmen, mit der Begründung, dies wäre das Allerbeste, was einem Vierjährigen nach einer Sonntagsmahlzeit überhaupt passieren kann.
    „Wir sind in zwei Stunden wieder da!“, rief Mutti, bevor sie die Eingangstür hinter sich zuwarf. Leo und ich schwiegen eine Weile vor uns hin.
    „Kennen sie die Manmathpriya-Stellung?“, fragte ich, in der Hoffnung, den Eindruck zu erwecken, nicht ganz bei Sinnen zu sein, um eventuelle Anmachversuche von Leos Seite im Keim zu ersticken. 
    „Sorry, aber ich hab dich akustisch nicht verstanden.“ Himmel, das ging aber schnell! Ich konnte mich nicht daran erinnern, Leo erlaubt zu haben mich zu duzen.
    „Ich fragte, ob Sie die Manmathpriya-Stellung kennen. Es ist ein Kama-Sutra-Begriff, falls ich Ihnen damit auf die Sprünge helfen kann“, sagte ich cool, spürte aber, wie ich vor Verlegenheit errötete.
    „Huuuuiii, du willst mir aber schnell an die Wäsche, was?“, sagte er und lachte los.
    Idiot. Jeder durchschnittlich intelligente Mensch hätte sofort begriffen, dass ich mir eine Scherzfrage erlaubt hatte, die bezwecken sollte, die gegenüberstehende Person einzuschüchtern bzw. loszuwerden.
    „Ich hab das mitgekriegt“, sagte er dann, „ Das mit dem Kleid. Klasse, wie du deine Mutter zu erziehen versuchst. Echt klasse!“ Leo sah mich begeistert an. „Lass mich raten. Sie will uns verkuppeln, habe ich Recht?“
    Mir war die Zunge vertrocknet, sonst hätte ich bestimmt ein ja über die Lippen gebracht.
    „Ich kenne das. Meine Verwandtschaft versucht das mit mir auch. So wie heute. Das ist der fünfte Versuch meines Onkels, mich zu verkuppeln. Nach dem Tod meines Vaters hat sich Onkel Viktor in den Kopf gesetzt, er wäre dafür zuständig, eine Braut für mich zu organisieren. Ich kann ihn irgendwie verstehen, weißt du? Sieh mich doch an! Ich bin fünfunddreißig, kann mich durchaus blicken lassen, hab einen tollen Job, gutes Einkommen, eine schöne Wohnung …, aber keine Freundin. Und das können alle nicht begreifen.“
    Ehrlich gesagt, konnte ich es in dem Moment auch nicht. Ich sah Leo fragend an.
    „Ich bin an Frauen nicht interessiert. Ich bin schwul. Mein Onkel weiß das, hat aber die krankhafte Vorstellung, wenn ich die richtige Frau kennen lerne, werde ich von heute auf morgen hetero. Dieser Schwachsinn ist Schuld daran, dass sich Viktor immer wieder bemüht, irgendwelche Treffen mit

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