Die Flirtfalle
Frauen zu organisieren.“
Lieber Gott im Himmel, ich danke dir! Eine Sorge weniger.
„Also dein Kleid, das ist echt der Hammer! Stell dich doch mal hin! Lass es mich noch einmal genau anschauen.“
Keine Ahnung, was in mir vorging, aber ich stellte mich tatsächlich hin und machte sogar eine 360-Grad-Drehung. Leo brach in schallendes Gelächter aus.
„Wahnsinn! Und diese Kama-Sutra-Anmache! Genial! Du bist mir richtig sympathisch, weißt du das? Was ist? Hab ich dich eingeschüchtert?“
Eigentlich hatte ich nichts dagegen, einem Mann, der an Frauen nicht interessiert war, sympathisch zu sein, außerdem fand ich Leo mit seinem Pony wie geleckt, irgendwie nett und witzig.
„Hier“, sagte er und klatschte seine Visitenkarte auf den Tisch. „Ich bin zur Zeit solo, das heißt, etwas einsam. Falls du mit jemandem reden willst, dann melde dich einfach. Du bist echt in Ordnung, weißt du das?“
Ich fand Leo auch in Ordnung. Mutti hatte mit ihm einen Volltreffer gelandet. Der Mann war interessant und witzig und das tollste überhaupt - er war an Frauen nicht interessiert.
Ich lief ins Schlafzimmer, zog das peinliche Kleid aus, schlüpfte wieder in meine Jeans und das T-Shirt, rückte mir die Haare zurecht. Ein schwuler Mann. Faszinierend. Plötzlich fiel mir ein, dass ich längst auf dem Flohmarkt hätte sein sollen.
„Kannst du mir bitte einen Gefallen tun? Sag meiner Mutter, ich werde Justin heute Abend abholen. Ich hab noch eine wichtige Verabredung.“ Ich schnappte mir die Handtasche und lief hinaus.
Kapitel 5
D rei Stunden Flohmarkt-Aufenthalt brachten mir 22,50 Euro. Immerhin. Mit dem Geld tankte ich mein Auto, sodass der rote Punkt auf der Tankanzeige, der mich seit Tagen wie ein Draculaauge anstarrte, endlich verschwunden war. Nachdem ich die restlichen neunhundertachtzig Kugelschreiber sowie Justins übrig gebliebenen Altkram in den Keller getragen hatte, gönnte ich mir einen Milchshake und dazu eine Tafel Schokolade. Ich legte meine Füße hoch, genoss die himmlische Ruhe und dachte nach. Sollte ich zu Lisa und Anna fahren und anschließend Justin abholen oder erst Justin abholen und danach zu Lisa und Anna fahren oder aber Justin bei Mutti schlafen lassen und Lisa und Anna zu mir einladen.
Ha! Telefon!
„ Melanie! Ich habe mich in meinem ganzen Leben selten so schämen müssen! Dieses Kleid ist ein Familienheiligtum und ich weiß, dass du es gewusst hast. Liebes, was war nur in dich gefahren, das Hochzeitskleid meiner Großmutter anzuziehen?“
Das war also das hochwertige Kleid, von dem so oft die Rede war und das Mutti einem Museum schenken wollte. Woher konnte ich denn wissen, wie das verdammte Hochzeitskleid meiner Urgroßmutti aussah?
„… mit diesem scheußlichen Fleck vorne, als wärst du eine …“
Ich drückte den Hörer in das Sofakissen neben mir. Herrlich . Mum hörte sich wieder wie eine Wespe an. Irgendwann hörte das Summen auf und ein Klopfen ließ mich vermuten, dass sie den Hörer aufgelegt hatte. Ich rief sie sofort zurück.
„ Mum, die Leitung war plötzlich tot. Wann soll ich denn Justin abholen?“
„Jetzt! Du solltest deinen Sohn jetzt abholen!“, rief sie in den Hörer und legte wieder auf.
Mutti war böse auf mich und wollte Krieg. Gut. Bitte. In den nächsten drei Wochen wird sie Justin nicht zu Gesicht bekommen. Mal schauen, wie lange sie es ohne ihr Spätzlein aushalten kann. Ha! Spätestens nach einer Woche wird sie vor Sehnsucht nach Justin das Handtuch werfen und mich anflehen, ihn zu ihr zu bringen. Ich dachte wieder an Lisas Macho, diesen Mark, den ich in eine Flirtfalle locken sollte. Allmählich musste ich mir eine Anbaggermasche überlegen. Natürlich wollte ich nicht, dass dieser Mark auf mich abfährt, noch weniger aber wollte ich, dass er nicht auf mich abfährt.
Abends saßen Anna, Lisa und ich am Tisch und aßen die Familienpizza ‚Gigant’, die Lisa mitgebracht hatte, während Justin, Karin und Franka im Kinderzimmer tobten.
„ Melanie, das mit gestern Abend tut mir aufrichtig leid. Das nächste Mal bringst du Justin zu mir, und dann gehen wir alle drei aus, ja? Erzähl. Was hast du heute Schönes erlebt?“ Lisa blickte mich an, als würde sie mich zutiefst bemitleiden.
„Ich habe heute einen sehr netten Mann kennengelernt“, sagte ich.
„ Echt? Warst du bei deiner Mutter essen? Wen hat sie diesmal eingeladen? Nun sag schon!“, quasselte Lisa wieder los.
„Er sieht aus wie ein Hybrid aus Brad
Weitere Kostenlose Bücher