Die Flirtfalle
Mum wird deine Zimmerrechnung mitsamt aufgelisteter Pornos zu Gesicht bekommen?!“
„Und wenn schon! Ich bin dreißig und keine fünfzehn mehr. Nun sag endlich. Bist du heute Abend mit Mark verabredet? Ihr seid doch noch zusammen oder?“
„ Ja klar. Wir sind heute Abend verabredet“, sagte Lisa. Sie waren also noch zusammen. Natürlich. Genau wie ich es befürchtet hatte.
„ Lisa, ich muss jetzt auflegen. Grüß Anna von mir.“
„Mach ich. Melanie, viel Spaß noch beim Zugucken!“ Lisa lachte.
Kapitel 16
A bends um acht Uhr machte ich mich auf den Weg zum Hotelrestaurant. Ich hatte mich für das neue, sportlich elegante Kleid in schwarzgelb entschieden - das schönste Kleidungsstück, das ich seit Jahren trug. Meine Löwenmähne war sorgfältig gekämmt, mein Gesicht mit Rouge und Lippenstift frisch aufgepeppt.
Justin, Mutti und Vati erwarteten mich am Tisch.
„Hallo zusammen!“, rief ich und versuchte ein unschuldiges Gesicht zu machen, in der Hoffnung, man würde mir nicht ansehen, dass ich das Pornofilm-Angebot des Hotels in Anspruch genommen hatte. Ich gab Justin einen Kuss, richtete meinen Blick auf Viktor und setzte gerade zu einer Dankesrede an, als plötzlich ein dunkelhaariger Typ mit dem Blick eines dreifach geschiedenen Mannes auftauchte und sich zu uns setzte, als gehörte er zur Familie.
„ Melanie, darf ich dir Philipp vorstellen? Er ist der Sohn eines langjährigen Freundes. Philipp und ich sind uns ganz zufällig in der Sauna begegnet! Philipp, das ist Melanie, Lianes Tochter.“
Während wir unser Kennenlernen mit einem Handschlag besiegelten, glaubte ich, Phili pps Gedanken hören zu können: ‚Die Braut ist nicht hässlich, ganz so fett ja auch nicht, ein Kind hat sie schon, demzufolge ist sie leider keine Jungfrau mehr, andererseits beweist das Kind, dass sie fruchtbar ist. Ja, ich bin interessiert!’
Wie konnte ich nur so naiv gewesen sein zu glauben, dass die Sache mit diesem Kurzurlaub keinen Haken hätte! Mutti und Viktor hatten mich hierher gelockt, um einen nächsten miesen Versuch zu unternehmen, mich zu verkuppeln. Deswegen auch dieses ganze Gerede mit dem Schickmachen. Ich wollte gerade das tun, was jede über ein wenig Selbstachtung verfügende Frau an meiner Stelle auch getan hätte, nämlich eine Szene, als Justin plötzlich so in Tränen ausbrach, als hätte er gerade ein dreitägiges Lutscherverbot verhängt bekommen. Ich wollte meinen Goldschatz in die Arme schließen, doch er stieß mich zur Seite, rannte zu meiner Mutter und setzte sich auf ihren Schoß, lautstark „Mama“ schreiend.
„Mutti, wie es aussieht hast du den ganzen Tag damit verbracht, Justin beizubringen, dich Mama zu nennen. Ich bin wirklich gespannt, was dir als Nächstes einfallen wird!“
„ Melanie, würdest du mich bitte begleiten?“, sagte sie, richtete sich auf und setzte Justin auf Viktors Schoß ab. Wir liefen davon.
„ Was hast du dir bloß dabei gedacht? Schau dich doch nur an!“, brüllte sie los und deutete auf den Spiegel über den Waschbecken in der Damentoilette. „Durch die Dauerwelle sieht dein Kopf doppelt so groß aus, aber damit nicht genug! Dein Gesicht ist so geschminkt, dass man dich glatt mit einer der Hexen aus Justins Märchenbüchern verwechseln könnte!“
Es dauerte eine Weile, bis mir dämmerte, was Mutti eigentlich sagen wollte: Mein eigenes Kind hatte Angst vor mir! Hals über Kopf rannte ich aufs Zimmer, wo ich mich schnell abschminkte, meinen brummenden Schädel unter den Wasserhahn legte und das Wasser aufdrehte. Anschließend band ich mir die nassen Haare zu einem Pferdeschwanz. Der erneute Blick in den Spiegel verriet mir, dass mein Kopf auf seine Originalgröße geschrumpft war.
Zurück i m Restaurant erkannte mich Justin sofort wieder und streckte seine Ärmchen nach mir aus. Ich schloss ihn in meine Arme, unterdrückte eine Glücksträne und nahm mir Folgendes vor:
1. Mich nie wieder fachmännisch schminken zu lassen.
2. Morgen früh meine Haare schneiden zu lassen.
3. Rücksicht auf Justin zu nehmen und meine Haare nicht färben zu lassen.
4. Morgen am aktiven Entspannungsprogramm teilzunehmen.
„Die Welt ist wirklich klein. Man sieht sich jahrelang nicht und eines Tages, da sitzt man sich nackt in einer Hotelsauna gegenüber. Also, Zufälle gibt es!“, sagte Viktor und lachte. Ich lachte mit, um zu zeigen, dass ich diese Zufallsgeschichte nicht nur glaubte, sondern auch äußerst witzig fand.
Die Vorspeise wurde
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