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Die Flirtfalle

Die Flirtfalle

Titel: Die Flirtfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Juergens
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‚Ich möchte’, und man fragt nicht hundertmal hintereinander ‚Kann ich?’.“
    „Kann ich? Kann ich? Kann ich? Kann ich?“
    Warum sind die Kinder so? Warum?
    „Kaaaan iiich?“
    „Ja, Schatz. Das kannst du“, sagte ich resignierend. Justin strahlte mich an und zermatschte vor lauter Freude mit dem Ellbogen sein Tortenstück. 
    „Ich muss ohnehin einiges erledigen. Einkaufen, die Wohnung sauber machen, Fotos neu sortieren, Justins Schuhe putzen, eine Bewerbung schreiben“, sagte ich und dachte, dass ich tatsächlich Folgendes zu erledigen hatte:
    1. Mein Testament schreiben.
    2. Einen Schreibblock besorgen und eine sehr lange Kurzgeschichte anfangen.
    3. Lisa und Anna anrufen und fragen, wo es heute Abend hingeht. Nur so aus reiner Neugier.
    4. Mark anrufen (sollte er sich bis einundzwanzig Uhr nicht gemeldet haben) und ihm das Aus erklären.
    5. In eine Apotheke gehen und fragen, was diese Diätpillen kosten, die es möglich machen, dass man sich als Frau regelmäßig vollfressen kann und trotzdem täglich ein Pfund abnimmt. Wenn unter zwanzig Euro, dann sofort kaufen.
    Hier drehte meine Fantasie wieder durch und ich stellte mir vor, wie ich megaschlank in bauchfreiem Top und Jeans, aus der mein Schlüpfer herausschaut, herumlaufe, eine Schachtel Pralinen in der Hand und ohne schlechtes Gewissen wegen Gewichtzunahme eine Praline nach der nächsten vernasche.
    Während ich aus reiner Höflichkeit das Tortenstück verspeiste und mir dabei lebhaft vorstellte, wie sich das Fett gleichmäßig auf Hüften und Po verteilte, begann Mum uns mit der Aufzählung der Hochzeitsgäste zu nerven.
    Ein schreckliches Gefühl . Diese fettige Masse! Am Liebsten wäre ich auf die Toilette gerannt und hätte versucht, alles wieder auszubrechen.
    „ Melanie, nächste Woche müssen wir beide einkaufen gehen. Du brauchst ein schönes Kleid und Schuhe für die Hochzeit.“  
    „Falls du mich als Brautjungfer eingeplant hast, dann muss ich dich leider enttäuschen.“ Das Bild, auf dem ich in einem albernen rosa Kleid verlegen in einer Ecke stand und zu Boden sah, flimmerte wieder vor meinen Augen.  
    „Brautjungfer?“ Mutti lachte. „Sag jetzt nicht, du hättest auch noch gedacht ich würde ein weißes bodenlanges Hochzeitskleid und einen Schleier tragen!“
    Ja, verdammt. Genau das dachte ich.
    „Nein. Das habe ich natürlich nicht gedacht.“
    „Selbstverständlich wird es keine Brautjungfern geben. Du brauchst trotzdem ein schönes Kleid, das du dir selber aussuchen darfst. Auf das Geld brauchst du nicht zu schauen.“
    Prima! Mum war die Beste. Eine solche Gelegenheit durfte ich mir nicht entgehen lassen. Mein Plan ging so:
    1. Ich suche mir das teuerste unter den teuren Kleidern aus.
    2. Da oft das Teuerste auch das Hässlichste war, sollte ich mich darin üben, eine falsche Begeisterung für das Kleid vorzutäuschen, um Mutter zum Kauf zu bewegen.
    3. Am nächsten Tag das kostbare Stück zurückbringen und das Geld zurückverlangen.
    4. Mit dem Geld einen gebrauchten Computer kaufen.
    5. Mit dem Abtippen der langen Kurzgeschichte anfangen.
    6. Ein billiges Kleid (Secondhandladen) für Mutters Hochzeit kaufen.
    7. Mutti anlügen, ich hätte das für die Hochzeit gekaufte Kleid beim Bügeln verbrannt und weggeworfen.
    Das wäre eine Notlüge, die bestimmt nicht als Sünde zählte. Schließlich brauchte ich kein weiteres verdammtes Kleid, sondern einen Computer.
    „Danke, Mum. Ich freue mich darauf.“
    M utti freute sich auch. Sie legte ein weiteres Stück Kuchen auf meinen Teller und schenkte mir warmen Kakao nach. 
     

Kapitel 20
     
    Z wei Stunden später saß ich an meinem Testament und versuchte verzweifelt eine Formulierung zu finden, die mir einigermaßen gelungen erschien. Ich hatte null Ahnung, wie man ein Testament schreibt, traute mich aber nicht, Mutti zu fragen, denn ich kannte sie gut und wusste, sie würde sofort schlussfolgern, dass ich mir vorgenommen hätte zu sterben. Vor Besorgnis würde sie dann die Hochzeit platzen lassen, um sich voll und ganz der neuen Mission hinzugeben, nämlich meinen Tod zu verhindern. Ich könnte Marta fragen. Sie hat ihr Testament garantiert schon verfasst und beim Notar hinterlegt. Was wäre aber, wenn sie mich bei Lisa verpetzt und ihr damit den endgültigen Beweis liefert, dass mit mir irgendetwas nicht stimmt? Nein. Ich musste da allein durch. Immerhin hatte ich schon den Anfang hinbekommen, den ich unendlich oft verworfen und neu geschrieben

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