Die Flirtfalle
begleitete.
„Klar, machen wir“, sagte ich und dachte, dass ich mir nie wieder einen Abend auf diese Art und Weise verderben lassen darf. Obwohl. Ganz so schlecht war der Abend nun auch wieder nicht. Eigentlich war er ganz okay, ja beinahe gelungen. Um nicht zu sagen sehr gelungen.
Was Mark wohl gerade macht?
Kapitel 22
Samstag, eine Woche später
E in nicht ganz vergeudeter Samstag. Die Bummeltour mit Mutti war eine ätzende Angelegenheit, aber nun hatte ich alles hinter mir. Dreizehn Kleider musste ich anprobieren, bevor ich mich dann für das vierzehnte entschied, das zwar hässlich, aber unglaublich teuer war. Es war ein moderner Fummel in hellgrau mit betonter Taille, die sich eine Handbreite unter der Hüfte befand, wodurch ich in dem Kleid aussah, als wäre ich eine Missgeburt mit 1,10 Meter langem Oberkörper und 66 Zentimeter kurzen Beinen. Was die Frauen heutzutage alles machen mussten, um modern zu wirken! Montag früh würde ich das Kleid zurückbringen, die 430 Euro, die Mutti Bar auf den Tisch gelegt hatte, zurückverlangen und mit dem Geld einen gebrauchten Computer kaufen.
Ich wollte gerade in die Küche laufen und mir einen Milchshake machen, als ich merkte, dass der rote Punkt des Anrufbeantworters leuchtete. Mark! Ich drückte mit zitterndem Zeigefinger auf den Knopf, um die Nachrichten abzuhören:
Unter den Brücken rauschen keine Flüsse
Und
Die Straßen sind wüstenstill
Wenn du nicht bei mir bist
Du sagtest, du würdest mich mögen
War das nur ein übler Scherz gewesen?
Ich hoffe bald deine Stimme zu hören
Versteckspiele mochte ich noch nie
Meine Wohnung ist wie eine Gefängniszelle
Also
Lass mich wieder den Klang deiner Stimme hören
Ich werde warten
Irgendwo hatte ich gelesen, dass sich anspruchsvolle Lyrik heutzutage auf keinen Fall reimen darf und der Sinn des Gedichtes dem Leser unbedingt verschlossen bleiben muss. Es traf alles zu. Mark war ein richtiger Dichter. Vielleicht hatte er eine schwere Kindheit. Irgendwo hatte ich gelesen, dass alle großen Dichter eine schwere Kindheit hatten. Ich wusste zu wenig über Mark. Es war mir danach, ihn anzurufen und zu bitten, mir alles über seine schwere Kindheit zu erzählen. Ich wollte Mark sehen, seine dicken Lippen küssen und nicht nur das, aber ich hatte mir geschworen, es nicht zu tun. Ich musste ihn endlich anrufen und ihm das Aus erklären.
An der Haustür klingelte es. Ich öffnete sie und erstarrte. Mark stand vor mir!
„Darf ich hereinkommen?“
Ich trat zur Seite. Mark schloss die Tür hinter sich, nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich, als wäre es eine Selbstverständlichkeit, mich mit einem leidenschaftlichen Zungenkuss zu begrüßen. Ich leistete keinen Widerstand, da Marks erotische Ausstrahlung wieder einmal meine gesunden Abwehrreflexe lahmlegte.
„Schatz, was ist nur mit dir los? Seit einer Woche gehst du nicht ans Telefon und ignorierst meine Nachrichten. Ich wollte dir Zeit lassen und ich habe dir Zeit gelassen, aber langsam … Sieh mich an! Weinst du etwa? Warum denn so traurig? Bist du allein?“
„Ja. Justin ist bei meiner Freundin.“
Mark nahm mich in seine Arme und trug mich ins Schlafzimmer, als wären wir ein Brautpaar, das sich gerade beim Standesamt das Jawort gegeben hatte.
„Es bricht mir das Herz, wenn ich dich so traurig sehe“, sagte er, während er mich auf das Bett legte. „Hast du dein Bärchen auch vermisst?“
Mir gelang nur ein schwaches Nicken.
„Und warum hat sich dann das Häschen so lange in seiner Höhle versteckt?“
Mark küsste mich, während seine Finger meine Jeans aufknöpften. Den Gedanken, dass es nicht richtig war, mich verführen zu lassen, ließ ich gleichgültig an mir vorbeiziehen. Anstatt ‚Bitte aufhören!’ zu schreien und wegzulaufen, begann ich Marks Brust zu küssen.
Später lagen wir nebeneinander und starrten gemeinsam an die Zimmerdecke. Ich brauchte Hilfe. Ich meine, von einer Drogensüchtigen erwartet man auch nicht, einfach so, ganz ohne professionelle Hilfe mit den Drogen aufzuhören. Liebessüchtige Menschen können den Liebesentzug alleine nicht schaffen. Aber wo sollte ich diese professionelle Hilfe herbekommen? Wer sollte mich dabei unterstützen? Meine beste Freundin vielleicht? Meine Mum? Oder etwa der Herr Doktor Klitzke?
„Mark, können wir reden?“, sagte ich, während ich Marks Hand von meiner Brust nahm.
„Jederzeit über alles“, sagte Mark und sah mir dabei tief in
Weitere Kostenlose Bücher