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Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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musste. Ohne zu zögern ging er nun auf das blonde, besonders zarte Geschöpf zu, welches ihm die ganze Zeit über mit weit aufgerissenen, bangenden Augen entgegensah.
    Der Wächter griff bereits wieder zu seinem lächerlichen, stumpfen Schwert, als Konrad sich vor dem engelsgleichen Wesen verneigte und fragend ihren Namen nannte: » Adelheid? «
    » Ja « , hauchte sie nur matt. Man sah ihr an, dass sie Schreckliches ahnte, und nichts anderes hatte er ihr auch zu verkünden.
    » Darf ich Euch bitten, mir einige Schritte zu folgen, damit wir ungestört sprechen können? Mein Name ist Konrad von Tiefenbrunn, Ritter des Deutschen Ordens und Freund Eures Bruders Friedrich, von dem ich Euch Kunde bringe. «
    Adelheid gab zunächst einen erschrockenen Ton von sich und hielt sich die zarte, schneeweiße Hand zitternd vor die Brust. Dann aber entspannten sich ihre Gesichtszüge, sie schien mit einem Male erleichtert und hoffnungsvoll, was Konrad umso mehr leidtat, musste er ihr doch nun eine sehr traurige Nachricht übermitteln.
    » Kommt Ihr? « Er reichte ihr die Hand, und sie griff ohne Zögern danach, während Johann, der immer noch verteidigungsbereit dahinterstand, ein wenig enttäuscht sein Kurzschwert sinken ließ.
    » Ich werde sie begleiten « , meldete sich nun die zweite junge Frau, welche bis dahin nur schweigend, aber interessiert beobachtend, neben Adelheid gesessen hatte, zu Wort. » Es geht ja nicht an, dass meine Freundin allein mit einem fremden Manne im Wald verschwindet. «
    Dabei erhob sie sich, stellte sich, keck zu Konrad aufblickend, vor diesen und schenkte ihm ein Lächeln von der Sorte, wie er es niemals von einem Klosterfräulein erwartet hätte.
    Konrad war versucht, dem äußerst schönen Geschöpf mit dem dunklen glänzenden Haar und den fast schwarzen Augen ein ebenfalls anerkennendes Grinsen entgegenzubringen, entschied sich dann aber dafür, streng zu sein und darauf zu beharren, mit Adelheid unter vier Augen zu sprechen.
    » Ich tue ihr nichts « , sagte er bloß und wandte sich von Elisabeth ab, während er Adelheid sanft an die Hand nahm und ihr mit einer kurzen Kopfbewegung anzeigte, dass sie sich nur wenige Schritte entfernt auf einen umgestürzten Baumstamm setzen könnten, um ihre Unterredung zu führen.
    Adelheid folgte ihm, Elisabeth einen liebevoll dankbaren und Johann einen verschüchtert entschuldigenden Blick über die Schulter zuwerfend.
    Da saßen sie nun und sprachen miteinander.
    Marie konnte sie von ihrer Warte aus gut beobachten. Ihr war es in der Zwischenzeit gelungen, Ulrich zurück zum Feuer zu schleppen, wo sie sich ihrer nassen Kleidung entledigt und in die warme, trockene Pferdedecke gehüllt hatte, während ihr einziges Kleid nun über einem Gestänge am Feuer trocknete. Ulrich hatte es sich nicht nehmen lassen, Marie einen warmen Trunk zu reichen. Es sollte eine Brühe sein, war aber nichts weiter als heißes Wasser, in dem man einige abgenagte Hühnerknochen hatte schwimmen lassen. Dennoch tat das warme Getränk gut. Eingemummt und schlürfend hockte Marie also nun neben ihrem Gemahl und beobachtete Konrad und Adelheid.
    Das Mädchen weinte.
    Sie weinte bitterlich, blieb aber dennoch auf dem Baumstamm sitzen und lauschte den Worten des Ordensritters, der leise, aber unbeirrt auf sie einredete.
    Nicht bloß Marie, auch alle anderen waren neugierig, was diese beiden miteinander zu besprechen hatten. Ein jeder hätte gern den Grund für Adelheids Tränen gewusst. Unbewusst galt Maries größeres Interesse jedoch nicht dem aufgelöst schluchzenden Mädchen, nein, vielmehr verharrte ihr Blick immer wieder auf ihm.
    Unbeholfen wirkte er angesichts der verzweifelten Adelheid, die da wie ein Häufchen Elend neben ihm saß. Immer wieder bewegte er zaghaft einen seiner mächtigen Arme, um sie zu berühren und zu trösten, doch dann zog er ihn im letzten Moment wieder zurück. Offenbar war es dieser sich die meiste Zeit seines Lebens in Männergesellschaft bewegende Krieger nicht gewohnt, mit den Gefühlsäußerungen eines weiblichen Wesens umzugehen. Verzweifelt und vollkommen überfordert wirkte er, was Marie ein wenig rührte und zugleich belustigte. Hilfesuchend schaute er schließlich zu ihr herüber. Marie errötete leicht, als sich ihre Blicke trafen, und beeilte sich– als Verlegenheitshandlung–, nach Ulrichs Füßen zu sehen und so zu tun, als habe sie Konrads vorsichtige Kontaktaufnahme gar nicht bemerkt. Es dauerte nur einen kurzen Moment, da war auch schon

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