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Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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altes Leben aufs Spiel setzte, um diesen Strolch zu erwarten. Was Marie betraf, so hielt er sie durchaus für fähig, aus eigener Kraft ihrem Fips den Garaus zu machen, damit die ganze Angelegenheit zur Ruhe fand.
    » Hoffentlich geht das gut « , wiederholte er erneut und blinzelte leicht zur Seite, wo er aus dem Augenwinkel beobachten musste, wie der Tölpel Otto sich doch tatsächlich daran machte, die toten, bunt gescheckten Ratten auszunehmen.
    Regino schmunzelte und war im nächsten Augenblick auch schon seelenruhig eingeschlummert. Alle sorgenvollen Gedanken waren schließlich doch der allzu großen Müdigkeit gewichen und im Nu verblasst. Wie schön, wenn man sich auf treue Gefährten verlassen konnte, auch wenn es sich nur um schwaches Weibsvolk handelte.
    Platsch!
    » Du widerwärtiger Nichtsnutz! «
    Nicht einmal ein halbes Stündchen Ruhe war dem Pfeifer vergönnt gewesen, da hatte ihn der Knecht Otto auch schon wieder geweckt. Und erneut war es dieses ekelerregende Getier, das dabei eine Rolle spielte.
    Sämtlicher Knochen, Eingeweide und Sehnen hatte er sie entledigt, ihnen auch Köpfe und Schwänze abgeschnitten und auf den nahen Acker geworfen, auf dem mittlerweile einige Bauern mit der mühseligen Arbeit des Pflügens beschäftigt waren und dabei immer wieder misstrauisch zu der ungewöhnlichen Truppe, die dort am Hoyerstein herumlungerte, herüberspähten. Ja, nur noch die bereits nach Verwesung riechenden, mit einem Stein abgeschabten Häute mitsamt den Fellen waren von den Ratten übrig, und zum Trocknen hatte der Bursche sie ausgerechnet über den Brocken geworfen, unter dem Regino ruhte– geruht hatte, denn mit dem Schläfchen war es unter diesen Umständen vorbei, zumal sich zusätzlich auch noch eine schwarze Traube brummender Schmeißfliegen eingefunden hatte.
    » Die Sonne scheint so schön, da werden sie in einer Stunde ledrig sein « , meinte Otto trotz der Wut des Pfeifers ungerührt.
    » Draufpissen musst du, das machen die Gerber auch so « , warf der lange Josef dem Burschen als Ratschlag zu, woraufhin Regino die Augen verdrehte und lieber weiter in Sicherheit ging, bevor er mit dieser nächsten unappetitlichen Untat konfrontiert wurde.
    Lieber wandte er sich unter diesen Umständen den Mädchen zu.
    » Marie und Maja sind noch nicht aufgetaucht? « , fragte er Lisa, die damit beschäftigt war, die am frühen Morgen rasch zusammengeklaubten Sachen neu zu sortieren und zu packen.
    » Nein « , antwortete diese. » Warum sind sie eigentlich zurückgeblieben? Wir alle finden das sehr verwunderlich. «
    » Frag nicht, Kind. Lass das lieber die Sorge eures Hirten sein. Wieso dein hübsches, goldenes Lockenköpfchen mit zu vielen, schweren Gedanken füllen, wenn Regino diese Last freiwillig auf sich nimmt? « Und damit strich er Lisa über ihr gelöstes, wirklich prächtiges blondes Haar. Wilhelm stieß daraufhin Josef an, doch dieser zuckte bloß gleichgültig mit den Schultern. Seit dem Vorfall am Harzhorn, als Lisa von der Räuberbande überfallen worden war, hatte sich sein Verhältnis zu dem Mädchen ohnehin geändert. Er sah sie mit anderen Augen. Es war nicht ihre Schuld gewesen, aber dennoch war sie nun beschmutzt. Josef hatte sie noch gern, keine Frage, er würde sie auch heiraten, sobald sie im Altvater ihren eigenen Hof bezogen hatten, aber die blütenreine, nur von ihm berührte Lisa gab es nun nicht mehr. Sollte der Pfeifer also ruhig mit ihr schäkern.
    Diesem jedoch war schon wieder nach etwas anderem zumute. Um sich nach dem Nickerchen ein wenig die Beine zu vertreten, machte Regino sich lieber daran, am Feldesrand auf und ab zu gehen. Er wollte schauen, ob unter den Bauern dort vielleicht der eine oder andere kräftige Bursche zu finden sei, den er in seinen Trupp aufnehmen konnte– jetzt, wo bald er, und nicht Vitus Fips, Besitzer einer Goldgrube sein würde, aus der die Klumpen sicherlich nicht mit Geisterhand zu befördern seien.
    » Eine Schlacht. Eine ungeheure Schlacht! « , rief Regino nach einiger Zeit seinen dösenden Leuten zu und erschreckte sie damit sehr. Er, der es gar nicht liebte, aus dem Schlaf gerissen zu werden, hatte umgekehrt keine Bedenken, Selbiges mit anderen zu tun.
    » Eine Schlacht? « , rief Johann und war gleich auf den Beinen, sich hastig in der ganzen Gegend umblickend, in der er nichts weiter als eine durch einige flache Hügel durchbrochene Ebene und friedlich arbeitende Bauern erblicken konnte. Von Kampfgetümmel keine Spur.
    » Ich Hoyer,

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