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Die Flucht der Königin: Die Chroniken des Magnus Bane (02) (German Edition)

Die Flucht der Königin: Die Chroniken des Magnus Bane (02) (German Edition)

Titel: Die Flucht der Königin: Die Chroniken des Magnus Bane (02) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maureen Johnson , Cassandra Clare
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wann immer ihm danach war. Tatsächlich konnte er jede beliebige Villa in Paris betreten und wurde überall herzlich empfangen. Seine adeligen Freunde waren albern, aber weitestgehend harmlos. Doch mittlerweile war es gefährlich, in ihrer Gesellschaft gesehen zu werden. Manchmal war es sogar gefährlich, überhaupt gesehen zu werden. Es war nicht mehr von Vorteil, reich zu sein oder gute Verbindungen zu haben. Die ungewaschenen Massen, Urheber des Gestanks, hatten Frankreich übernommen und auf ihrem ungewaschenen Vormarsch alles durcheinandergebracht.
    Er betrachtete die Revolution mit gemischten Gefühlen. Die Menschen litten wirklich Hunger und der Brotpreis war immer noch sehr hoch. Da half es auch nicht, dass Königin Marie Antoinette auf die Mitteilung, ihr Volk könne sich kein Brot leisten, antwortete, dann solle es doch Kuchen essen.
    Er fand es durchaus verständlich, dass das Volk nach Nahrung, Brennholz und den grundlegendsten Gütern, die es zum Leben brauchte, verlangte. Ja, er fand sogar, dass es einAnrecht darauf hatte. Magnus hatte schon immer ein Herz für die Armen und Elenden gehabt. Andererseits hatte es nie zuvor eine Gesellschaft gegeben, die so wunderbar war wie die französische, mit all ihren schwindelnden Höhen und Exzessen. Und auch wenn er immer für ein Abenteuer zu haben war, gab es ihm doch ein gutes Gefühl zu wissen, was um ihn herum vor sich ging – nur war von diesem Gefühl gerade nicht mehr viel übrig. Niemand konnte sagen, wer eigentlich gerade das Land regierte. Die Revolutionäre stritten rund um die Uhr. Ständig schrieb jemand an einer neuen Verfassung. Der König und die Königin waren zwar am Leben und angeblich auch irgendwie noch an der Macht, standen aber unter der Kontrolle der Revolutionäre. In regelmäßigen Abständen wurde jemand umgebracht, ein Feuer gelegt oder irgendwer angegriffen – alles im Namen der Freiheit. In Paris zu leben, fühlte sich an, wie auf einem Pulverfass zu sitzen, das oben auf einem Stapel anderer Pulverfässer stand, die sich an Bord eines Schiffes befanden, das steuerlos auf dem Meer herumgeworfen wurde. Man hatte das Gefühl, dass die Menschen – das gesichtslose
Volk
– eines Tages beschließen könnten, jeden umzubringen, der sich einen Hut leisten konnte.
    Magnus seufzte und lehnte sich zurück, um den neugierigen Blicken zu entkommen. Er hielt sich ein mit Jasmin parfümiertes Tuch unter die Nase. Genug von all dem Gestank und den Sorgen. Er würde gleich einen Ballon zu Gesicht bekommen.
    Natürlich war Magnus schon geflogen. Er hatte Teppiche verzaubert und sich auf den Rücken von Zugvögelkolonienmittreiben lassen. Aber er war noch nie von Menschenhand geflogen. Diese ganze Ballongeschichte war neu und – offen gestanden – ein bisschen beunruhigend. Einfach so in einem fantastischen und grellbunten Kunstwerk in die Luft hinaufzuschnellen, während einem ganz Paris dabei zusah …
    Natürlich war genau das der Grund, weshalb er es ausprobieren musste.
    Die Heißluftballon-Manie war vollkommen an ihm vorbeigegangen, als sie vor rund zehn Jahren von Paris Besitz ergriffen hatte. Doch gerade erst gestern hatte er, mit vielleicht einem winzigen bisschen zu viel Wein im Blut, in den Himmel hinaufgeschaut und dort eines dieser leuchtend blauen, eierförmigen Wunderwerke schweben sehen, das mit goldenen Tierkreiszeichen und dem königlichen Wappen verziert war, und schlagartig hatte ihn das Verlangen überkommen, in diesen Korb zu steigen und darin über die Stadt zu fliegen. Es war eine spontane Laune gewesen und für Magnus gab es nichts, das einen höheren Stellenwert hatte als spontane Launen. Er hatte es geschafft, noch am selben Tag einen der Brüder Montgolfier aufzuspüren, und ihm dann viel zu viele
Louis d’or
für eine Einzelfahrt in seinem Ballon bezahlt.
    Aber als Magnus jetzt an diesem heißen Nachmittag unterwegs war, um besagte Ballonfahrt zu unternehmen, überlegte er, wie viel Wein genau er getrunken hatte, als er das alles in die Wege geleitet hatte.
    Es war eine ganze Menge gewesen.
    Schließlich hielt seine Kutsche in der Nähe des Château de la Muette, das einst ein wunderschönes kleines Schlossgewesen war, nun jedoch verfiel. Magnus stieg aus und schritt durch die sumpfige Nachmittagsluft in den Park. Die Luft war so drückend und feucht, dass Magnus’ prachtvolle Kleidung schwer an ihm herunterhing. Er folgte dem Pfad bis zum vereinbarten Treffpunkt, wo der Ballon und dessen Besatzung ihn bereits

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