Die Formel der Macht
beendet hatten, eingeschlafen.
Duncan schlief noch, und sie drehte sich auf die Seite, sodass sie ihn anschauen konnte. Mit geschlossenen Augen wirkte er viel weniger zynisch, obwohl seine Züge immer noch streng waren, und seine Kinnpartie war kantig genug, um ihn vor bloßer Schönheit zu erretten. Seine Haut war unerwartet dunkel. Überall. Summer fuhr mit der Hand leicht über seinen Bauch. Entweder hatte er eine Menge Zeit auf der Sonnenbank verbracht, oder er hatte neben diesen blassen Mayflower-Pionieren, mit denen Olivia so gern prahlte, weil deren Nachfahren zur gebildeten weißen Oberschicht gehörten, eine ganze Menge südländischer Vorfahren. Summer lächelte. Es machte ihr immer einen Riesenspaß, gegen den Snobismus ihrer Stiefmutter zu sticheln, selbst wenn es nur in Gedanken war.
Duncans Hand schoss vor und umschloss ihre umherstreunenden Finger. “Macht es dir etwas aus, mir dieses genüssliche Grinsen zu erklären?”
“Nein.” Sie küsste ihn auf die Stirn. “Willst du Kaffee?”
“Noch nicht.”
“Okay. Dann bis später.” Sie machte Anstalten, aufzustehen, aber zwei geschmeidige Bewegungen genügten, dann saß er auch schon auf ihr und hielt ihre Arme über ihrem Kopf fest.
“Heute ist Sonntag”, sagte er. “Wir müssen den Tag angemessen beginnen.”
“Einverstanden.” Sie schaffte es nur unter beträchtlichen Schwierigkeiten, ihm gerade in die Augen zu schauen und weiterzuatmen. “Und das bedeutet, gleich nach dem Aufwachen in aller Ruhe eine Tasse heißen Kaffee zu trinken.”
“Falsch”, sagte Duncan sanft. “Versuch's noch mal.” Er begann an ihrem Hals und zog eine Spur kleiner Küsse bis zu ihrer Körpermitte.
Summer beschloss, dass der Kaffee warten konnte.
In dem Film
Groundhog Day
ist der Held in eine Zeitfalle geraten. Er sitzt in einem kleinen Nest in Pennsylvania fest und ist dazu verdammt, die alltäglichen Handgriffe eines kalten verschneiten 2. Februars so lange zu wiederholen, bis er genug über sich gelernt hat, zum 3. Februar und dem Rest seines Lebens weitergehen zu können.
Falls sie jemals in eine Zeitfalle geraten sollte, würde Summer sich wünschen, dass der Tag, den sie immer wieder wiederholen musste, dieser Sonntag mit Duncan wäre. Alles an dem Tag war perfekt: der blaue Himmel, als sie zusammen durch den Central Park spazierten, der Lunch, den sie in einem französischen Bistro auf der Third Avenue einnahmen, und die Off-Broadway-Komödie, die sie sich am Abend anschauten, wobei sie sich volle zwei Stunden lang halb totlachten. Das Beste von allem aber war der magische Glanz, von dem alle alltäglichen Ereignisse überzogen waren, nur weil sie sie mit Duncan teilte. Seine Gegenwart war ein schimmernder Seidenfaden, der sich durch den schlichten Stoff des Tages zog und alles von ödem Grau in glänzendes Silber verwandelte. Selbst der Anruf bei ihrem Vater war weniger anstrengend gewesen als erwartet. Er hatte sich bereit erklärt, so bald wie möglich ein Treffen mit Julian Stein zu vereinbaren, und da er gerade auf dem Sprung gewesen war, um einen wichtigen Termin im Weißen Haus wahrzunehmen, hatte er keine Zeit gehabt, ihr bohrende Fragen zu stellen, auf die ihr eine Antwort möglicherweise schwergefallen wäre.
Am Montag früh holte sie die Wirklichkeit wieder ein. Duncan verließ sie um sechs, um sich auf ein Arbeitsfrühstück um halb acht vorzubereiten. Eine halbe Stunde später rief ihr Vater an, um ihr mitzuteilen, dass Julian Stein es geschafft hatte, sich an diesem Nachmittag um vier für sie frei zu machen.
“Ist es schwierig für dich, dir um diese Zeit freizunehmen?”, fragte Gordon.
“Es müsste eigentlich leicht sein, weil ja jeder denkt, dass ich im Krankenhaus war”, gab Summer zurück. “Hauptsache, ich habe noch genug Zeit, mich auf das Seminar vorzubereiten, das ich Ende des Monats abhalten werde. Dafür muss ich noch eine Menge knifflige Analysen erstellen, aber die meisten der Rohdaten, die ich brauche, habe ich bereits.”
“Gut, dann sage ich dem Direktor Bescheid, dass du gegen vier bei ihm im Büro bist. Ach übrigens, liegt dir daran, dass ich mitkomme? Von wegen moralischer Unterstützung und so.”
“Danke für das Angebot, Dad, aber das ist nicht nötig. Ich weiß doch, wie beschäftigt du bist, und es ist ja keine große Sache. Ich will nur ein paar Dinge mit dem Direktor durchsprechen.” Summer hörte, wie nebulös ihre Worte klangen.
Ihr Vater hatte es ebenfalls registriert. “Summer, was
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