Die Formel der Macht
über ihrem Reißverschluss. Sie holte unwillkürlich tief Atem, als sich ihre Blicke trafen, ihre Lunge fühlte sich so zusammengepresst an, dass sie wegschauen musste. Ohne etwas zu sagen, machte Duncan einen Schritt nach vorn und fing an zu tanzen.
Summer machte sich bewusst, dass sie nun mit Duncan-Ryder-Olivias-Bruder tanzte, und dass es bizarr und verwirrend war, tatsächlich so etwas wie Erregung zu verspüren, nur weil er sie im Arm hielt. Sie konzentrierte sich auf die Tanzschritte und vermied es hartnäckig, ihn anzuschauen. Sie hielt sich ausgesprochen gut, bis seine Hand auf ihrem Rücken höherrutschte. Da erbebte sie zu ihrer Beschämung unter seiner Berührung.
Er schaute auf sie herunter, und als sie seinem Blick begegnete, wusste sie, dass sie sich das Aufflackern von Emotionen nicht eingebildet hatte. Trotzdem glaubte sie ihren Ohren nicht zu trauen, als sie hörte, dass seine Stimme nicht ganz fest war. “Habe ich dir je gesagt, dass du die begehrenswerteste Frau bist, die ich kenne?”
Ihr Mund war so trocken, dass sie kaum eine Antwort herausbrachte. “Nein, noch nie.”
“Ich hätte es tun sollen. Gewollt habe ich es schon oft.”
Sie schüttelte den Kopf. “Das ist unmöglich. Du verabscheust mich.”
Auf seinem Gesicht spiegelte sich Bedauern. “Du verwechselst mich mit dir.”
“Ich habe dich nie verabscheut. Wie könnte ich das, wo du doch so verdammt perfekt bist?” Sie rang sich durch, die Wahrheit zu sagen: “Du schüchterst mich ein.”
“Dann beruht das Gefühl auf Gegenseitigkeit.”
“Ich schüchtere dich ein?” Sie hätte gelacht, wenn sie nicht so fassungslos gewesen wäre.
“Sicher. Das hast du schon immer getan.” Er lächelte trocken. “Könntest du dir vorstellen, dass wir hier eine Grundlage für eine tiefe, bedeutsame Beziehung haben? Gegenseitige Einschüchterung scheint mir etwas ganz Typisches für diese Epoche zu sein.”
Die Vorstellung einer “Beziehung” mit Duncan machte sie sprachlos. Aber was meinte er überhaupt mit “Beziehung”? Meinte er womöglich eine Affäre, eine sexuelle Beziehung also? Der Gedanke war völlig absurd, aber erstaunlicherweise – unglaublicherweise – verlockend.
Summer dachte immer noch darüber nach, was sie ihm antworten sollte, als ihr Vater und ihre Stiefmutter an ihnen vorbeitanzten. Olivia warf ihnen einen verdutzten Blick zu, ganz so, als ob sie es nicht fassen könnte, dass sie nun schon zum zweiten Mal an einem Abend miteinander tanzten. Summer war sich nicht sicher, ob sie auf diese Frage eine Antwort hatte, aber plötzlich beschlich sie der schändliche Gedanke, dass es keinen besseren Weg gab, ihre Stiefmutter zu ärgern, als mit Duncan eine leidenschaftliche Affäre anzufangen.
Als ihr klar wurde, was sie da dachte, schüttelte sie über sich selbst den Kopf. Es gab viele Wege, Chaos in ihr Liebesleben zu bringen, auch ohne ihre Stiefmutter zu ärgern. Genau genommen schien es eins ihrer besonderen Talente zu sein, Chaos in ihr Liebesleben zu bringen.
Mit einem Gefühl von Bedauern, dessen Intensität sie überraschte, schaute sie Duncan wieder an. “Ich glaube nicht, dass eine Beziehung zwischen uns funktionieren würde”, sagte sie. “Da gibt es zu viel Familienkram, der uns im Weg steht.”
“Nur wenn wir es zulassen.”
“Wie könnten wir es verhindern?” Wie um ihre Worte zu unterstreichen, verklang die Musik, und Gordon kam heran, bevor Duncan antworten konnte. “Duncan, du wirst gebraucht. Senhora Nabuco hat nach dir gefragt.” Er gab Summer einen kurzen unpersönlichen Kuss auf die Wange. “Auf Wiedersehen, meine Liebe. Du verstehst sicher, dass ich es eilig habe, denn Senhor Nabuco ist kein sehr geduldiger Mensch.” Damit ging er, ohne sich noch einmal umzuschauen, davon, ein entschlossener Mann, der nur das Wohl seines Landes im Blick hatte.
Duncan nahm ihre Hand und drückte sie einen Moment. “Verzeih, dass ich gehen muss, obwohl wir unser Gespräch noch nicht beendet haben. Ich melde mich bei dir, Summer.”
Sie verspürte Freude in sich aufsteigen, die sie sofort zu ersticken versuchte. “Mein Telefon könnte vor Schreck den Geist aufgeben.”
Er folgte ihrem Vater bereits durch den Saal, aber er drehte sich noch einmal um und lächelte ihr zu. “Es ist robuster, als du denkst. Danke für den schönen Abend, Summer.”
“Nichts zu danken.”
Gleich darauf wurde er von der Menge verschluckt. Was gut war, denn Summer hatte keinen Schimmer, was sie als Nächstes zu
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