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Die Formel der Macht

Die Formel der Macht

Titel: Die Formel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
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sich auszumalen, wie sie langsam verdurstete oder erstickte, weil die Luft in ihrem Sarg knapp wurde. In dem Augenblick, in dem die Hysterie ihre Krallen nach ihr auszustrecken begann, schaffte sie es, ihre ausufernde Fantasie in den Griff zu bekommen.
    Hör sofort auf mit diesem neurotischen Kopfkino, sonst drehst du endgültig durch. Wenn es je eine Situation gab, in der du kühl bleiben und logisch denken musstest, dann jetzt.
    Ein guter Rat, aber schaffte sie es auch, ihn zu befolgen? Nun, sie konnte es zumindest versuchen, statt sich in ihrer Angst zu suhlen. Sie sah und hörte nichts, aber sie konnte tasten und fühlen. Was also ließ sich aus ihrer Umgebung herleiten? Sie konnte sich ein bisschen bewegen, und das, worauf sie lag, fühlte sich an wie eine dünne Lage Schaumstoff auf einer harten Fläche. Über dem Kopf hatte sie eine Baumwollkapuze, aber sie bekam immerhin genug Luft, was bedeuten musste, dass sie in einem belüfteten, einigermaßen geräumigen Raum lag und nicht unter der Erde, wo ihr Körper zum Freiwild für Würmer und Maden würde.
    Summer zwang sich weiterzudenken, bevor sie zu viele Schwachstellen in ihrer Theorie entdeckte. Man musste positiv denken, daran hatte ihre Mutter immer fest geglaubt. Nur, dass es so verdammt schwierig war, sich auf das Positive zu konzentrieren, wenn die Gedanken immer wieder in die Angst abglitten. Es war, als ob sich eine Nebelwand vor die eine Seite des Berges schöbe, hinter der der sichere Pfad nach unten verschwand.
    Dann konzentrier dich jetzt wieder auf deine Umgebung.
Summer gehorchte ihrem eigenen Befehl und rollte sich vorsichtig herum. Links stieß sie gegen etwas Hartes. Was war das? Eine Wand? Sie wartete, bis die Welle von Schmerz, die sie überschwemmte, abgeflaut war. Ihr ganzer Körper tat höllisch weh, und die leiseste Bewegung schmerzte, obwohl sie auf einer gepolsterten Oberfläche lag. War sie in einem Bett? Wahrscheinlich nicht. Die Polsterung war nicht dick genug für eine Matratze, aber vielleicht lag sie ja auf einem Feldbett?
    Es konnte jedoch auch ein ausgepolsterter Sarg sein.
    Summer erstickte ihre erneut aufblühenden Gedankengänge bereits im Ansatz. Nicht noch einmal alles von vorn. Statt sich selbst in einen Zustand lähmender Angst hineinzumanövrieren, würde sie ihre Energien lieber darauf verwenden, sich aufzusetzen und ihre Umgebung weiter zu erforschen.
    Das war allerdings leichter gesagt als getan. Ihre Muskeln schmerzten nicht nur, sie waren auch schwach und nutzlos und weigerten sich, die Befehle ihres Gehirns auszuführen. Als sie es schließlich geschafft hatte, sich auf ihre rechte Seite zu rollen und so zusammenzukrümmen, dass sie genug Schwung holen konnte, um sich aufzusetzen, strömten ihr vor Erschöpfung die Tränen über die Wangen.
    Schließlich saß sie, ausgepumpt und keuchend. Und unendlich erleichtert, dass es tatsächlich genug Raum gab, um sitzen zu können. Dann musste sie sich gegen die Wand – oder was immer hinter ihr sein mochte – lehnen und sich ausruhen, während sie verzweifelt gegen einen aufsteigenden Brechreiz ankämpfte. Sie dehnte und streckte die verschiedenen Teile ihres Körpers, so gut sie konnte, um zu sehen, ob irgendetwas gebrochen war. Das schien nicht der Fall zu sein, und ihre Muskeln fingen langsam an, besser zu funktionieren, je mehr sie sie benutzte. Unter Anspannung all ihrer Willenskraft und Überlebensreserven rutschte sie Zentimeter für Zentimeter vor, wobei sie mit ihren zusammengebundenen Füßen vorfühlte, um sichergehen zu können, dass vor ihr eine solide Oberfläche war.
    Sie hatte erst eine kurze Strecke zurückgelegt – keine drei Schritte –, als ihre Anstrengungen abrupt zum Erliegen kamen. Wie es schien, hatte sie nicht nur eine Kapuze auf und war an Händen und Füßen gefesselt, sondern man hatte sie auch noch mit einem Strick, der um ihre Taille lag, an irgendetwas festgebunden. Seltsamerweise beruhigte sie dieser Umstand ein bisschen. Denn ihre Entführer hatten sie gewiss nur festgebunden, um sie daran zu hindern, sich zu bewegen. Und wenn sie nicht wollten, dass sie sich bewegte, bedeutete das, dass man sie in einem normalen Raum gefangen hielt und nicht in einem Schrank oder gar in einem Grab.
    In dem Augenblick, in dem sie diesen geringfügig erfreulicheren Seelenzustand erreicht hatte, griffen Hände nach ihr, legten sich grob auf ihre Oberarme und zwangen sie, sich auf den Rücken zu legen. Sie hatte nicht gemerkt, dass sich ihr jemand

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