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Die Formel der Macht

Die Formel der Macht

Titel: Die Formel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
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in der Tinte. Sie suhlte sich ein paar Sekunden in ihrem Selbstmitleid, dann rief sie sich energisch zur Ordnung. Gut, dann konnte ihr Vater eben nicht auf die Forderungen der Erpresser eingehen. Was bedeutete, dass es ihr Job war, aufzupassen, dass sie so lange am Leben blieb, bis das FBI sie fand.
    Schon allein die Tatsache, dass sie ein Ziel vor Augen hatte, gab ihr neues Selbstvertrauen. Keine Beleidigungen mehr und auch keine erbärmlichen Fluchtversuche. Die Hauptsache war es, am Leben zu bleiben. Das und herauszufinden, warum diese Leute sie entführt hatten.
    “Was wollen Sie von meinem Vater?” Sie hob den Kopf und schaute der maskierten Gestalt gerade in die Augen. Wurde nicht behauptet, dass Entführer ihre Opfer länger am Leben ließen, wenn es diesen gelang, eine persönliche Beziehung herzustellen? “Was verlangen Sie für meine Freilassung?”
    “Es ist besser, wenn Sie das nicht wissen.” Obwohl sie ihn jetzt genau beobachtete, wusste sie immer noch nicht, ob er derjenige war, der sprach.
    “Tun Sie einfach, was wir Ihnen sagen, Miss Shepherd, und versuchen Sie nicht herauszufinden, wer wir sind. Wenn Sie nur einen Moment überlegen, werden Sie begreifen, dass wir diese Maskerade nicht allein zu unserem, sondern auch zu Ihrem Schutz aufführen. Wenn Sie weiterleben wollen, und das wollen Sie mit Sicherheit, dürfen Sie nicht wissen, wer wir sind. So, und jetzt lesen Sie den Artikel vor, damit Ihr Vater weiß, dass Sie am Leben sind. Oder gönnen Sie ihm dieses bisschen Seelenfrieden nicht? Ich glaube nicht, dass es zu viel verlangt ist.”
    Sie wusste, dass sie manipuliert wurde, genauso, wie sie versucht hatte, ihre Entführer zu manipulieren. Aber was der Entführer gesagt hatte, stimmte. Die Tatsache, dass sie bedacht darauf waren, ihre Identität geheim zu halten, deutete darauf hin, dass sie vorhatten, sie am Leben zu lassen.
    Und realistisch betrachtet konnte man sie zur Kooperation zwingen, indem man sie hungern ließ oder folterte, wohingegen sie die Möglichkeit hatte, jetzt, wo sie noch in relativ guter Verfassung war, ihre Befehle zu befolgen, sodass sie lange genug am Leben blieb, um dem FBI die Gelegenheit zu geben, sie aufzuspüren. Und was war schon so schlimm daran, ein paar Zeilen aus einer amerikanischen Tageszeitung vorzulesen? Selbst wenn diese Leute Terroristen waren und planten, Hunderte von unschuldigen Menschen in die Luft zu sprengen, wenn ihr Vater sich nicht kooperationsbereit zeigte, konnte sie doch nicht einsehen, dass es sie ihren Zielen näherbringen würde, wenn sie etwas aus der
New York Times
vorlas. Es würde lediglich beweisen, dass sie am 19. Mai noch am Leben war. Und das Videoband selbst würde dem FBI möglicherweise eine Menge Informationsmaterial liefern.
    Trotzdem war sie immer noch nicht bereit, sich widerspruchslos zu fügen. “Ich lese nichts, bevor ich nicht auf der Toilette war”, sagte sie. Sie musste wenigstens einen winzigen Rest körperlicher Würde zurückgewinnen, wenn sie diese Sache durchstehen wollte.
    Der Mann überlegte fast eine Minute. “In Ordnung”, sagte er schließlich. Wieder tauchten ohne ein für Summer sichtbares Signal zwei ebenfalls schwarz gekleidete und maskierte Gestalten aus den Schatten auf. Das bedeutete, dass mindestens vier Bewacher hier mit ihr in diesem Raum waren.
    Die beiden führten sie in einen winzigen Raum, in dem sich außer einem kleinen Waschbecken und einer Toilette nichts befand, nicht einmal ein Stück Seife oder ein Spiegel. Summer war es egal. Sie ging aufs Klo und schüttete sich dann eine Handvoll Wasser ins Gesicht. Nachdem sie, um ihre Blutzirkulation anzuregen, eine Weile ihre Handgelenke unter den Wasserstrahl gehalten hatte, steckte sie den Kopf darunter und trank durstig das lauwarme Wasser. Danach fühlte sie sich so viel besser, dass sie beschloss, ihre Sorgen, ob das Wasser, das sie eben getrunken hatte, auch wirklich unbedenklich war, auf die Zeit nach ihrer Rettung zu verschieben. Sie weigerte sich, zur Kenntnis zu nehmen, dass jetzt, nachdem sie ihren Durst gelöscht hatte, ihr Magen knurrte. Ein gesunder Mensch konnte zwei Wochen ohne Nahrung auskommen, vorausgesetzt, es gab genug Wasser.
    Gestärkt und mit neuem Mut kehrte sie auf ihren Stuhl zurück und griff nach der Zeitung.
    “Was soll ich lesen?”, fragte sie, während sie sich zurechtsetzte und sich vornahm, nicht eingeschüchtert dreinzuschauen. “Ich habe es vergessen.”
    “Lesen Sie den Artikel auf der ersten Seite

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