Die Formel der Macht
Welt.
An diesem Punkt gab es nur eine einzige Frage, die Duncan wirklich bewegte. War Summer aus freien Stücken mit Malone mitgegangen, oder hatte man sie gezwungen? Für Hubbard und Perkins schien es keine Frage zu sein. In ihren Augen war der einzige Grund, warum man Summer nicht freigelassen hatte, der, dass sie gar nicht freigelassen werden wollte. Duncan sah zwar die Logik, die ihren Erwägungen zugrunde lag, gleichwohl konnte er sich von Summer beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie gemeinsame Sache mit Terroristen machte. Vielleicht hatte ihn seine jahrelange unerwiderte Liebe zu Summer ja blind gemacht, aber er weigerte sich dennoch zu glauben, dass sie fähig war, ihre eigene Entführung zu inszenieren.
Als sein Handy klingelte, zuckte er zusammen, froh über alles, was ihn von dem lähmenden Gefühl der Nutzlosigkeit ablenkte. “Ja, hier ist Duncan Ryder.”
Gordon Shepherd fasste sich kurz. “Duncan, ich habe eben einen Anruf von Summer bekommen.”
Der Schraubstock, der Duncans Innereien einzwängte, gab ein bisschen nach. “Gott sei Dank. Bist du sicher, dass es Summer war? Wie klang sie?”
“Ein bisschen heiser und sehr erschöpft, aber sonst okay. Und ja, ich bin mir ganz sicher, dass es Summer war.”
Duncan versuchte mit einer Handbewegung, den Lärm um sich herum zu dämpfen. “Welche neuen Bedingungen gibt es für ihre Freilassung? Besteht eine Chance, dass wir sie erfüllen können?”
“Es gibt keine neuen Bedingungen.” Gordon klang gedämpft. “Offenbar ist sie bereits auf freiem Fuß.”
“Sie ist frei? Gordon, das muss eine Falschmeldung …”
“Nein, sie hat mir glaubhaft versichert, dass sie nicht unter Zwang anruft, und sie hat mir eine Nummer gegeben, wo ich sie zurückrufen kann.”
“
Was?”
, fragte Duncan ungläubig. “Und wo ist sie?”
“Sie hat vom Royal Palms Country Club in Cocoa Beach aus angerufen. Offenbar haben die Entführer sie auf einem Golfplatz freigelassen …”
“Was?”, fragte Duncan wieder. Ihm hatte es regelrecht die Sprache verschlagen. “Auf einem Golfplatz? Wie konnten sie denn da landen, ohne gesehen zu werden?”
“Sie haben sie mit einer Winde runtergelassen und sind dann sofort weitergeflogen.”
Die Leute von der Gerechtigkeitsliga, die alles andere als dumm waren, hatten sich offenbar ausgerechnet, dass die Gefahr, am Ende doch noch geschnappt zu werden, geringer war, wenn sie Summer ein paar Meilen von Mason Field – wo es, wie sie sich denken konnten, vor Polizisten nur so wimmelte –, entfernt freiließen. Duncan rieb sich frustriert die Stirn, dann spürte er, wie sich sein Mund zu einem breiten Grinsen verzog. “Nun, auf jeden Fall ist sie frei, und ich schätze, das ist im Moment das Wichtigste. Das sind fantastische Neuigkeiten, Gordon. Haben die Entführer sie einigermaßen menschlich behandelt? War sie schon bei einem Arzt?”
“Sie hat darauf beharrt, dass sie keine ärztliche Hilfe braucht, und ich habe nicht versucht, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Ich brauche dir nicht zu sagen, dass wir uns in einer höchst prekären Situation befinden, und je weniger Leute davon wissen, umso besser ist es. Ich habe Summer eingeschärft, dass über ihre Entführung bei den Medien kein Wort durchsickern darf.”
Duncan runzelte die Stirn. “Ist es nicht bereits zu spät für Geheimhaltung, Sir? Eine Menge Leute im Golfclub müssen ihre Geschichte mittlerweile kennen, und wir können sie nicht davon abhalten, mit Journalisten zu sprechen.”
“Ich hoffe, es ist noch nicht zu spät. Als Summer mich anrief, hatte sie angeblich noch mit niemandem gesprochen, außer dass sie nach einem Telefon gefragt hat.”
“Und wie hat sie erklärt, dass sie in einem privaten Golfclub vom Himmel gefallen ist? Die müssen doch wissen, dass sie nicht durch einen normalen Eingang reingekommen ist. Davon abgesehen muss doch irgendjemand den Hubschrauber gesehen haben!”
“Offenbar nicht. Vergiss nicht, es war noch sehr früh am Morgen. Eine Gärtnerkolonne hat sie entdeckt und zum Clubhaus gebracht, aber da keiner von ihnen Englisch sprach, brauchte sie zum Glück nichts zu erklären. Dann hat sie es irgendwie geschafft, den Geschäftsführer zu überreden, dass er nicht die Polizei ruft.”
“Das allein grenzt schon an ein Wunder.”
“Eins, das wir uns zunutze machen sollten. Natürlich habe ich sie gewarnt, kein Wort mehr zu sagen, bis ich mit ihr gesprochen habe. Duncan, wir müssen auf dieser Geschichte unter allen
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