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Die Formel der Macht

Die Formel der Macht

Titel: Die Formel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
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Recht davon ausgehen können, dass die amerikanische Regierung versucht, uns zu ergreifen, wenn wir ihr nur die geringste Möglichkeit dazu geben.” Reagans lächelnde Maske kontrastierte merkwürdig mit der Verachtung, die in seiner Stimme mitschwang. “Wir hingegen beabsichtigen, mit heiler Haut und dem Preis, den man uns versprochen hat, von hier wegzukommen. Und Sie, Miss Shepherd, sind unser Pfand und unsere Fahrkarte in die Freiheit.”
    Summer verschwendete keine Energie damit, zu protestieren. Sie brauchte ihre ganze Kraft, um die Panik zurückzudrängen, von der sie überschwemmt wurde. An einem dünnen Seil hundert Meter über dem Erdboden in der Luft zu baumeln war etwa so, wie jemandem glühende Metallspäne unter die Fingernägel zu treiben.
    Sie machte den Fehler, nach unten zu schauen, und sah ein mit Unkraut überwuchertes Rollfeld, das zu einer baufälligen Flugzeughalle führte. Es wirkte alles sehr weit weg. Auf einer Seite des Rollfeldes wartete ein Transporter. Noch während sie schaute, kam von der anderen Seite ein zweiter heran. Aus dem ersten Fahrzeug stiegen drei Männer aus, von denen einer leuchtend orangefarbene Gefängniskleidung trug. Aus dem zweiten Fahrzeug kletterten vier Männer mit Maschinengewehren im Anschlag.
    Die zwei Gruppen stellten sich zu beiden Seiten des Rollfeldes auf, wobei die zweite Gruppe ihre Waffen auf die erste richtete. Allem Anschein nach waren in dem zweiten Transporter die Komplizen der Entführer gekommen, während in dem ersten Staatsbedienstete gesessen hatten, die hier waren, um sie in Empfang zu nehmen. Aber wer war der Mann in der Gefängniskleidung? Vielleicht ein politischer Gefangener, der gegen sie ausgetauscht werden sollte. Obwohl “politischer Gefangener” wahrscheinlich ein zu beschönigender Ausdruck für einen Terroristen war, denn immerhin hatten seine Kumpane einen Menschen entführt und mit dem Tod bedroht, um seine Freilassung zu erwirken.
    Gerald Ford drehte sich in seinem Sitz um, dann hielt er sich ein Fernglas vor die Augen und richtete es auf den Mann in der Gefangenenkleidung. Er beobachtete ihn eine geraume Weile, bevor er etwas auf Portugiesisch sagte und Reagan das Fernglas hinhielt.
    Reagan griff danach und schaute ebenfalls eine ganze Zeit lang nach unten. “
Concordo”
, sagte er. “
Com certeza, e Malone.”
Er gab Ford das Fernglas zurück.
    Diesmal verstand Summer, was gesprochen wurde, und übersetzte im Stillen die beiden einfachen Sätze. “Ich stimme zu”, hatte Reagan gesagt. “Es ist ganz sicher Malone.”
    Malone? Die Kidnapper konnten doch unmöglich Joe Malone meinen, oder? Nein, das war vollkommen lächerlich – unmöglich, sich vorzustellen, dass Joe im Gefängnis war. Und nicht weniger lächerlich war der Gedanke, dass er in eine Entführung verwickelt sein könnte und dazu auch noch in ihre. Die Tatsache, dass Joe in Brasilien lebte und dass ihre Entführer Portugiesisch sprachen, war nichts als ein verrückter Zufall.
    Um besser sehen zu können, schaute Summer mit zusammengekniffenen Augen nach unten. Sie war zu weit weg, um das Gesicht des Mannes erkennen zu können, aber er hatte rötlichbraunes Haar wie Joe, und Größe sowie Statur stimmten ungefähr. Trotzdem weigerte sie sich zu glauben, dass der Mann in der Gefängniskleidung da unten Joe sein könnte. Falls er es wirklich war, würde sie ihr letztes bisschen Vertrauen in eine vernunftgesteuerte Welt verlieren.
    Und es konnte einfach nicht Duncan Ryder sein, der da mit einem halbautomatischen Gewehr in der Armbeuge neben Joe stand. Doch wenn ihr Verstand beim Anblick von Joe Malone und Duncan Ryder schon streikte, die Schulter an Schulter auf einer stillgelegten Landebahn in Florida standen, so setzte er beim Anblick von Duncan Ryder mit einem Gewehr im Anschlag schlicht aus. Hier stieß ihre Vorstellungskraft an Grenzen, und irgendwann blieb ihr nichts anderes übrig, als zu akzeptieren, dass sie inmitten eines grauenhaften, durch Betäubungsmittel herbeigeführten Albtraums gefangen war.
    Jetzt sprach der Pilot etwas in sein Mikrofon, das sich wie eine Reihe knapper Verhaltensmaßregeln für seine Komplizen auf dem Boden anhörte. Er sprach jetzt wieder Englisch, aber Summer nahm an, dass er einen vorher verabredeten Code benutzte, da sie dem, was er sagte, keinen Sinn entnehmen konnte. Ford und Reagan hingegen schienen ihn perfekt zu verstehen. Sie wechselten Blicke und nickten sich zu.
    “So, Miss Shepherd, da wären wir. Zeit

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