Die Formel der Macht

Titel: Die Formel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell

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wollen, indem sie die Untersuchung in den Sand setzen.”
    “Sie geben sich eine Menge Mühe, die Ungereimtheiten an diesem Fall herunterzuspielen, Miss Shepherd, aber jetzt beginne ich mich langsam doch zu fragen, ob es reiner Zufall ist, dass mich ausgerechnet die Tochter unseres verehrten Herrn Außenministers anruft, um sich nach meinem Kenntnisstand in einem offensichtlich prekären Mordfall zu erkundigen.”
    Summer lachte auf, erleichtert darüber, dass sie am Ende doch noch einmal ehrlich sein konnte. “In diesem Fall kann ich Sie beruhigen. Ich stelle diese Fragen ausschließlich als Privatperson. Mein Vater wäre wahrscheinlich ziemlich ungehalten, wenn er erführe, dass wir beide uns unterhalten.”
    “Bis jetzt war es ein ziemlich einseitiges Gespräch”, erwiderte Ogilvie trocken. “Aber noch bin ich zuversichtlich, etwas von Ihnen erfahren zu können.”
    Bis sie sicher wusste, dass es zwischen Joe und Fernando eine verwandtschaftliche Beziehung gab, hatte sie ihm nichts zu sagen, so verführerisch es auch sein mochte, ihn auf Olivias Spur zu setzen. “Geben Sie mir noch ein bisschen Zeit, dann melde ich mich wieder bei Ihnen”, sagte sie.
    “Und wenn Sie mich nicht anrufen, rufe ich Sie an. Verlassen Sie sich darauf.”
    “Ach, noch etwas”, sagte Summer. “Hat die Polizei schon irgendwelche Theorien darüber, warum Pereira in den Staaten ermordet wurde? Wäre es nicht viel einfacher gewesen, ihn in Brasilien zu töten? Ich war letztes Jahr in Manaus, und die zuständigen Stellen dort geben zu, dass sie nicht einmal die genaue Zahl der Menschen nennen können, die jedes Jahr im Amazonasgebiet ermordet werden, ganz zu schweigen davon, dass sie deren Mörder finden.”
    “Meinen Recherchen zufolge lebte Pereira in Häusern, die Festungen glichen, und er bewegte sich in Brasilien nie ohne eine kleine Armee von Leibwächtern. Und wenn ich sage, Armee, meine ich das tatsächlich buchstäblich. Jeder, der Pereira töten wollte, ohne ein riesiges Blutbad anzurichten, musste wissen, dass die größte Erfolgschance dafür in Übersee bestand, wenn ihn nur ein oder zwei Leibwächter bewachen.”
    Summer dachte an den Mann, den sie mit ihrer Stiefmutter im Zug beobachtet hatte, und runzelte nachdenklich die Stirn. An diesem Abend war weit und breit kein Leibwächter in Fernandos Nähe gewesen, dessen war sie sich sicher. “In der einen Minute ist er so paranoid, dass er sich von einer ganzen Armee bewachen lässt, und in der nächsten fährt er in einem ganz normalen Erste-Klasse-Abteil von Washington D.C. nach New York, und dann setzt er seinem Leichtsinn noch die Krone auf, indem er in seinem Hotelzimmer einem als Zimmerkellner verkleideten Auftragskiller die Tür öffnet. Das klingt nicht sehr glaubhaft.”
    “Sie sprechen mir aus der Seele”, sagte Bill Ogilvie. “Ich habe mit einer der Rezeptionistinnen in dem Hotel gesprochen, und sie hat mir gesteckt, dass die Suite erst am späten Nachmittag für Senhor da Pereira gebucht wurde, was es noch unwahrscheinlicher macht, dass es sich bei dem Auftraggeber um einen seiner politischen Widersacher aus Brasilien gehandelt hat …”
    “Weil sie nicht wissen konnten, wo er in New York absteigt und so auch nicht in der Lage waren, vorher etwas zu arrangieren …”
    “Richtig. Aber den Polizeiangaben zufolge hat es sich so abgespielt.” Bill Ogilvie klang mehr als zynisch. “Tatsächlich sind sie laut ihrer Presseerklärung von gestern optimistisch, dass sie in Kürze eine Verhaftung vornehmen können.”
    “Darf ich Ihrem sarkastischen Tonfall entnehmen, dass Sie davon ausgehen, sie verhaften den falschen Mann?”
    “Das hängt ganz davon ab, was Sie mit dem falschen Mann meinen. Ich gehe davon aus, dass sie irgendeinen unterbelichteten Dreckskerl verhaften, der abgedrückt hat und anschließend von seinen Auftraggebern zum Trocknen rausgehängt wurde. Auf diese Weise hat die Polizei ihren Mörder, und die Öffentlichkeit wird das geringe Interesse, das sie an dem Fall hatte, ganz verlieren. In der Zwischenzeit wird derjenige, der sich so viel Mühe gegeben hat, den Deckel auf dem Fall draufzuhalten, einen riesigen Seufzer der Erleichterung ausstoßen, und alle werden glücklich sein, mit Ausnahme von ein paar Leuten wie mir, die wirklich gern wissen würden, wer den Mord in Auftrag gegeben und dafür bezahlt hat, und nicht, wer abgedrückt hat.”
    Summer merkte, dass ihr plötzlich ein riesiger Stein im Magen lag, der so schwer war, dass ihr