Die Formel (Ein Fall für Die Nachtfalken - Band 1) (German Edition)
wirklich heftig.“ Sara sah auf dem Überwachungsmonitor den BMW von Rick zurückkommen. Sie sprang von seinem Stuhl auf. „Das ging aber schnell.“
37
Sara und Luke verließen die U-Bahn-Station am Odeonsplatz und spazierten zur Theatinerkirche. Es war Mittwochnachmittag, die Sonne schien und ein kräftiger Wind blies herrenlose Einkaufstüten und anderen Müll vor sich her. Einige Tauben bevölkerten den Platz und ließen sich von dem hektischen Treiben der Fußgänger nicht aus der Ruhe bringen.
Sara ging schweigend neben Luke her. Er hatte kaum einen Ton gesagt, seit er von seinem Ausflug mit Rick zurückgekommen war. Ihre Versuche, ihm zu entlocken, um was es ging, scheiterten alle an seiner steinernen Miene.
Sie beobachtete eine Taube, deren linker Flügel seltsam verdreht herabhing. „Warum ist dieser Händel eigentlich in der Uni aufgetaucht? Die müssen das erste Rätsel nun doch auch entschlüsselt haben. Aber wenigstens hast du den Text im Audimax vernichtet. So haben sie den Anschluss verloren.“
Luke schnippte mit der Fußspitze eine halbe Breze aus dem Weg, einige Tauben folgten der Breze aufgeregt trippelnd. „Wir müssen trotzdem vorsichtig sein. Wenn die uns weiter auf den Fersen sind, kann’s echt gefährlich werden.“
In diesem Moment rempelte ein junger Mann mit fettigen blonden Haaren Sara an. Er griff nach dem Henkel ihres Rucksacks, den sie über die rechte Schulter geworfen hatte. Sara umklammerte ihn fest und holte zu einem Tritt gegen seinen Arm aus. Doch bevor sie den Dieb in die Flucht schlagen konnte, packte Luke den Kerl am Kragen und streckte ihn mit einem rechten Haken zu Boden. Im Fallen stöhnte der Junge auf und ließ den Rucksack los. Aus seiner Nase und seinem Mundwinkel floss Blut. Mit schreckensweiten Augen sah er zu Luke auf.
Der stellte ihm einen Fuß auf die Brust und stieß ihm die Schuhspitze an den Hals. „Junge, das machst du nie wieder! Haben wir uns verstanden?“
Sara zog Luke von dem Jungen weg und bedeutete diesem mit einem Winken, er solle verschwinden.
Mit einem ängstlichen Blick auf Luke sprang er auf und machte sich davon.
Sara stieß Luke vor die Brust. „Was soll dieses Macho-Gehabe. Ich kann verdammt noch mal selbst auf mich aufpassen.“
Luke nahm ihre Hände in die seinen. „Aber ich wollte ...“
Sie stieß ihn weg. „Wir haben zu tun.“ Damit wandte sie sich ab und ging weiter zum Eingang der Theatinerkirche.
Luke ging ihr hinterher. „Hey, ich wollte dir helfen. Woher soll ich wissen, was dir gerade recht ist?“
Sara reagierte nicht und öffnete die Tür des Haupteingangs. Kühle Luft mit dem Geruch nach Weihrauch und brennenden Kerzen empfing sie. Langsam durchquerte sie den Hauptgang und sah sich um. Die stille Erhabenheit der Kirche beruhigte sie.
Gefolgt von Luke ging sie zum rechten Querschiff, wo man gegen den Obolus von zwei Euro die Gruft betreten konnte. Über dem Eingang prangte die Inschrift: "Was sterblich ist an ihnen, hinterließen hier Bayerns erlauchte Fürsten".
Sie bezahlten und betraten die Gruft. Sie waren alleine. Vor ihnen standen die Särge der Stifter der Kirche, Kurfürst Ferdinand Maria und seine Gemahlin Kurfürstin Henriette Adelaide, sowie etliche ihrer Nachkommen, darunter Max Emanuel und sein Sohn Karl Albrecht.
Ratlos musterten sie die steinernen Sarkophage.
Luke ging von einem zum anderen und inspizierte stirnrunzelnd die Gedenkplatten. „Na toll. Und jetzt? Haben wir keinen weiteren Hinweis?“
„Nur das mit dem ‚Dahinter steht nach was es dich verlangt’“, rezitierte Sara aus dem Gedächtnis. „Aber was er damit gemeint hat, keine Ahnung.“
Sie zückte ihr Handy. „Wir machen am besten von Allem Fotos. Wir werden schon rausfinden, was sich dein Großvater dabei gedacht hat.“
Luke tat es ihr gleich und fotografierte ebenfalls die Grabi nschriften und alles, was irgendwie von Bedeutung sein konnte.
Kaum waren sie fertig, betrat eine Horde Japaner die Gruft. Aufgeregt flüsternd deuteten sie auf die Särge und zückten ihre Smartphones.
Sara nickte Luke zu und verließ die Gruft.
Als sie wieder ins Freie traten, atmete Sara tief durch und hielt ihr Gesicht in die Sonne und den Wind. Sie hatte das Gefühl, die Spinnweben und den modrigen Geruch auch hier draußen nicht loszuwerden.
Sie lehnte sich an die Kirchenmauer und sah zu Luke. Er trat neben sie, blickte sie kurz finster an und starrte dann auf den Boden. Nun würde sie sich mit ihm auseinandersetzen
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