Die Foundation Trilogie
aufgerissenen Augen im Kreis um ihn herum. »Torie! Wo ist deine Uniform? Wieso trägst du Zivil?«
»Befehl, Bay. Randu hat sich mit Ebling Mis eingeschlossen, und um was es dabei geht, weià ich nicht. Damit ist alles gesagt.«
»Bekommen wir einen Auftrag?« Impulsiv rückte sie näher an ihn heran.
Er küsste sie, bevor er antwortete. »Ich glaube, ja. Wahrscheinlich wird es gefährlich werden.«
»Was ist nicht gefährlich?«
»Du hast ganz Recht. Und, ja, ich habe bereits nach Magnifico geschickt, also wird er wohl mitkommen.«
»Du meinst, sein Konzert in der Maschinenfabrik muss abgesagt werden?«
»Es geht nicht anders.«
Bayta ging ins Nebenzimmer und setzte sich zu einem Essen nieder, dem man deutlich anmerkte, dass es zusammengeschustert war. Sie schnitt die Sandwiches geschickt in zwei Hälften und sagte: »Das ist zu schade mit dem Konzert. Die Mädchen in der Fabrik haben sich darauf gefreut. Magnifico übrigens auch. Verflixt, er ist ein so seltsames Geschöpf!«
»Er spricht deinen Mutterkomplex an, Bay, das ist es. Eines Tages werden wir ein Kind haben, und dann wirst du Magnifico vergessen.«
Bayta erwiderte kauend über ihr Sandwich hinweg: »WeiÃt du was? Du bist alles an Ansprache, was mein Mutterkomplex aushalten kann.« Und dann legte sie das Sandwich hin und war im nächsten Augenblick todernst. »Torie.«
»Hm?«
»Torie, ich war heute im Rathaus â im Produktionsamt. Deshalb bin ich so spät nach Hause gekommen.«
»Was hast du da gemacht?«
»Nun â¦Â« Sie zögerte unsicher. »Es wird immer schlimmer. In der Fabrik war es so schlimm, dass ich es nicht mehr aushalten konnte. Moral ⦠existiert einfach nicht. Die Mädchen verfallen ohne besonderen Grund in Weinkrämpfe. Diejenigen, die nicht krank werden, sind missmutig. Sogar die Mäuschen-Typen schmollen. In meinem Abschnitt erreicht der Ausstoà nicht mehr ein Viertel von dem, was er war, als ich kam, und es gibt keinen Tag, an dem alle Arbeiterinnen vollzählig anwesend sind.«
»So weit klar«, sagte Toran. »Nun kommen wir zum Produktionsamt. Was hast du da gemacht?«
»Ein paar Fragen gestellt. Und es ist so, Torie, auf ganz Haven ist es so. Fallende Produktionszahlen, zunehmende
Volksverhetzung und Unzufriedenheit. Der Amtsleiter zuckte nur mit den Achseln â nachdem ich eine Stunde im Vorzimmer darauf gewartet hatte, zu ihm vorgelassen zu werden, und überhaupt nur hineinkam, weil ich die Nichte des Koordinators bin â und sagte, er verstehe das nicht. Offen gestanden, ich glaube, es interessierte ihn nicht.«
»Jetzt übertreib nicht, Bay.«
»Es interessierte ihn nicht!«, fuhr Bayta auf. »Ich sage dir, da ist etwas faul. Es ist die gleiche grässliche Depression, die mich im Zeitgewölbe befiel, als Seldon uns im Stich lieÃ. Du hast ebenso empfunden.«
»Ja, das stimmt.«
»Und nun ist dieses Gefühl wieder da. Und wir werden es nicht schaffen, dem Maultier Widerstand zu leisten. Selbst wenn wir das Material hätten, fehlte es uns am Mut, am Geist, am Willen â Torie, es hat keinen Sinn, zu kämpfen â¦Â«
So viel Toran sich erinnern konnte, hatte Bayta niemals geweint, und sie weinte auch jetzt nicht. Nicht richtig. Aber Toran legte ihr leicht die Hand auf die Schulter und flüsterte: »Am besten vergisst du es, Bay. Ich weiÃ, was du meinst. Aber wir können nichts â¦Â«
»Doch, wir können etwas tun! Aber wir sitzen nur da und warten, dass das Messer auf uns niederfällt.«
Bayta kehrte zu dem zurück, was von ihrem Sandwich und ihrem Tee übrig war. Toran schlug stumm die Betten auf. DrauÃen war es inzwischen dunkel geworden.
Â
Randu, dem neuernannten Koordinator für die Städte-Konföderation auf Haven â es war ein Amt für Kriegszeiten â, war auf seine eigene Bitte hin einer der oberen Räume zugewiesen worden, aus dessen Fenster er grübelnd über die Dächer und Baumwipfel der Stadt hinwegblicken konnte. Jetzt,
im verblassenden Licht der Höhlenbeleuchtung, wich die Stadt in die Konturlosigkeit ununterscheidbarer Farben zurück. Randu hatte keine Lust, über den Symbolismus zu meditieren.
Er sagte zu Ebling Mis, dessen klare Ãuglein offenbar nichts weiter interessierte als die rötliche Flüssigkeit in seinem Glas:
Weitere Kostenlose Bücher