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Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)

Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)

Titel: Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Jenni
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gefalteter Seide auf dem Rücken an Bord alter, großer Flugzeuge, während des Flugs sagten wir kein Wort, und wenn wir über den Wäldern, Sümpfen oder Ebenen mit Elefantengras ankamen, die man aus dem Flugzeug nur als verschiedene Grünschattierungen wahrnahm, obwohl sie in Wirklichkeit ganz unterschiedliche Welten darstellten mit jeweils eigenen Schwierigkeiten, spezifischen Gefahren und anderen Todesarten, sprangen wir ab. Wir sprangen direkt über dem Feind ab, der sich im Gras, unter den Bäumen oder im Schlamm versteckt hatte; wir sprangen direkt auf seinen Rücken, um Kameraden zu retten, die uns zu Hilfe gerufen hatten, weil sie in der Klemme saßen, bereit waren aufzugeben, in einem belagerten Posten oder in einer angegriffenen Kolonne. Wir hatten nur die Aufgabe zu retten; schnell zur Stelle zu sein, zu kämpfen und uns anschließend selbst zu retten. Wir behielten dabei saubere Hände, hatten ein reines Gewissen. Wenn dieser Krieg schmutzig aussah, dann lag das nur am Schlamm: wir kämpften in einem feuchten Land. Die Risiken, die wir eingingen, läuterten alles. Wir haben Leben gerettet, wenn man so will. Wir haben uns nur damit beschäftigt, zu retten; uns selbst zu retten; und zwischendurch zu rennen. Wir waren wunderbare Kriegsmaschinen, katzenhaft und gerissen, wir waren die leichte Luftlandetruppe, mager und athletisch, und wir starben sehr leicht. Auf diese Weise haben wir saubere Hände behalten, wir, die schönen Kriegsmaschinen der französischen Armee, die schönsten Krieger, die es je gegeben hat.«
    Er verstummte.
    »Weißt du«, fuhr er nach einer Weile fort, »die Faschisten besitzen außer der simplen Brutalität, die jedem zugänglich ist, so etwas wie eine Todesromantik, die bewirkt, dass sie genau in dem Moment vom Leben Abschied nehmen, da dieses am stärksten ist, eine düstere Freude, die bewirkt, dass sie aus Überschwang das Leben verachten, sowohl das eigene als auch das der anderen. Die Faschisten haben etwas von einer melancholischen Kriegsmaschine, was sich in jeder Bewegung, jedem Wort ausdrückt und ihren Augen anzusehen ist – sie haben einen metallischen Glanz. Deshalb waren wir Faschisten. Zumindest haben wir so getan, als wären wir es. Und aus diesem Grund lernten wir das Fallschirmspringen, um eine Auswahl zu treffen und herauszufinden, wer von uns die besten waren, und um jene abzuweisen, die im entscheidenden Moment durchdrehten, und nur jene in unsere Truppe aufzunehmen, die sich vor dem eigenen Tod nicht fürchteten. Nur jene aufzunehmen, die dem Tod fest ins Auge sahen und ohne zu Zögern auf ihn zugingen.
    Wir haben die ganze Zeit nur gekämpft, wir waren versprengte Soldaten, und uns zu versprengen, schützte uns vor weiterem Übel. Ich sah ein bisschen mehr als die anderen, wegen der Tusche. Die Tusche versteckte mich, die Tusche erlaubte mir, etwas Distanz zu gewinnen, etwas besser zu sehen. Das Malen bedeutete, dass ich mich hinsetzte, schwieg und still etwas betrachtete. Unsere Borniertheit verlieh uns einen unglaublichen Zusammenhalt, dem wir anschließend nachtrauerten. Wir lebten in einer utopischen Welt junger Männer, Schulter an Schulter; im Kampfgetümmel stärkte uns nur die Schulter des Nebenmanns, wie in einer Phalanx. Wir hätten uns gewünscht, immer so zu leben und dass alle so lebten. Die Kameradschaft von blutbefleckten Männern war in unseren Augen die Lösung für alles.«
    Er verstummte wieder.
    »Und dieses Kettenfahrzeug«, fragte ich ihn, »ist das auch mit Ihnen abgeworfen worden?«
    »So etwas kam vor. Man warf uns schwere Waffen in Einzelteilen ab, damit wir im Wald verschanzte Lager errichten konnten, weil das die Vietminh anzog, die dann auf unseren spitzen Pfählen endeten. Wir dienten ihnen als Köder. Sie waren vor allem scharf darauf, Fallschirmjägereinheiten zu vernichten; und wir waren scharf darauf, ihre regulären Divisionen zu vernichten, die einzigen, die für uns die richtige Größe besaßen. Wenn sie uns zahlenmäßig fünfmal überlegen waren, sahen wir den Kampf als angemessen an. Wir spielten mit ihnen Verstecken. Manchmal versorgte man uns aus der Luft mit solch schwerem Kriegsgerät. Dann zogen wir das Gerät aus dem Boden und bauten es zusammen, aber schon bald fielen sie wegen eines Defekts aus. Diesem verflixten Land waren nur wir gewachsen; Menschen, die eine Waffe in der Hand hielten.«
    »Der Drehturm hat aber eine seltsame Form.«
    »Das ist ein Flammenwerferpanzer. Ein amerikanisches Modell, das im

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