Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)
Pazifikkrieg für Sturmangriffe am Strand eingesetzt worden ist; damit haben sie die Bunker aus Palmstämmen verbrannt, die die Japaner auf allen Inseln errichtet hatten. Die waren leicht zu bauen, mit faserigen Stämmen, Sand und schön harten Korallenblöcken, die hielten Kugeln und Bomben stand. Um sie zu zerstören, musste man Flammenöl durch die Schießscharten hineinspritzen, damit sie von innen ausbrannten. Anschließend konnte die Armee den Vormarsch fortsetzen.«
»Haben Sie das genauso gemacht?«
»Die Vietminh hatten keine Bunker; oder aber sie waren so gut versteckt, dass wir sie nicht gefunden haben; oder an Stellen, die für Panzer nicht erreichbar waren.«
»Wozu hat Ihnen dann dieser Panzer gedient? Sie haben sich daneben in Pose gestellt, als sei er Ihr Lieblingselefant.«
»Er diente dazu, uns auf seinem Rücken zu transportieren und Dörfer in Brand zu setzen. Das ist alles.«
Diesmal verstummte ich.
Frankreich hatte eine seltsame Armee nach Indochina geschickt, deren einziger Auftrag darin bestand, sich zu helfen zu wissen. Eine bunt zusammengewürfelte Armee, die von Aristokraten aus vergangenen Zeiten und versprengten Angehörigen der Résistance befehligt wurde, eine Armee aus den Überbleibseln mehrerer europäischer Nationen, aus gebildeten, romantischen jungen Männern, aus einem Haufen von Nieten, Dummköpfen, Dreckskerlen und vielen normalen Typen, die sich in einer derart unnormalen Situation befanden, dass sie zu etwas wurden, was sie nie hätten werden sollen. Und alle stellten sich für das Foto neben dem Panzer in Pose und lächelten ins Objektiv. Sie waren die zusammengewürfelte Armee, die Armee des Dareios, die Armee des Kolonialreichs, man hätte sie für tausend Zwecke einsetzen können. Aber die Kriegsmaschine hatte einen klaren Auftrag: in Brand setzen. Und hier gab es nur Dörfer mit ihren Hütten aus Stroh und Holz, die man in Brand setzen konnte, mit allem, was sich darin befand. Das Werkzeug selbst verhinderte, dass die Sache eine andere Wendung nahm.
Das Haus verbrannte und alle, die sich darin befanden. Da es aus Stroh war, brannte es vorzüglich. Die getrockneten Palmwedel, aus denen das Dach bestand, loderten sogleich auf, das Feuer griff auf die geflochtenen Holzwände über, und schließlich erfasste es die Holzpfeiler und den Fußboden, und das erzeugte ein lautes Prasseln, das alle Schreie verstummen ließ. Die Leute schrien in ihrer Sprache, die schon einem Schrei gleicht und die Geräusche des Waldes nachzuahmen scheint, sie schrien, und das Prasseln des Feuers übertönte ihre Schreie, und wenn sich das Feuer beruhigt hatte und nur noch geschwärzte Pfeiler und ein rauchender Fußboden übrig blieben, wurde es still, ab und zu ein Knacken, schwelende Glut, und ein widerlicher Geruch nach verbranntem Fett und verkohltem Fleisch, der noch tagelang über der Lichtung schwebte.
»Haben Sie das wirklich getan?«
»Ja. Wir haben so viele Tote gesehen, ganze Haufen von ineinander verkeilten Leichen. Wir haben sie mit der Planierraupe beerdigt, sobald die Sache vorbei war, die Eroberung eines Dorfes oder ein Zusammenstoß mit einem Regiment der Vietminh. Wir sahen sie nicht mehr; sie belästigten uns mit dem Geruch, und wir versuchten uns dagegen zu schützen, indem wir alles begruben. Die Leichen waren nur ein Bestandteil des Problems, Töten war nur eine Vorgehensweise. Wir waren die Stärkeren, und wenn wir Gewalt anwandten, kam es zwangsläufig zu Schäden. Wir versuchten in einem Land zu überleben, das sich uns entzog: wir konnten uns auf nichts stützen außer auf uns selbst und unsere Kameraden. Die Vegetation rief Nesselfieber hervor, der Boden war nicht stabil, die Leute mieden uns. Sie glichen uns nicht, wir wussten nichts von ihnen. Um zu überleben, mussten wir eine Dschungelethik praktizieren: stets zusammenbleiben, aufpassen, wohin man die Füße setzte, uns mit Hilfe des Haumessers einen Weg bahnen, nicht schlafen, schießen, sobald wir die Anwesenheit von Raubtieren hörten. Um diesen Preis überlebt man im Dschungel. Besser wäre es natürlich gewesen, nicht dorthin zu gehen.«
»All das Blut«, flüsterte ich.
»Ja. Das Blut war ein echtes Problem. Ich hatte es im Wald tagelang unter den Fingernägeln, Blut, das nicht mein eigenes war. Und wenn ich endlich eine Dusche nehmen konnte, färbte sich das Wasser erst braun, dann rot. Schmutziges, blutiges Wasser rann an mir herab. Und schließlich wurde es klar. Dann war ich sauber.«
»Eine
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