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Die Frau am Tor (German Edition)

Die Frau am Tor (German Edition)

Titel: Die Frau am Tor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Worthmann
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Entschlossenheit hinzurechnete, die sie ihm gegenüber bewiesen hatte.
    “ Wir setzen ihn am besten irgendwo auf eine Parkbank, damit es so aussieht, als hätte er dort seinen Infarkt oder was auch immer bekommen”, sagte er, seinen inneren Monolog unterbrechend, und auch das war mehr ein lautes Nachdenken. “Seine Papiere und so weiter kann er ruhig bei sich behalten, das spielt ja dann keine Rolle, wenn er als natürlicher Todesfall identifiziert wird. Aber wir sollten seine Adresse wissen und ihn vielleicht nicht allzu weit davon...platzieren, sonst fangen sie noch an zu überlegen, weshalb er da oder dort war und was er dort gemacht hat. Aber es darf auch keine belebte Gegend sein, sonst bekommen wir ein neues Problem.”
    “ Was sagst du da? Wie meinst du das?”, fragte sie schüchtern und verwirrt.
    “ Nun lass mich doch mal einen Augenblick richtig nachdenken”, erwiderte er ungehalten. „Auf jeden Fall müssen wir nachschauen, was er bei sich in seinen Taschen trägt. Los, hol mir mal die Gummihandschuhe aus dem Erste-Hilfe-Kasten. Oder nein, warte, wir sollten erst noch ein Stück weiter fahren, wo keine Häuser mehr stehen.“
    Sie gehorchte. Dort, wo sie anhielten, war die Straße leer und dunkel. Er ließ sie die Heckklappe öffnen und erklärte, dass er auch eine Taschenlampe brauche. Sie begann zu suchen, fand schließlich eine und reichte sie ihm.
    „ Die Handschuhe!“
    „ Aber...wozu?“
    „ Das fragst du? Wegen der Fingerabdrücke.“
    Nachdem er sie übergezogen hatte, fühlte er eine ähnlich dumpfe, ihn selbst befremdende Unempfänglichkeit über sich kommen wie bei jenem letzten Mal, welches zugleich das erste Mal gewesen war, dass er sich ganz sachlich, den praktischen Anweisungen seines Gehirns gehorchend, mit der Beseitigung eines Toten aus Julia Gerlachs Haus beschäftigt hatte. Er fand, dass er ziemlich routiniert vorging.
    Die Brieftasche enthielt nichts, was auf irgendeine Verbindung zwischen ihrem Besitzer und seinem Besuch bei Julia hätte schließen lassen können, aber es fanden sich darin außer ein paar Geldscheinen, zwei Kreditkarten und dem Personalausweis ein Führer- und ein Fahrzeugschein. Er durchsuchte sämtliche Anzugtaschen und stieß nicht nur auf einen Haus-, sondern auch einen Autoschlüssel. Somit schien einiges dafür zu sprechen, dass Heiko Krollmann – so hieß er mit vollständigem Namen - mit seinem Auto gekommen war. Gemeldet war er unter einer Adresse an der Dudenstraße in Schöneberg. Dem Fahrzeugschein zufolge handelte es sich bei Krollmanns Wagen um einen VW-Passat, Baujahr 1998.
    “ Sag mal, gibt es hier bei euch in der Gegend jemanden, der einen älteren Passat fährt?”, fragte er laut, nachdem er den Schlüssel an sich genommen hatte. Sie war ein Stück beiseite getreten, die Arme verschränkt, als sei ihr nun kühl geworden nach ihrer schweißtreibenden Arbeit vorhin. Doch die Nacht war angenehm lau.
    “ Nun mach, denk bitte mal nach”, sagte er ungeduldig.
    “ Nein, so etwas gibt es da nicht, ganz bestimmt nicht. Nur lauter teure, neue Wagen. Niemand da fährt einen älteren, und schon gar keinen VW”,
    “ Gut, das erleichtert die Sache. Pass auf, wir müssen nochmal zurück zu euch, in die Kolbestraße.“
    „ Was? Ab wieso das denn? Nein, das will ich nicht!“
    „ Frag nicht, wir müssen.”
    Sie fügte sich abermals. Als sie sich der Kolbestraße näherten, wie er sie an, langsam zu fahren, nicht nur durch diese Straße, sondern auch durch die anderen im näheren Umkreis.
    „ Aber was willst du denn eigentlich?“
    „ Sein Auto suchen, was denn sonst?“ entgegnete er unwillig.
    „ Und dann?“
    „ Es weg bringen, fort von hier, in irgendeinen Straßengraben. Es muss so aussehen, als wäre es während der Fahrt passiert.“
    Sie mussten nicht lange suchen. Da die Anwohner durchweg Garagen besaßen, waren nur wenige Fahrzeuge am Straßenrand geparkt. In einer Querstraße nach der nächsten Kreuzung stand das Auto, das dem Toten gehört haben musste, ein älterer Allerweltswagen mit ungepflegter dunkelgrüner Lackierung - ein Fremdkörper aus Blech, der dadurch auffiel, dass er tatsächlich nicht in diese Gegend passte.
    „ Moment“, sagte er, ließ sie anhalten, stieg aus und probierte den Schlüssel, während sie mit laufenden Motor wartete. Er passte. Der Wagen sprang an. Er ging kurz zurück zu ihr und sagte:
    „ Pass auf, ich fahre voraus, du folgst mir. Wir müssen zunächst nochmal zu der Stelle, wo wir gerade waren,

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