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Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Titel: Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Sandmann
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Gnade einer Anzahl Häftlingen, die ihre Strafe beinahe abgesessen hatten, die Freiheit geschenkt.
    »Wenn Sie wollen, Frau Paquin, können Sie Ihren Freund morgen bei mir in der Kanzlei abholen.«
    In der Nacht konnte Louise kaum schlafen vor Aufregung. Am nächsten Tag war sie schon eine Stunde vor dem vereinbarten Termin
     beim Haus des Anwalts und musste noch im Kaffeehaus warten. Dann rannte sie mit fliegenden Röcken die steinerne Wendeltreppe
     zu der Kanzlei in einemTempo hinauf, als könnte Frederick wie eine Fata Morgana verschwinden, wenn sie ihn nicht rechtzeitig zu fassen bekam.
    Dr.   Taffert empfing sie freundlich, bot ihr an, sich in einen der gewaltigen Ledersessel zu setzen, und öffnete dann die Tür zum
     Nebenzimmer. »Herr Hansen? Wollen Sie jetzt hereinkommen?«
    Frederick trat durch die Tür, in demselben Anzug, den er bei seiner Verhaftung getragen hatte, der jetzt aber ganz locker
     an seiner Gestalt hing. Sein Gesicht mit den tief in den Höhlen liegenden Augen hatte eine Farbe wie fleckiges Pergament.
     Als er sprach, war seine Stimme leise und heiser. »Louise.«
    Sie war aufgesprungen und betrachtete ihn mit Mitleid und Entsetzen. »Um Gottes willen, wie siehst du aus? Musstest du hungern?«
    »Nein«, antwortete er mit dieser rostigen Flüsterstimme. »Man verliert ganz von selbst den Appetit, wenn man den ganzen Tag
     in einer halbdunklen Zelle eingesperrt ist und nur Kakerlaken zur Gesellschaft hat. Ich war schon froh und dankbar, dass ich
     schließlich zum Wergzupfen eingeteilt wurde. Da hatte ich wenigstens etwas zu tun und Menschen um mich. Du glaubst nicht,
     wie lieb einem nach vier Monaten Einzelhaft selbst die ärgsten Verbrechervisagen werden.« Er lachte auf eine Weise, die ihr
     verriet, wie verstört er war.
    Sie eilte auf ihn zu, ergriff seine feuchtkalten Hände und drückte sie an ihre Brust. »Komm! Du wirst dich bald erholen. Du
     wirst sehen.«
    Er schüttelte müde den Kopf. »Nein, Louise. Ich kann nicht mitkommen. Ich kann es dir nicht antun, mit mir gesehen zu werden,
     und ich selbst möchte auch niemanden sehen, dermich früher gekannt hat, weder die Engländerin noch deine Verwandtschaft.«
    »Die Pritz-Toggenaus sind nicht mehr da. Das Haus hat Abbé Maxiant mit seinen Schützlingen bezogen.« Sie hielt ihn umschlungen
     und lächelte zu ihm auf. Sie spürte, wie alles in ihm danach lechzte, sie in die Arme zu nehmen, an sich zu drücken und sie
     zu küssen. Aber Stolz und Furcht hielten ihn davon ab.
    »Ich kann nicht«, wiederholte er.
    »Doch, du kannst«, erklärte sie mit entschiedener Stimme. »Du warst bislang so tapfer, hast damals so kühn die Gelegenheit
     wahrgenommen, dich aus dem Elend deiner Kindheit zu befreien, und jetzt möchtest du dich verkriechen wie ein geprügelter Hund?
     Das lasse ich nicht zu. Frederick   …« Sie umarmte ihn leidenschaftlich und drückte den Kopf an seine Brust. »Du hast recht gehabt: Ich liebe dich mehr, als ich
     selbst wusste. Als ich fürchten musste, dich niemals wiederzusehen, habe ich erst begriffen, wie bitter es ist, ohne dich
     zu leben. Komm! Ich will dich nicht ein zweites Mal verlieren.«
    Er zögerte noch, aber da fiel Dr.   Taffert energisch ein. »Nun seien Sie nicht unvernünftig, Herr Hansen. Freuen Sie sich, dass Sie eine so treue Freundin haben,
     und denken Sie daran: Heute ist der erste Tag vom Rest Ihres Lebens, das noch lange dauern kann.«
    Immer noch unsicher, als berührte er eine Seifenblase, nahm Frederick Louises Hand in die seine und verließ mit ihr die Kanzlei.
    Erst als sie auf die verschneite Straße hinaustraten, merkte Louise, dass er krank war, denn er zitterte trotz seines Mantels
     und fing an zu husten. Sie drängte ihn in aller Eile in die wartende Kutsche. »Hast du Schmerzen?«, fragte sie besorgt.
    »Nein, keine richtigen Schmerzen.«
    »Schlesinger wird eine Arznei für dich mischen. Hör zu, Frederick. Du brauchst in den nächsten Tagen überhaupt niemanden zu
     sehen, wenn dir das unangenehm ist. Bleib einfach in deinem Zimmer und im Bett. Ich kümmere mich um dich, bis du wieder auf
     den Beinen bist. Mach dir solange keine Sorgen darum, was danach kommen mag. Wenn du erst einmal wieder bei Kräften bist,
     wirst du die richtigen Entscheidungen treffen, wie du es immer in deinem Leben getan hast. Vertraue darauf! Vertraue auf dich!
     Ich tue es.« Sie lächelte ihn an.
    Er brachte ein schiefes Lächeln zustande. »Wetten, Abbé Maxiants kleine Mädchen haben noch

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