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Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Titel: Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Sandmann
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Polizist und die beiden Ärzte das Badezimmer. Eine Lampe über dem Spiegel beschien den Leichnam eines
     eher klein gewachsenen Mannes, der auf einem Schragen aufgebahrt lag. Die Leichenfrauen, die ihn wuschen, blickten kurz von
     ihrer Arbeit auf und werkten dann weiter.
    »Polizeiarzt Dr.   Brett äußerte seine Ansicht wie folgt: ›Mirfiel der Mundgeruch auf. Es konnte keine Fäulnis sein, dazu war die Leiche noch zu frisch, aber es roch wie ein fauler Zahn.
     Als ich ihn dann näher untersuchte, sah ich, dass seine Mundhöhle ganz blau war. Auch das Weiße in seinen Augen war gelblich
     grau verfärbt. Und hier, sehen Sie! Die Nägel. Solche Querrillen beobachtet man bei Menschen, deren Körper durchtränkt sind
     mit einem giftigen Metall. In diesem Fall war es Blei. Ich habe das oft bei Leuten gesehen, die an der Malerkrankheit starben,
     und kenne es auch von Schriftsetzern und Arbeitern in Silberfabriken. Dieser Mann hat eindeutig an einer chronischen Bleivergiftung
     gelitten.‹
    Ich fragte mich natürlich, ob der Hausarzt ein Kurpfuscher war, der so verdächtige Symptome an seinem Patienten nicht bemerkt
     hatte. Oder war er ein Schuft, der sie absichtlich übersehen – oder sogar hervorgerufen – hatte? Ich hielt ihm also vor: ›Sehen
     Sie sich das an. Was sagen Sie dazu? Wieso haben Sie diese Symptome nicht früher bemerkt? Sie haben ihren Patienten doch sicher
     gründlich untersucht?‹
    Dr.   Thurner schnitt eine zynische Grimasse. ›Das ließ er nicht zu. Er war einer von den Patienten, die genau wissen, woran sie
     leiden, und dem Arzt keine Gelegenheit geben wollen, etwas anderes zu beweisen. Ich durfte nur die Symptome behandeln – verschrieb
     ihm leichte Schlafmittel, tonisierende Bäder, Abführmittel, da er häufig über harten, trockenen Stuhl klagte, Spülungen gegen
     Mundgeruch und ähnliche Kleinigkeiten. Im Übrigen‹, setzte er laut und erbittert fort, da er die hämischen Blicke der Leichenweiber
     bemerkte, ›wurde meine Ansicht von einem hochrangigen Fachmann unterstützt. Als sich die ersten ernsthaften Symptome zeigten,
     habe ich einen Experten für geistige Krankheiten beigezogen. Seine Diagnose hieß: Altersschwachsinn, bedingt durch Gehirnschrumpfung,Verkalkung der Adern, Austrocknung der Gehirnmasse, in der Folge Wahnvorstellungen und Verblödung. Und da sollte ich Herrn
     Paquin glauben, dass man ihm nach dem Leben trachtete?‹
    Dr.   Brett kam seinem Kollegen zu Hilfe. ›Bleivergiftung ist schwer zu diagnostizieren. Die Symptome sind jedes für sich bedeutungslos,
     und auch das Gesamtbild ist lange Zeit so unklar, dass man speziell bei einem älteren Menschen an alles Mögliche denkt, nur
     nicht an eine Vergiftung.‹
    ›Dann handelt es sich hier also um ein Verbrechen.‹
    Dr.   Brett schüttelte den Kopf. ›Muss nicht sein. Das Metall kann zum Beispiel in den Körper gelangen, wenn durch bleihaltige Röhren
     fließendes Wasser getrunken wird. Auch durch den Genuss von verunreinigtem Mehl, das entsteht, wenn die Vertiefungen der Mühlsteine
     mit Metallpulver ausgefüllt werden, kann eine kumulierende Schädigung erzeugt werden, oder durch das Schnupfen des in bleihaltiger
     Zinnfolie verpackten Schnupftabaks. In den allermeisten dieser Fälle handelt es sich um einen Unglücksfall. Wenn Sie also
     keine sicheren Beweise dafür finden, dass ihm das Gift in mörderischer Absicht zugeführt wurde, können Sie den Fall abschließen.
     Übrigens können Sie den alten Herrn hier kirchlich beerdigen lassen.‹ Seine Mundwinkel zuckten. ›Eine der Hauptwirkungen einer
     Bleivergiftung ist nämlich eine zunehmende geistige Verwirrung. Er war nicht bei Verstand, als er sich tötete.‹ Er griff nach
     seiner Tasche. ›Ich bin mir zwar meiner Diagnose sicher, aber lassen Sie auf jeden Fall eine Obduktion durchführen – bei einem
     so reichen und bedeutenden Mann kann man es nicht genau genug nehmen.‹«
    Der Inspektor hielt mit Schreiben inne, löschte den Text sorgfältig ab und zog dann einen in Seidenpapier gewickeltenGegenstand aus der Tasche – eine auf rotes Glanzpapier geklebte Scheibe. Nachdem er sie eine Weile betrachtet hatte, fuhr
     er in seinem Bericht fort.
    »Bei der Durchsuchung des Badezimmers entdeckte ich im Bademantel des Opfers eine rote Scheibe mit unleserlichen, laut Auskunft
     eines Fachmannes vermutlich tibetanischen oder mongolischen Schriftzeichen – offenbar ein magisches Objekt. Niemand im Haus
     hatte die Scheibe je gesehen,

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