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Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Titel: Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Sandmann
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letzte Zeile, wo das Gesamtergebnis stehen musste.
    Plumbum negativ.
    Sie starrte den Boten an. »Lese ich das richtig? In den Proben war keinerlei Blei?«
    Er studierte den Befund, den sie ihm reichte, und schüttelte den Kopf. »Wer immer dieses Gesöff getrunken hat, kann einem
     leidtun, es war mit Melasse und Fruchtsirup verfälscht, aber Blei enthielt es nicht. Auch kein anderes Metall.«
    »Damn it!« Amy stampfte mit dem Fuß auf.
    »Wie bitte?«
    »Verzeihung.« Die aufgebrachte Frau atmete einmal tief durch, um ihre Haltung wieder zurückzugewinnen. »Sagen Sie Ihrem Vorgesetzten,
     ich danke vielmals für die prompte Erledigung. Es ist sehr wichtig für Dr.   Taffert und mich.«
    Und es ist fatal für die arme Louise, ging es ihr durch den Kopf.
    In ihr Zimmer zurückgekehrt, brütete Amy über dem Ergebnis der Analyse. Zu früh gefreut, dachte sie. Sie war so voll Hoffnung
     gewesen, der Malaga würde sich rasch als die Quelle des Übels herausstellen. Jetzt musste sie nach etwas anderem suchen, und
     in der Zwischenzeit schwebte Louise in permanenter Gefahr, bedroht von der Polizei auf der einen und den Männern in ihrer
     Umgebung auf der anderen Seite.
    Sie traute diesem Burschen mit den olivfarbenen Augen nicht. Wie er gleich dazwischengefahren war, als die Rede auf einen
     Anwalt kam! Kein Wunder, dass ihm das nicht in den Kram passte. Wie ein Geier hatte er sich auf dieses hilflose, verletzte
     Lamm gestürzt, kaum dass dessen Hirte gestorben war. Und der Doktor gefiel ihr auch nicht, obwohl er ja ein kluger Bursche
     sein mochte. Dass er sich selbst reichlichDrogen verordnete, war ihm auf den ersten Blick anzusehen. Wer wusste denn, wie es inzwischen in seinem vom Kokain durchtränkten
     Gehirn aussah, wozu er fähig war und wozu nicht? Auf jeden Fall war er ein lausiger Arzt. Den Magister wiederum kannte sie
     nur von Einkäufen in der Apotheke, wo sie ihn hinter seinem Schreibtisch auf dem Podium sitzen gesehen hatte. Amy war verblüfft
     gewesen, als sie bei einem ihrer Besuche eine junge Frau in der Apotheke antraf – die junge Frau Schlesinger. Wie hatte es
     dieser steifleinene Geselle nur angestellt, eine Frau zu bekommen, noch dazu eine so hübsche? Mischt er etwa Liebestränke?,
     war es ihr damals durch den Kopf gegangen.
    Lady Amy wälzte sich so lange in ihrem Bett umher, bis ihre Zofe, die im Kabinett hinter der Tapetentür schlief, aufmerksam
     wurde und mit der Kerze in der Hand hereinlugte. »Was ist denn, Fräulein? Sie werden doch nicht etwa krank sein?«
    Amy setzte sich auf und blinzelte. »Wie? Nein, mir geht es gut. Ich kann nur nicht schlafen, weil ich so viel nachdenke.«
    »Soll ich Ihnen eine warme Milch zum Einschlafen oder einen Kaffee zum Aufwachen machen?«
    »Mach mir bitte eine Malzmilch, aber dann möchte ich etwas mit dir besprechen, vorher kann ich mit oder ohne Milch nicht einschlafen.«
    Wenig später saß sie, die Decke um die Knie gewickelt und an ihre Kissen gelehnt, im Bett, während das Mädchen ihr gegenüber
     im Lehnsessel kauerte, in einen blau-rot gewürfelten Flanellschlafrock gehüllt und mit dicken Wollsocken an den Füßen. Die
     Kerze warf die Schatten der beiden Frauen als spukhafte, schwarzgraue Flecken an die getünchte Wand.
    »Was macht Ihnen denn solche Sorgen, Fräulein?«, fragte die Zofe mitfühlend.
    »Du hast doch gesehen, dass vor dem Abendessen ein Bote hierherkam, nicht wahr? Er brachte mir den Befund des chemischen Labors,
     in dem Herrn Paquins Dessertwein untersucht wurde. Und weißt du, was er mir sagte? Metall ist keines darin, kein Stäubchen.«
    »Hätte aber drinnen sein sollen?«, fragte die Zofe sichtlich verständnislos.
    Amy merkte ihr an, dass sie an Schrotkugeln oder Bleigewichte dachte und sich wunderte, was die in einer Weinflasche sollten.
     Sie überlegte, ob sie es Annette erklären sollte, ließ es aber bleiben. Es war ihr gleichgültig, ob das Mädchen verstand oder
     nicht. Zuhören sollte sie ihr, damit sie ihre Gedanken klären konnte, das war alles.
    »Ja, hätte! Dann wäre die arme Frau Paquin aus dem Schneider.« Sie lehnte sich in das Kissen zurück und verschränkte die Arme
     vor der Brust. Finster blickend saß sie da, während die Zofe geduldig und nur leise gähnend wartete. Schließlich sagte sie:
     »Lass uns das noch einmal durchdenken. Niemand anderer ist krank geworden, also war das giftige Metall in etwas enthalten,
     das nur Herr Paquin aß oder trank.« Sie setzte sich mit einem Ruck auf.

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