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Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Titel: Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Sandmann
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verließ den Abort und eilte
     die Treppe hinunter in die Apotheke.
    Es war dunkel und still, nur hin und wieder blitzte das Glas der Vitrinen auf, wenn draußen ein Fuhrwerk mit brennenden Laternen
     vorbeiklapperte. Louise hoffte, dass sich das Gesuchte noch dort befand, wo Schlesinger es zuletzt hingeräumt hatte. Sie hatte
     Glück: Als sie sich hinter dem Rezepturtisch niederkauerte und die unterste Schublade öffnete, sah sie darin das Kästchen
     aus Tropenholz, das sie gesucht hatte. Mit einem tiefen Atemzug klappte sie es auf. Ja, da war der Wunderstein. Das Kerzenlicht
     belebte seine glatte, braun-violette Oberfläche. Ein Antidot gegen schädliche Substanzen, hatte der Magister zu ihr gesagt.
     Er hatte zwar nichts von der Wirkung gehalten, aber wer in Panik war, griff nach jedem Strohhalm. Louise hatte das Gefühl,
     vor Angstund Verzweiflung zugrunde zu gehen. Sie wollte nicht so enden wie Raoul!
    Sie umschloss den Stein mit der Hand, bis er warm wurde. Dann zog sie sich das Kettchen über den Kopf. Es war so lang, dass
     der Stein zwischen ihren Brüsten ruhte. Wenn sie angekleidet war, konnte niemand ihn sehen.
    Augenblicklich verebbten die Krämpfe. Verwundert fragte sie sich, ob der seltsame Stein tatsächlich Wunderkräfte besaß oder
     ob nur ihr Vertrauen bewirkt hatte, dass es ihr besser ging. Wie auch immer – sie beschloss, seine Kraft auch weiterhin zu
     erproben.

F rau J akobine S tokhamer
    1
    Zwei Tage später starb der Baron im Krankenhaus. Ob an den Folgen seiner Sucht oder der Vergiftung, konnten die Ärzte nicht
     mit Gewissheit sagen. Als Todesursache gaben sie daher »multiples Organversagen infolge langjährigen Drogenabusus« an. Er
     wurde ohne weitere Untersuchung in das Schloss der Familie überführt und dort in der Gruft beigesetzt, in der schon viele
     vom Elend der Inzucht gezeichnete Pritz-Toggenaus zu Grabe getragen worden waren.
    Emil trauerte aufrichtig um seinen Vater. Eugenie war er schon zu Lebzeiten gleichgültig gewesen, und die Baronin atmete auf.
     Jetzt hatte sie den begehrten Titel ohne das lästige Anhängsel.
    Polizeirat Wilhelm Heidegast hatte so schlecht geschlafen, dass er bereits im Morgengrauen in seinem Amtszimmer im Stadthaus
     auftauchte. Durchfroren, feucht und verdrießlich nahm er hinter seinem Schreibtisch Platz und musste, da außer ihm noch niemand
     erschienen war, selbst Feuer im Kanonenöfchen machen. Wenigstens war die Kantine schon in Betrieb, sodass er sich ein deftiges
     Frühstück holen konnte. Seine Laune besserte sich ein wenig, nachdem er sich den Magen mit Speck und Eiern gewärmt und die
     beruhigendeUmgebung des gewohnten Umfelds auf ihn eingewirkt hatte.
    Er fluchte leise bei dem Gedanken, dass er sich schon wieder mit der Familie Paquin beschäftigen musste. Aber was sollte er
     tun? Gützlows Recherchen hatten ihn überzeugt, dass nach dem Fall Paquin ein zweiter Mord geschehen und ein dritter an der
     Witwe Paquin gewissermaßen am Laufen war.
    Er setzte sich an seinen Schreibtisch und machte eine Liste aller Personen, die zur Zeit der Erkrankung von Herrn Paquin und
     des Barons im Löwenhaus am Jungfernstieg gewohnt hatten oder dort angestellt gewesen waren. Auch das Personal der Apotheke
     sollte überprüft werden.
    Heidegast blickte auf die Uhr, um zu sehen, ob es schon an der Zeit war, im Laboratorium nachzufragen. Just in diesem Augenblick
     wurde an der Tür gepocht, und der Laborant steckte den Kopf herein. »Ich störe doch nicht, Herr Polizeirat? Aber Sie wollten
     die Ergebnisse so bald wie möglich.«
    »Sieh an   …«, murmelte Heidegast. Er lud mit generöser Geste zum Eintreten ein. »Kommen Sie nur herein! Erzählen Sie, was Sie entdeckt
     haben.«
    Der Laborant breitete seine Unterlagen auf dem Tisch aus. »Ich habe alles untersucht, von der Hautcreme bis zu den Minzbonbons
     und Lebertranperlen. Ich kann kein metallisches Gift darin finden, weder Arsen noch Blei, noch Thallium. Organische Toxine
     sind schwer nachzuweisen, aber von denen wüsste ich keines, das Haarausfall hervorruft. Was Sie mir übergeben haben, ist sicher
     nicht die Ursache von Frau Paquins Beschwerden.«
    »Nun, das freut mich zu hören. Dann hat die kleine Dame doch eine simple Magenentzündung. Ich werde sie anrufen, damit sie
     sich weiter keine Sorgen macht.«
    Als er den Laboranten verabschiedet hatte, fing er seine Liste von Neuem an. Louise Paquin war also aller Wahrscheinlichkeit
     nach kein Opfer. Es ging nach wie vor um die

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