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Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Titel: Die Frau des Diplomaten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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zu dem Loch, sehe dann aber wieder hoch. „Paul …“
    Sofort unterbricht er mich. „Wenn irgendetwas passiert … unser Schiff ist die SS Bremen . Sieh zu, dass du es erreichst und an Bord kommst!“
    Wie erstarrt kauere ich neben dem Loch in der Ladefläche. Mir ist die ganze Zeit über nicht der Gedanke gekommen, dass wir so bald wieder getrennt werden könnten. Ich will protestieren, aber er berührt meine Wange und lässt mich erneut verstummen. „Ganz gleich, was auch passiert, du darfst nicht aufgeben. Kehr heim zu deiner Tochter.“
    „Ich gehe nicht ohne dich.“
    „Das musst du auch nicht“, verspricht er mir und sieht mir tief in die Augen. „Ich habe dich einmal in London versetzt, und sieh dir an, was dabei herausgekommen ist. Ich werde das nicht noch einmal machen.“ Draußen sind Schritte und Stimmen zu hören. Paul gibt mir einen kurzen, aber innigen Kuss. „Und jetzt geh.“
    Ich klettere durch das Loch nach draußen, dann krieche ich unter dem Laster hindurch nach hinten, so wie Paul es gesagt hat. Neben der Fahrbahn entdecke ich ein paar Büsche, hinter denen ich mich verstecken kann. Ich habe es geschafft, denke ich erleichtert, auch wenn mein Herz wie verrückt klopft. Plötzlich gibt Milo wieder Gas, und als ich durch das Gestrüpp spähe, sehe ich zu meinem Entsetzen, dass der Lastwagen weiterfährt, während von Paul nichts zu entdecken ist. Der Wagen nähert sich dem Kontrollpunkt, aber Paul ist immer noch auf der Ladefläche!
    Was soll ich jetzt tun? Paul hat gesagt, dass ich zusehen soll, dass ich das Schiff erreiche. Im Schutz der Büsche laufe ich geduckt auf den Maschendrahtzaun zu, der um den Hafen herum verläuft. Dort angekommen, erkenne ich, dass der Zaun fast zwei Meter hoch ist. Ich kann unmöglich darüberklettern, aber … wie soll ich sonst auf das Gelände kommen? Ich schaue hinüber zum Kontrollpunkt. Wo ist der Lastwagen? Ist Paul noch immer auf der Ladefläche? Durch die Büsche ist meine Sicht eingeschränkt. Mir bleibt nichts anderes übrig, als nach einer Möglichkeit zu suchen, in den Hafen zu gelangen. Ich schleiche geduckt am Zaun entlang, bis ich mich dicht unter dem Gebüsch befinde. Plötzlich entdecke ich über dem Boden ein Loch im Maschendrahtgeflecht. Ich packe die beiden Enden und ziehe sie nach oben, um das Loch zu vergrößern, dann robbe ich auf dem Bauch durch die entstandene Öffnung. Es funktioniert, auch wenn die Drahtenden an meiner Haut und meiner Kleidung reißen.
    Auf der anderen Seite angelangt, richte ich mich auf. Meine Erleichterung verfliegt schlagartig, als ich aufgeregte Stimmen vom Kontrollpunkt zu mir herüberdringen höre. Paul! Wieder ducke ich mich, dann nähere ich mich dem Tumult. Der Lastwagen steht am Tor, ein Wachmann hält sich hinter dem Wagen auf und leuchtet mit einer Taschenlampe hinein. Und dann sehe ich mit Schrecken, wie zwei andere Wachleute vom Laster klettern und Paul mit sich schleifen.
    Sie haben Paul erwischt. Ich mache ein paar Schritte auf den Lastwagen zu. Irgendwie muss ich Paul helfen, doch dann sieht er in meine Richtung und schüttelt fast unmerklich den Kopf. Geh weiter, kann ich ihn fast sagen hören. Ganz gleich, was geschieht.
    Sekundenlang ringe ich mit mir. Mein Herz rast so, als wolle es jeden Moment explodieren. Ich kann Paul nicht hier zurücklassen! Aber wenn ich bleibe, werden sie auch mich schnappen. Rachels Gesicht taucht vor meinem geistigen Auge auf. Ich muss zurück zu ihr. Ich kann jetzt nicht mehr umkehren. Es tut mir leid, denke ich, und betrachte Paul ein letztes Mal. Dann renne ich weiter über das Hafengelände und ignoriere meinen schmerzenden Knöchel.
    Als ich keine Deckung mehr habe, werde ich langsamer und gehe so zügig wie möglich weiter, ohne dass jemand auf mich aufmerksam wird. Vor mir erstreckt sich ein Pier, an dem zu beiden Seiten riesige Schiffe anlegen. Überall lädt man von den Lastwagen große Kisten ab.
    Ich suche hinter einem Turm aus übereinandergestapelten Kisten Schutz, dann sehe ich mir die Schiffe genauer an. Schließlich entdecke ich die SS Bremen , die ganz am Ende des Piers zu meiner Rechten liegt. Ich mache mich auf den Weg dorthin, wobei ich mich immer wieder hinter Kisten und anderen Frachtstücken verstecke, um nicht gesehen zu werden. Plötzlich höre ich aus einiger Entfernung erst einen, dann einen zweiten Schuss. Paul!, schreie ich stumm auf. Es bricht mir das Herz, ihm nicht helfen zu können. Aber ich kann jetzt nichts für ihn tun, ich muss

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