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Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Titel: Die Frau des Diplomaten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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er zwei Gin getrunken hat. Aber vielleicht erzählt er mir von seinem Tag, dann kann ich ihn fragen, ob ich morgen früh die Besprechung ausfallen lassen könnte. Dann aber höre ich, wie er die Tür zum Arbeitszimmer öffnet und gleich darauf wieder schließt. Enttäuscht lasse ich mich auf mein Kissen sinken, schließe die Augen und zwinge mich zum Einschlafen.
    Am nächsten Morgen um fünf vor halb neun greife ich zu meinem Notizblock und mache mich auf den Weg zum Konferenzraum. Die meisten Sekretärinnen sind bereits dort, die Männer stehen in Gruppen um den großen Tisch verteilt und unterhalten sich. Ich weiß mittlerweile, dass die Diplomaten zwar höflich und sachlich miteinander reden können, dass sich hinter der Fassade jedoch ein beständiges Wetteifern abspielt. Wer kann die nützlichsten Informationen liefern? Wessen Standpunkt wird beim stellvertretenden Minister auf Zustimmung stoßen? Eigentlich sollten wir alle auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten, doch in Wahrheit versucht jeder nur den größtmöglichen Vorteil für sich herauszuholen.
    Der stellvertretende Minister betritt das Zimmer, und die Männer nehmen zügig ihre Plätze ein. „Machen wir mit Bukarest weiter“, beginnt er ohne Vorrede, als hätten wir nur eine fünfminütige Pause eingelegt. Beim Blick auf meinen Notizblock fällt mir auf, dass das Blatt leer ist. Erst da wird mir klar, dass ich nichts von der gestrigen Diskussion über Ungarn notiert habe. Vergeblich versuche ich mich an irgendwelche Äußerungen zu erinnern. Ich weiß, ich sollte besser aufpassen, schließlich erwartet Simon, dass ich ihm ein vollständiges Memorandum zusammenstelle.
    Doch statt Notizen zu machen, wandert mein Blick zum Fenster. Die Sonne scheint durch die Baumkronen, Delia wird heute mit Rachel in den Park gehen. Nur weil sie sich bereit erklärt hat, auf meine Tochter aufzupassen, war es mir überhaupt möglich, in den Beruf zurückzukehren. Zunächst hat das zu Meinungsverschiedenheiten mit Simon geführt. „Keine andere Frau eines Diplomaten geht einer Arbeit nach“, beharrte er mit Nachdruck. „Und mit einem Baby ist das völlig undenkbar.“
    „Aber meine Arbeit bedeutet mir viel. Und weißt du noch, wie du davon sprachst, wie wichtig meine Sprachkenntnisse für deine Arbeit seien?“, hielt ich dagegen. Zunächst sagte Simon nichts dazu, und schließlich lenkte er wie erwartet ein. Immerhin waren wir auf das Geld angewiesen. Simons Familie war einmal sehr wohlhabend gewesen, es handelte sich um Geld, das von einer Generation an die nächste weitergegeben wurde. Simons Vater hatte jedoch fast das gesamte Vermögen beim Börsencrash verloren, womit für Simon nur noch das Haus und eine bescheidene Summe übrig geblieben waren. Wie ich kurz nach der Heirat feststellen musste, reichte sein Gehalt kaum, um den Lebensunterhalt für zwei zu bestreiten. Für ein Kind blieb da so gut wie nichts übrig. Also arbeite ich auch jetzt weiter im Ministerium, obwohl ich mir an Tagen wie diesen wünsche, zu Hause bei Rachel sein zu können.
    Natürlich will ein Teil von mir immer noch arbeiten. Nach wie vor glaube ich an das, was wir tun. Doch fällt es diesem Teil in mir immer schwerer, sich Gehör zu verschaffen. Fast jeder Tag im Büro läuft nach dem gleichen Muster ab: Ich nehme an einer der vielen Konferenzen teil, mache Notizen, die ich anschließend auf der Schreibmaschine abtippe. Oder ich bereite Briefe vor, die Simon mir diktiert. Niemand scheint hier irgendetwas anderes zu machen, als unentwegt zu reden. Angesichts einer solchen Bürokratie wundert es mich nicht, dass Hitler ganz Europa überrennen konnte, während der Rest der Welt mit Reden beschäftigt war. Während wir hier sitzen und ohne Ende diskutieren, gerät ein Land nach dem anderen unter den Einfluss der Sowjets: Rumänien, Bulgarien, Ungarn. In Simons Büro hängt eine Landkarte, auf der er jedes dieser Länder mit einer Nadel markiert. Ich weiß, dass ihn unsere Machtlosigkeit frustriert.
    Ein Klopfen holt mich aus meinen Gedanken. Ich sehe auf, als die Tür zum Konferenzraum geöffnet wird. Der stellvertretende Minister verstummt, alle Anwesenden drehen sich zur Tür. Diese Besprechung ist streng vertraulich, und jeder, dessen Teilnahme erforderlich ist, hat sich rechtzeitig eingefunden. Ein junger Mann, den ich als einen der vielen Büroboten wiedererkenne, bleibt in der Tür stehen. „Ich bitte um Verzeihung“, sagt er leise, dann begibt er sich zum Kopfende des Tischs, ohne

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