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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
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Hinterhof, und stieß dabei zufällig gegen die Pforte – sie schwang auf. Jemand hatte vergessen, sie hinter sich zuzuziehen. Sie erstarrte und versuchte hochkonzentriert, in der Dunkelheit etwas zu erkennen, horchte, konnte aber nur das Rauschen von Klimaanlagen und die Musik, die aus dem Hinterhof kam, hören. Vorsichtig schob sie die Pforte weiter auf. Das Scharnier quietschte, weshalb sie die Pforte nur so weit öffnete, dass sie so eben hindurchschlüpfen konnte. Sie hielt sich im Schatten an der Wand, angespannt lauschend. Ein plötzliches Scheppern ließ sie innehalten.
    Auf dem langgestreckten Hinterhof gab es viele Ratten. Sie hatte sie zwischen den Mülltonnen hin und her flitzen sehen. Erika wartete im Schatten. Sie hörte ein entferntes Knirschen im Kies, dann herrschte wieder Stille.
    Im Haus an der Straßenseite brannten nachts keine Lichter, und nichts rührte sich, während die Häuser ringsum bis weit in die Nacht einen gemütlichen gelben Lichtschein verbreiteten. Wenn sie aus dem Türfenster ihres kleinen Unterschlupfs sah, schienen die Häuser zu schweben und die goldgelben Fenster nahmen sich wie funkelnde Sterne und Planeten aus.
    Erika schlich in den Hinterhof und hielt sich links. Rechts befand sich ein Bewegungsmelder; sie wusste genau, wie weit sein Sensor reichte. Sie hörte ein Geräusch, und die Tür des Ateliers ging auf. Flüchtig sah sie etwas aufblitzen. Plötzlich ging die Hoflampe an. Das Licht strahlte gleißend hell und blendete sie flüchtig, bis ihre Augen sich daran gewöhnt hatten.Doch es reichte, um die korpulente Gestalt auszumachen, die sie nur zu gut kannte.
    Ihre Blicke trafen sich. Erika holte tief Luft, war mit ein paar Schritten blitzschnell um die Ecke verschwunden und zwängte sich hastig durch die Pforte, die mit voller Kraft hinter ihr zuschlug. Sie lief, was das Zeug hielt die Straße hinab, hetzte den kleinen Weg an der Carolus-Rex-Mauer hinauf, die Treppen hoch, machte laute Stampfgeräusche und hechtete einen schmalen asphaltierten Gang hinunter, der zu einer beinahe unsichtbaren grüngestrichenen Pforte führte, die gut hinter einem weitverzweigten Busch verborgen lag.
    Erika war die Treppen schon so viele Male hinauf- und hinuntergestiegen, dass sie sich blind zurechtgefunden hätte. Die Scheinwerfer auf dem Esperantoplatsen warfen von unten einen breiten Lichtkegel gegen die Mauer, der geradewegs in den Himmel zu klettern schien. Dahinter lag alles im Schatten. Die Treppen, die seitlich an der Mauer hochführten, sahen in der Dunkelheit wie dicke Steinwände aus, gestaltlos, ohne Stufen.
    Erika drückte sich gegen die kleine Tür. Sie hörte Görans schwere Schritte durch ihren eigenen, hämmernden Pulsschlag hindurch, als er an ihr vorbei die Treppen hinaufhastete, so dicht, dass sie ihn hätte berühren können. Nach einem Moment blieb er stehen, sah sich um und witterte wie ein Hund auf der Jagd.
    »Erika, Schätzchen! Spiel nicht mit mir, wir haben ausgespielt. E-rika! Hör jetzt auf mit den Spielchen, zur Hölle! Du entkommst mir nicht, das weißt du!!«
    Göran drehte sich um, ein Geräusch hatte ihn abgelenkt, rasch lief er die Treppen hinunter. Blitzschnell schlüpfte Erika aus ihrem Versteck und joggte mit leichten leisen Schritten die Treppen hinauf zur Mauerkrone. Als sie die Straßeerreichte, die über die Erhebung führte, schlich sie dicht an den Häuserwänden entlang und in das Tor an der Ecke der Arsenalsgatan. Sie ertastete die Klingel und drückte in rascher Folge so viele Knöpfe, wie sie konnte. Jemand öffnete. Sie dankte Gott, riss die Tür auf und zog sie so leise wie möglich hinter sich zu.
    Atemlos studierte Erika die Schilder mit den Namen der Bewohner. Henriksson, Wohnung vier. Hastig lief sie die Treppen hoch, ging an Pers breiter Doppeltür vorbei, setzte sich eine halbe Treppe höher auf die Stufen und rang nach Atem.
    Da ging die Tür zu Pers Wohnung auf, und Licht ergoss sich ins Treppenhaus. Eine Frau ihres Alters kam heraus, sie trug einen dunklen Mantel, ihre Haare waren lang und leuchtend rot. Sie drehte sich um und schlang die Arme um Pers Hals, umarmte ihn leicht und sagte etwas, das Erika nicht verstehen konnte.
    Als das Geräusch ihrer Absätze verstummt war, schlich Erika leise die Stufen hinunter, zögerte einen Moment und klingelte. Als sich sein Schatten hinter der Milchglasscheibe abzeichnete, bereute sie es schon, aber ihre zitternden Beine wollten ihr nicht gehorchen. Die Tür wurde aufgezogen, und Per

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