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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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erwarten, dass du ihnen Zugang zu Institutionen verschaffst, mit denen du nicht das Geringste zu tun hast, einem teuren New Yorker Restaurant oder einem Golfclub in North Carolina. Sie möchten, dass du ihrem Neffen zu einem Sommerstipendium in einer Künstleragentur in Los Angeles verhilfst. Lange bevor du über die Staatsgrenzen hinaus bekannt wirst, gehen sie schon davon aus, dass du es bist. Es ist völlig unmöglich, jedem dieser Wünsche nachzukommen, und dennoch erhöht jedes Nein die Wahrscheinlichkeit, dass du als unfreundlich wahrgenommen wirst – kaum einervon den vielen Menschen, die dich um einen Gefallen bitten, scheint etwas von den vielen anderen zu ahnen, die zur selben Zeit dasselbe tun. Du stellst fest, dass jeder dich zu irgendetwas verpflichten kann, indem er einfach nur einen Wunsch äußert: Sie schreiben Briefe oder E-Mails oder hinterlassen Nachrichten auf dem Anrufbeantworter, und es ist schlimm genug, ihre Wünsche nicht zu erfüllen, aber ganz und gar unverzeihlich wäre es, sie einfach zu ignorieren. So diktieren sie deinen Zeitplan und deine Verpflichtungen – und von da an bist du öffentliches Eigentum.
    Nach und nach setzt sich dein Ruhm. Du gewöhnst dich an ihn wie an ein neues Kleidungsstück oder ein neues Auto, aber andere reagieren weiterhin merkwürdig und unpassend darauf. Bei deinen öffentlichen Auftritten beanspruchen dich jetzt auch Menschen für sich, mit denen du nie etwas zu tun hattest – Freunde von Freunden von Freunden, die Tante deiner College-Affäre, der Nachbar deines Klempners –, und zählen dir ungefragt die Ecken auf, über die sie mit dir bekannt sind. Bei Privatveranstaltungen, die nichts mit dir oder deinem Ruhm zu tun haben, den Hochzeiten, Cocktailpartys und Fundraising-Veranstaltungen, die du immer noch besuchst, um dir selbst vorzumachen, du seist ein normaler Mensch geblieben, wirst du angestarrt. Du bemühst dich, bescheiden aufzutreten, indem du nie voraussetzt, dass irgendjemand dich kennen oder sich für dich interessieren könnte: Wenn du jemandem zum ersten Mal begegnest, stellst du dich vor und beginnst über die Blumendekoration, das Büfett oder das Wetter zu sprechen. Und dennoch dreht sich das Gespräch wenig später unfehlbar nur um dich – woher sie dich kennen, wo sie waren, als der und der Fernsehbeitrag über dich gesendet wurde, oder was Passanten in ihrer Gegenwart über dich gesagt haben. Sie wollen mit dir darüber reden, wie befremdlich es sein muss, berühmt zu sein, und bemerken nicht einmal, dass sie es selbst sind, die sich gerade in dem Moment befremdlich verhalten.
    Und dann bist du
wirklich
berühmt – nicht lokal oder regional berühmt, sondern berühmt berühmt –, und plötzlich wird alles einfacher. Deine Entourage ist kontinuierlich angewachsen,und irgendwann ist sie groß und professionell genug, um dich von dem Rest der Welt abzuschirmen. Bei jedem öffentlichen Auftritt stehen dir Assistentinnen zur Seite, und du wirst mehr oder weniger sichtbar von Sicherheitskräften begleitet. Man kann sich dir nicht mehr ohne weiteres nähern, sondern es gibt kontrollierte, sorgfältig choreographierte Situationen, in denen du dich unter die Leute begibst. Deshalb ist es schwerer, mittelmäßig berühmt zu sein als weltberühmt: Als mittelmäßig berühmter Mensch gehst du weiterhin im Lebensmittelladen einkaufen und tust die Dinge, die du vorher getan hast, nur dass du dabei jederzeit bemerkt und angesprochen werden kannst. Als große Berühmtheit betrittst du Lebensmittelläden nur noch, wenn es für einen Fototermin nötig ist, und kannst dich darauf verlassen, dass man dich sofort erkennt, wo du auch gehst und stehst. Jede Szenerie, in die du einen Fuß setzt, verändert sich grundlegend: In deiner Gegenwart wird nur von dir gesprochen, und jeder bemüht sich nach Kräften um ein Handyfoto. Deswegen haben wir auch kaum noch in Restaurants gegessen, seit Charlie zum Präsidenten gewählt wurde – man hat uns das als Distanziertheit angekreidet, aber in Wirklichkeit empfinde ich es als unfair allen anderen Gästen gegenüber. Sie sind vielleicht ausgegangen, um ihren Geburtstag oder eine Gehaltserhöhung zu feiern, und sobald wir erscheinen, wird aus ihrem großen Tag der Abend, an dem der Präsident und die First Lady aufgetaucht sind. Es ist egoistisch, dort hinzugehen – wir beanspruchen weit mehr als die Luft, die uns zum Atmen zusteht.
    Anfangs sagte ich mir manchmal in Augenblicken, in denen mich meine neue

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