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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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Orangensaft ein. Nachdem er alles auf einen Teller gehäuft hatte, setzte er sich an den Küchentisch, und ich setzte mich dazu. Ich zog den Mantel aus, faltete ihn zusammen und legte ihn auf denNachbarstuhl. Keiner von uns sprach ein Wort. Als Pete fertig gegessen hatte, lehnte er sich zurück, verschränkte die Arme und sah mich an.
    »Sollen wir nach oben gehen?«, fragte ich. Es erschien mir dreist, so etwas vorzuschlagen, doch für mich war dieser Schritt der naheliegendste, weshalb alles andere unaufrichtig geklungen hätte. Außerdem wusste ich, dass seine dumpfe Feindseligkeit verschwinden würde, wenn wir erst einmal nackt und ineinander verschlungen in seinem Bett lägen.
    Aber er ignorierte meinen Vorschlag und fragte stattdessen: »Was sind deine Träume und Wünsche, Alice? Hast du vor, für immer in Riley zu bleiben?«
    »Ich weiß noch nicht.«
    »Ich würde niemals hierbleiben«, sagte er. »Ich gehe nach Milwaukee oder Chicago, um etwas aus mir zu machen.«
    Natürlich war ich zu jung, um zu wissen, dass es kein eindeutigeres Zeichen für das absehbare Scheitern eines Mannes gibt als dessen wiederholte Beteuerungen des Gegenteils, zudem verwirrte es mich, dass wir dieses Gespräch führten. Der Wunsch, nach oben zu gehen, schwebte wie ein Goldbarren senkrecht in meiner Brust. »Ich war einmal mit meiner Großmutter in Chicago«, sagte ich.
    »Ach ja? Meinen Glückwunsch.« Obwohl seine Bemerkung die beabsichtigte Wirkung nicht verfehlte – ich kam mir töricht vor –, konnte ich nicht sagen, ob es heißen sollte, dass Pete selbst schon dort gewesen war oder nicht. »Ich könnte die Farm übernehmen, aber Landwirtschaft ist was für Trottel«, fuhr er fort. »Heute Morgen musste ich um sechs raus und Hühner füttern. Man ist komplett vom Wetter abhängig, auf dem Feld macht man sich den Rücken kaputt, und wofür das alles? Ich sehe mich nach einem Bürojob um, in einer Firma oder Bank. Andy hat’s hier gefallen, warum, hab ich nie kapiert.«
    Stille trat ein. Ich glaube nicht, dass er beabsichtigt hatte, seinen Bruder zu erwähnen. Ich glaube, er hatte für einen Moment vergessen, in welchem Verhältnis ich zu Andrew stand, oder vielleicht sogar, dass Andrew tot war.
    Es brannte kein Licht in der Küche, wir saßen in der Düsternis und schwiegen uns an. Dann sagte er unfreundlich: »Komm her.« Ich stand auf und ging um den Tisch herum. Er trug die gleiche Kordhose wie beim ersten Mal, dazu einen rotschwarz gestreiften Pullover. »Geh auf die Knie!«, forderte er mich auf.
    Als ich vor ihm kniete, fragte ich: »So richtig?«
    »Tu einfach, als wärst du in der Kirche«, sagte er sarkastisch.
    Sein Blick war starr auf mich gerichtet, während er seine Hose aufknöpfte, den Reißverschluss aufmachte und sie zusammen mit der Unterhose zu den Knöcheln hinabrutschen ließ. Sein Penis wirkte erschreckend klein. Er nahm meine Hand, zog sie zu sich, sagte: »Leg sie darum und reib ihn«, und kurz darauf bekam er eine Erektion. »Komm näher«, sagte er. »Nimm ihn in den Mund.« Dabei legte er mir eine Hand auf den Kopf und zog mich an sich heran.
    Jahre zuvor, in der sechsten Klasse, hatte Roy Ziemniak, der Sohn unseres Zahnarztes, Dena und mir einmal diesen Vorgang beschrieben. Damals war ich nicht sicher gewesen, ob ich ihm glauben sollte, doch wie es schien, hatte er die Wahrheit gesagt.
    Während der ersten Minute musste ich zwei Mal würgen, dann versuchte ich, einen Rhythmus zu halten, hoch und runter, und zählte vor mich hin:
einundzwanzig, zweiundzwanzig …
Über mir wurde Petes tiefes Stöhnen lauter. Bei vierundfünfzig hob ich den Kopf. Seine Augen waren geschlossen, doch er öffnete sie unvermittelt und sagte mit einer Mischung aus verschlafener und verzweifelter – nicht böser – Stimme: »O nein, du musst es zu Ende bringen.«
    Als ich fortfuhr, stiegen mir Tränen in die Augen. Ich wollte nicht, dass er mich weinen sah, und das tat er wohl auch nicht, geistesabwesend, wie er war. Speichel begann mir aus dem Mund zu laufen, da ich nicht schlucken konnte. Schließlich kam er, und ich zog ruckartig den Kopf zurück, so dass das meiste auf seinen blassen, behaarten Oberschenkel spritzte. Nur ein kleines bisschen klebte in meinem Mundwinkel, und ich wischte es ab. Er beugte sich nach vorn, um Unterhose undHose hochzuziehen, und ich senkte den Kopf. Meine Tränen flossen heiß und unaufhaltsam. Nach einer Weile fragte er: »
Heulst
du etwa?«
    Ich verlagerte mein Gewicht zur Seite und

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