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Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Tan
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zwei Schiffsjungen an Bord. Beide waren gerade mal elf Jahre alt. Einer davon war Arnoldus’ Enkel, der andere ein Waisenjunge. Die nächsten in der Rangfolge waren die beiden einfachen Schiffsmannen. Sie waren dafür zuständig, das Deck zu schrubben, die Segel zu setzen und zu streichen und den Anker zu lichten oder zu fieren. Dann gab es noch Thilo, den Steuermann, welcher die Sprache der Flamen kannte und somit auch als Übersetzer dienen sollte. Er nahm die Befehle des Schiffsherrn direkt entgegen und sorgte für deren Ausführung. Der letzte Mann im Bunde nannte sich Smutje, was eigentlich die allgemeine Bezeichnung eines Schiffskochs war. Er hieß Heyno und hatte selbst sein Leben lang als Schiffsmann gedient.
    In einem Gespräch mit Heyno bekam Albert heraus, wie man es schaffte, als Koch angeheuert zu werden, obwohl man so ungenießbar kochte wie er.
    Unangenehm detailliert beschrieb Heyno, wie er einmal beim Segelhissen vom Mast gefallen war. Als er wieder zu sich kam, war seine linke Schulter in einem seltsamen Winkel nach hinten verdreht. Von furchtbaren Schmerzen geplagt, bekniete er seinen Schiffsherrn, an Land gehen zu dürfen, um einen Heilkundigen zurate zu ziehen, doch dieser weigerte sich zunächst standhaft, wegen eines Schiffmanns seinen Kurs zu verlassen. Erst als Heyno ihm versprach, seinen Lohn für dreißig Tage Dienst nicht einzufordern, gab der Schiffsherr seinem Wunsch nach. Wenige Stunden nach der Ankunft in einem kleinen Hafen kam ein schmieriger Mann mit fremder Sprache auf das Schiff. Er wurde zu dem Verletzten geführt und machte sich nach kurzer Begutachtung des Mannes ans Werk. Mit Händen und Füßen wurde Heyno klargemacht, dass er sich mit dem Rücken zur Wand aufsetzen sollte. Kurz darauf nahm der Fremde Anlauf, packte den Verletzten ohne Vorwarnung am Oberkörper und knallte die verdrehte Schulter mit einem heftigen Ruck gegen die Schiffswand. Das Geräusch bei dieser Prozedur erinnerte an das Aneinanderreiben von nassen Holzbalken, und die Laute, die der Schiffsmann dabei ausstieß, hatten nichts Menschliches mehr an sich.
    Der Smutje gestand Albert, dass er es als Glück ansah, vor Schmerz in Ohnmacht gefallen zu sein.
    Als er erwachte, war seine Schulter zwar wieder ein gutes Stück nach vorn gerückt; doch so ganz wurde er nicht mehr der Alte. Sein Arm blieb steif und löste bei bestimmten Bewegungen große Schmerzen aus. Er war als Schiffsmann nun nicht mehr zu gebrauchen. Viele Geschichten von Schiffsköchen klangen so ähnlich, wie er erzählte, und so kam es, dass er vor einigen Jahren bei Arnoldus auf der Resens anheuerte.
    Das Essen an Bord war leider nah am Zustand der absoluten Ungenießbarkeit. Die mangelnden Fähigkeiten des Smutjes wurden noch gekrönt von dem abscheulich salzigen Geschmack der konservierenden Salzlake und der beängstigenden Undefinierbarkeit einer jeden Mahlzeit. Wenigstens gab es, aufgrund der Kälte, zurzeit noch keine Maden im Brot, doch selbst das durfte einen Mann auf See nicht abschrecken. Sobald das Brot befallen war, weichten die Schiffsleute es in Bier auf, schöpften die schwimmenden Maden ab und aßen es hinterher dennoch. Albert kannte diese Methode noch von früher, doch er hoffte inständig, auf dieser Reise darauf verzichten zu können.
    Immer wenn das Essen gar zu schlimm war, sodass die Mannschaft mürrisch wurde, ließ der Schiffsherr Branntwein ausschenken. Diesen Trost lehnte niemand ab. Zum einen ließ der Alkohol den schlimmen Geschmack im Mund verschwinden, und zum anderen wärmte er die Glieder.
    Die anbrechende sechste Nacht ließ einen weiteren Tag voller Regen und Kälte zu Ende gehen. Zu dem Regen hatte sich nun auch Schnee gemischt, welcher sofort auf den glatten Planken des Schiffsdecks gefror.
    Auch wenn Albert nicht sonderlich begierig darauf war, nass zu werden, kämpfte er sich des Abends dennoch gegen Wind und Regen an die Vorderseite der Kogge. Nach Stunden unter Deck konnte er den Gestank und die Gegenwart der rauen Seeleute einfach nicht mehr ertragen.
    Er schaute aufs Meer und dachte an Ragnhild und seine Kinder. Häufig tat er das, doch er konnte seine Gedanken hier mit niemandem teilen. Wie es ihr wohl gehen mochte? Und was war mit seinen Kindern? Neugeborene waren empfindlich. Sie brauchten ihre Mutter, das wusste selbst er, auch wenn er als Mann mit den Aufgaben der Weiber eigentlich nichts zu tun hatte. Er schickte ein Stoßgebet gen Himmel, in dem er darum bat, dass sie mittlerweile wenigstens

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