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Die Frau des Seiltaenzers

Die Frau des Seiltaenzers

Titel: Die Frau des Seiltaenzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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kanntest? Du scheinst sehr gelehrig zu sein!«
    Die Beisitzer grinsten süffisant und warfen sich vielsagende Blicke zu.
    Wie auf heißen Kohlen rutschte Magdalena auf ihrem Hocker hin und her. Woher wusste Frater Dominicus von ihrer Vergangenheit? Wusste er mehr? Wusste er vielleicht sogar alles?
    Die folgende Frage des Inquisitors legte die Vermutung nahe: »Magdalena Beelzebub« – der Dominikaner weidete sich mit sichtbarer Lust an ihrem Namen – »Magdalena Beelzebub, dann erlerntest du wohl schon in jungen Jahren die – Kunst – des Seiltanzens?«
    »Nein, hochwürdigster Herr Inquisitor«, antwortete sie, »das wäre im Kloster Seligenpforten auch gar nicht möglich gewesen!«
    »Du bist also eine entlaufene Nonne?«
    »Ich war Novizin und stand kurz vor der Profess, als ich das Kloster verließ. Damit habe ich gegen kein Gesetz der Kirche, auch gegen kein Gesetz des Ordens der Zisterzienser verstoßen.«
    »Dann musst du uns erst recht erklären, wie du so schnell die Kunst des Seiltanzes erlernt hast!«
    »Es ist einfach eine Begabung, die Fähigkeit, über ein Seil zu laufen, als wäre es ein schmaler Weg am Wiesenrain.«
    »Ohne mit dem Teufel im Bunde zu stehen?«
    Magdalena hob die Schultern.
    Frater Dominicus deutete ihre Reaktion so, als wolle sie nicht mit der Wahrheit herausrücken. Seine Stimme überschlug sich, als er Magdalena entgegenschleuderte: »So gestehe endlich, dass du Satan deine Seele für Geld verkauft hast!«
    »Da gibt es nichts zu gestehen, hochwürdigster Herr Inquisitor,denn es entspricht nicht der Wahrheit!« Magdalena fühlte sich in die Enge getrieben.
    Der Inquisitor gab dem Dominikaner zu seiner Linken ein Zeichen, worauf dieser zur Türe eilte und verschwand. In dem düsteren Raum machte sich eine unheimliche Stille breit. Die Beisitzer starrten unbewegt zur Decke, als mieden sie Magdalenas Blick.
    Schließlich kehrte der Dominikaner zurück, in seiner Begleitung ein schwarz gekleideter Mann, den Magdalena erst auf den zweiten Blick erkannte: Es war der Marktschreier Constantin Forchenborn.
    Forchenborn trat neben die Angeklagte hin, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
    »Euer Name?«, fragte Frater Dominicus in forschem Tonfall.
    »Constantin Forchenborn.«
    »Kennst du die Jungfer neben dir?«
    »Gewiss, hochwürdigster Herr Inquisitor. Sie heißt Magdalena und war das Weib des Großen Rudolfo, des Seiltänzers. Aber um der Wahrheit die Ehre zu geben, Magdalena war keineswegs sein Eheweib, jedenfalls nicht mit dem Segen der Kirche. Rudolfo nannte sie nur so: meine Frau. Weil sie mit ihm Umgang pflegte – Ihr wisst schon.«
    »Und du, Forchenborn, bist ein Gaukler wie dieser Große Rudolfo?«
    »Ich bin der Marktschreier der Truppe und der Prinzipal der Menagerie, die allerlei Sensationen und Absurditäten zur Schau stellt, wie einen Jongleur, der fünf Bälle in die Luft wirft und sie einzeln wieder auffängt, oder die Schlangenfrau aus Polen, die ihre Glieder verrenkt, als hätte sie unter der Haut keine Knochen, und die schon vor den Königen von Polen, Böhmen und Ungarn aufgetreten ist, oder …«
    »Schon gut, schon gut«, unterbrach Frater Dominicus den Marktschreier. »Hast du der Frau des Seiltänzers größere Aufmerksamkeit geschenkt?«
    »Ja, zwangsläufig. Denn ursprünglich wollte Rudolfo, dass Magdalena in der Menagerie auftritt. Als lebende Leiche!«
    »Als was?«
    »Als lebende Leiche. Es gab da einen Fall, der in allen deutschen Landen bekannt wurde. Eine vermeintlich verstorbene Frau wurde lebendig begraben und konnte sich erst nach einer Woche unter der Erde durch Klopfen und Rufen bemerkbar machen. Wir schminkten Magdalena aschfahl und verkauften sie als ›lebende Leiche‹.«
    »Also ein ausgemachter Schwindel!«
    Forchenborn hielt seine flache Hand senkrecht vor den Mund: »Alles, was Gaukler auf Jahrmärkten vorführen, ist Schwindel, hochwürdigster Herr Inquisitor. Aber was Magdalena betraf, hängte sie ihre Rolle nach ihrem ersten Auftritt an den Nagel. Rudolfo, der Leiter der Truppe, wollte nicht, dass die Frau, mit der er das Bett teilte, sich so zur Schau stellte.«
    »Dann wandte sie sich dem Seiltanz zu …«
    Der Marktschreier schüttelte heftig den Kopf: »Keineswegs. Bei der Heiligen Jungfrau, ich schwöre, dass Magdalena bis zu jenem Tag, an dem sie den Dom zu Mainz bestieg, nie auf ein Seil geklettert ist!«
    »Und was habt Ihr dabei gedacht?«
    »Dass das nicht mit rechten Dingen zugeht! Ich finde keine andere Erklärung.«
    Der

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