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Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition)

Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wilcke
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Feuerteufel zu schaffen?«, stieß ich in gespielter Empörung hervor. »Ich bin nur ein Bedürftiger, der um ein Almosen gebeten hat.«
    »Ein Lügner und ein Lump bist du, sonst nichts«,knurrte Clunsevoet. »Es wird Zeit, deine Verstocktheit zu brechen.« Er gab Cort ein Zeichen, der mich sogleich packte und mich durch eine Hintertür aus dem Haus schleifte. Da meine Hände noch immer gefesselt waren, konnte ich mich nicht zur Wehr setzen. Der Hüne zog mich über den Schotter des Hinterhofes, während ich laut fluchte. Als Cort stoppte und mich zu Boden stieß, befand ich mich vor einer mit Brettern abgedeckten Grube. Der faulige, stechende Geruch, der mir hier in die Nase stieg, weckte schlimme Befürchtungen.
    Auch Everhard Clunsevoet trat nach draußen, und seine Männer schleppten zudem Reynold, Jasmin und Mieke heran.
    Cort stieß mit dem Fuß die Abdeckung zur Seite und grunzte. Ich richtete mich ein Stück auf und schluckte hart, als mein Blick auf die Senkgrube fiel, die bis zum Rand mit Exkrementen gefüllt war. Der Gestank lockte Scharen von Fliegen an, die surrend über dem Abort kreisten. Der Anblick machte mir den Hals eng und ließ mich würgen.
    Cort packte entschlossen meine Schultern und schleifte mich auf die Grube zu. Ich trat um mich und schrie: »In Gottes Namen, zeigt Gnade! Ihr vergreift Euch an einem Unschuldigen!«
    Mit der einen Hand umfasste Cort meinen Nacken, mit der anderen griff er meinen Hosenbund und hobmich so mühelos über die Grube, als wäre ich nur eine Strohpuppe. Hinter mir hörte ich, wie Jasmin kurz aufschrie. Ihre Besorgnis rührte mich, änderte aber nichts an meiner misslichen Lage. Ich japste, schloss die Augen und erwartete das Schlimmste.
    »Wenn ich noch einmal das Wort unschuldig aus deinem Mund höre«, drohte Clunsevoet, »wird Cort zunächst dich in diesem Loch ertränken und danach deine Spießgesellen.« Er kam auf mich zu, griff in meine Haare und zog meinen Kopf hoch, während ich wie ein Fisch an der Angel über der Fäkaliengrube hing.
    Ich schnaufte heftig, weil ich nicht daran zweifelte, dass Clunsevoet seine Drohung in die Tat umsetzen lassen würde. Aber was mochte mich erwarten, wenn ich meine Schuld eingestand? Wäre das nicht erst recht ein Grund für den Gutsherrn, mich und meine Gefährten vom Leben zum Tod zu befördern?
    »Ich warte auf eine Antwort«, knurrte Clunsevoet. »Habt ihr auf meinem Gut das Feuer gelegt, um mich zu bestehlen? Und bist du an jedem Ort, den ihr aufgesucht habt, in verschiedene Rollen geschlüpft, um Menschen zu täuschen, sich ihr Vertrauen zu erschleichen und sie auszurauben?«
    »Nein, wir …«, wiegelte ich abermals ab, doch sofort gab Clunsevoet seinem Schergen ein Zeichen, und der senkte meinen Kopf mit einem Ruck so weitnach unten, dass meine Haare bereits in den Fäkalien hingen.
    »Welch ein Jammer!«, sagte Clunsevoet. »Für einen Mann mit solchen Fähigkeiten hätte ich Verwendung gehabt – den Tod eines Nichtsnutzes wie dich wird diese Welt jedoch verschmerzen können.«
    Das waren neue Aussichten! »Ja, verdammt!«, stieß ich schnell hervor. Mein Atem ging stoßweise.
    »Ja, was?«
    »Wir haben das Feuer gelegt.« Meine Stimme überschlug sich. »Und wir haben auch die anderen Raubzüge begangen.«
    Einen Moment lang geschah nichts. Ich kniff die Augen zusammen und hielt die Luft an, weil ich den fauligen Gestank unter mir nicht mehr ertragen konnte. Clunsevoet hatte angedeutet, er hätte Verwendung für einen Mann wie mich. Nun hoffte ich inständig, dass er mich nicht getäuscht hatte, nur damit ich meine Schuld eingestand.
    Zu meiner Erleichterung wurde endlich mein Kopf nach oben gezogen. Cort trat zwei Schritte zurück und ließ mich vor der Grube auf die Erde fallen. Hier kauerte ich nun würgend, während Clunsevoet auf mich zukam und mich mit einem Tritt auf den Rücken beförderte, so dass ich in sein zorniges Gesicht blicken musste.
    »Ich hätte jedes Recht, dich hier in die Hölle zuschicken oder dich an die Obrigkeit auszuliefern, auf dass man dir die diebischen Hände abhackt«, zischte Clunsevoet. »Aber vielleicht kannst du mir noch nützlich sein.« Er wandte sich zu seinen Männern um. »Bringt Wasser! Der Kerl stinkt nach Scheiße.«
    Ich tauschte einen kurzen Blick mit Reynold und Jasmin. Sie schauten besorgt drein, gaben mir aber mit einem Nicken zu verstehen, dass ich auf jedes Angebot Clunsevoets eingehen solle, um uns aus dieser verzwickten Lage zu befreien.
    Kurz darauf trat

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