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Die Frau des Zeitreisenden

Die Frau des Zeitreisenden

Titel: Die Frau des Zeitreisenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Niffenegger
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außerordentlich begabt.«
    »Wirklich?«
    »Du bist ekstatisch.« Ich wühle im Picknickkorb herum: Becher, Wein, Kondome, Handtücher. »Kluges Mädchen.« Dann schenke ich jedem von uns einen Becher Wein ein. »Auf die Jungfräulichkeit. >Blieb uns nur Welt genug und Zeit.< Trink aus.« Sie gehorcht wie ein kleines Kind, das seine Medizin nimmt. Ich schenke ihren Becher erneut voll und trinke meinen eigenen leer.
    »Aber du sollst doch nicht trinken.«
    »Das ist ein bedeutsamer Anlass. Cheers.« Clare wiegt etwa fünfundfünfzig Kilo, aber es sind ja nur Pappbecher. »Einen noch.«
    »Noch einen? Dann schlaf ich ein.«
    »Das macht dich lockerer.« Sie trinkt ihn in einem Zug aus. Wir zerdrücken die Becher und werfen sie in den Picknickkorb. Dann lege ich mich auf den Rücken, die Arme ausgestreckt wie ein Sonnenanbeter oder wie bei einer Kreuzigung. Clare macht sich neben mir lang. Ich hole sie zu mir, so dass wir Seite an Seite liegen und uns ansehen. Die Haare fallen ihr auf eine sehr schöne und rührende Weise über Schultern und Brüste, und zum tausendsten Mal wünschte ich, ein Maler zu sein.
    »Clare?«
    »Hmmm?«
    »Stell dir vor, du wärst offen. Leer. Jemand ist vorbeigekommen und hat deine ganzen Innereien herausgenommen und nur die Nervenenden zurückgelassen.« Die Spitze meines Zeigefingers liegt auf ihrer Klit.
    »Arme kleine Clare. Hat keine Innereien mehr.«
    »Ah, aber es hat auch seine guten Seiten, weil jetzt viel zusätzlicher Platz innen ist. Denk an all die Sachen, die du in dich reinstecken könntest, wären da nicht diese albernen Nieren und Mägen und Bauchspeicheldrüsen und was sonst noch.«
    »Was zum Beispiel?« Sie ist sehr feucht. Ich nehme meine Hand weg und reiße vorsichtig die Kondompackung mit den Zähnen auf, ein Manöver, das ich seit Jahren nicht mehr vollführt habe.
    »Kängurus. Toaster. Penisse.«
    Clare greift mit fasziniertem Widerwillen nach dem Kondom. Sie liegt auf dem Rücken, rollt es auf und schnüffelt daran. »Igitt. Müssen wir?«
    Auch wenn es mir häufig widerstrebt, Clare bestimmte Dinge zu erzählen, lüge ich sie doch selten an. Leicht zerknirscht sage ich: »Fürchte ja.« Ich nehme es ihr weg, doch statt es überzuziehen überlege ich mir, dass hier ein ordentlicher Cunnilingus angebracht wäre. In der Zukunft ist Clare geradezu süchtig nach oralem Sex und würde in einem Satz von Hochhaus zu Hochhaus springen oder Geschirr abwaschen, wenn sie gar nicht dran ist, nur um welchen zu bekommen. Wäre Cunnilingus eine olympische Disziplin, würde ich eine Medaille gewinnen, keine Frage. Ich spreize ihre Beine und lege meine Zunge auf ihre Klit.
    »Oh Gott«, sagt Clare leise. »Gütiger Jesus.«
    »Nicht schreien«, warne ich sie. Wenn Clare richtig in Fahrt kommt, werden selbst Etta und Nell zur Wiese eilen, um nachzusehen, was los ist. In der folgenden Viertelstunde hole ich Clare ein paar Stufen auf der Evolutionsleiter nach unten, bis sie nur noch ein limbischer Kern mit einem minimalen Rest von Vernunft ist. Ich rolle das Kondom über und gleite langsam, vorsichtig in Clare hinein, stelle mir vor, wie Häutchen reißen und ich von Blutkaskaden umschwemmt werde. Ihre Augen sind geschlossen, und erst denke ich, sie merkt gar nicht, dass ich in ihr bin, obwohl ich direkt über ihr liege, doch dann öffnet sie die Augen und lächelt triumphal, glückselig.
    Es gelingt mir, ziemlich schnell zu kommen; Clare beobachtet mich, ist konzentriert, und als ich komme, wird ihre Miene staunend. Sehr seltsam, das alles. Welch befremdliche Dinge wir Lebewesen doch tun. Ich breche auf ihr zusammen. Wir sind schweißgebadet. Ich kann ihr Herz klopfen hören. Vielleicht ist es aber auch meins.
    Vorsichtig ziehe ich mich aus Clare heraus und beseitige das Kondom. Dann liegen wir Seite an Seite da und starren in den überaus blauen Himmel. Der Wind macht ein Meergeräusch mit dem Gras. Ich drehe den Kopf zu Clare. Sie sieht leicht verwirrt aus.
    »Hey. Clare.«
    »Hey«, sagt sie schwach.
    »Hat es wehgetan?«
    »Ja.«
    »War es schön?«
    »Oh, ja!«, beteuert sie und fängt zu weinen an. Wir setzen uns auf, und ich halte sie eine Weile in den Armen. Sie zittert.
    »Clare. Clare. Was ist denn los?«
    Zunächst verstehe ich ihre Antwort nicht, dann: »Du gehst fort. Jetzt seh ich dich jahrelang nicht mehr.«
    »Nur zwei Jahre. Zwei Jahre und ein paar Monate.« Sie bleibt stumm. »Oh, Clare. Es tut mir Leid. Ich kann nichts dafür. Irgendwie finde ich es auch seltsam,

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