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Die Frau des Zeitreisenden

Die Frau des Zeitreisenden

Titel: Die Frau des Zeitreisenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Niffenegger
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schüttelt den Kopf und lächelt. Ich klettere vom Sofa auf den Boden und krieche, durch das Schmerzmittel verlangsamt und die Wolldecke hinter mir herziehend, auf Ingrid zu. Sie weicht zurück, die Waffe weiter auf mich gerichtet. Ich halte an.
    »Komm her, Henry. Braves Hündchen. Treues Hündchen.« Ingrid entsichert den Revolver und kommt zwei Schritte auf mich zu. Ich erstarre. Sie zielt aus kürzester Entfernung auf meinen Kopf. Doch dann lacht sie und setzt sich die Mündung der Waffe an die Schläfe. »Und was ist damit, Henry? Passiert es vielleicht so?«
    »Nein.« Neinl
    Sie zieht die Stirn in Falten. »Bist du sicher, Henry?« Ingrid senkt den Revolver an ihre Brust. »Besser? Kopf oder Herz, Henry?« Ingrid tritt vor. Ich könnte sie berühren, könnte sie packen ... aber sie tritt mich in die Brust, ich falle nach hinten und liege ausgestreckt am Boden, den Blick auf Ingrid gerichtet, die sich über mich beugt und mir ins Gesicht spuckt.
    »Hast du mich geliebt?«, fragt sie und blickt auf mich herab.
    »Ja.«
    »Lügner«, sagt Ingrid und drückt ab.
Montag, 18. Dezember 2006 (Clare ist 35, Henry 43)
     
    Clare: Ich erwache mitten in der Nacht und Henry ist fort. Voller Angst setze ich mich im Bett auf. Die Möglichkeiten überschlagen sich in meinem Kopf. Er könnte überfahren worden sein, in einem verlassenen Gebäude festsitzen oder draußen in der Kälte - auf einmal höre ich ein Geräusch, jemand weint. Wahrscheinlich Alba, denke ich, vielleicht wollte Henry nachsehen, was ihr fehlt, also stehe ich auf und gehe in ihr Zimmer, aber Alba schläft, um ihren Teddy gekuschelt; die Decke ist vom Bett gefallen. Ich folge dem Geräusch durch den Flur, und da, auf dem Boden im Wohnzimmer, sitzt Henry und hält sich den Kopf.
    Ich knie mich neben ihn. »Was ist los?«
    Henry blickt auf, und im Straßenlicht, das durch die Fenster fällt, sehe ich Tränen auf seinen Wangen schimmern. »Ingrid ist tot«, sagt Henry.
    Ich schlinge meine Arme um ihn. »Aber Ingrid ist doch schon lange tot«, sage ich leise.
    Henry schüttelt den Kopf. »Jahre, Minuten ... für mich ist alles gleich.« Wir sitzen schweigend auf dem Boden, bis Henry schließlich sagt: »Meinst du, es ist schon Morgen?«
    »Bestimmt.« Der Himmel ist noch dunkel. Nicht ein Vogel zwitschert.
    »Dann stehen wir doch auf«, sagt er. Ich hole den Rollstuhl, helfe ihm hinein und schiebe ihn in die Küche. Dann bringe ich ihm den Bademantel und er windet sich mühsam hinein. Er sitzt am Küchentisch, blickt auf den zugeschneiten Hof hinaus. Irgendwo in der Ferne schabt ein Schneepflug die Straße entlang. Ich knipse das Licht an, gebe ein paar Löffel Kaffee in den Filter, gieße Wasser in die Kaffeemaschine, schalte sie ein. Dann hole ich Becher. Vor dem Kühlschrank frage ich Henry, was er essen möchte, aber er schüttelt nur den Kopf. Ich setze mich ihm gegenüber an den Küchentisch, und er sieht mich an. Seine Augen sind rot und die Haare verstrubbelt, seine Hände sind dünn, das Gesicht freudlos.
    »Es war meine Schuld«, sagt Henry. »Wäre ich nicht dort gewesen...«
    »Hättest du sie davon abhalten können?«
    »Nein. Ich hab’s ja versucht.«
    »Na also.«
    Die Kaffeemaschine gibt kleine spotzende Geräusche von sich. Henry fährt sich mit den Händen übers Gesicht. »Ich hab mich immer gefragt, wieso sie keine Nachricht hinterlassen hat«, sagt er. Ich will ihn fragen, was er damit meint, als ich Alba in der Küchentür sehe. Sie trägt ein rosa Nachthemd und grüne Maushausschuhe, kneift die Augen zusammen und gähnt im grellen Licht der Küche.
    »Hallo, Kleines«, sagt Henry. Alba geht zu ihm und legt sich seitlich über den Rollstuhl. »Mmmmorgen«, sagt Alba.
    »Ist noch gar nicht richtig Morgen«, erkläre ich ihr. »Eigentlich ist es noch Nacht.«
    »Und warum seid ihr auf, wenn es noch Nacht ist?« Alba rümpft die Nase. »Ihr macht Kaffee, also ist es Morgen.«
    »Aha, das ist der alte Kaffee-gleich-Morgen-Trugschluss«, wirft Henry ein. »Deine Logik hinkt, Kumpel.«
    »Wieso?« Alba kann es nicht ausstehen, wenn sie nicht Recht hat.
    »Du stützt deine Schlussfolgerung auf falsche Daten, du vergisst nämlich, dass deine Eltern Kaffeefanatiker ersten Grades sind und dass wir mitten in der Nacht aufgestanden sein könnten, um NOCH MEHR KAFFEE zu trinken.« Er brüllt wie ein Ungeheuer, ein Kaffeefanatiker zum Beispiel.
    »Ich will auch Kaffee«, sagt Alba. »Ich bin auch ein Kaffeefanatiker«, brüllt sie zu Henry zurück,

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