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Die Frau des Zeitreisenden

Die Frau des Zeitreisenden

Titel: Die Frau des Zeitreisenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Niffenegger
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ich war einfach überrascht... ich weiß nicht.«
    »Aber du hast mich ihm noch nie vorgestellt.« Ich brenne darauf, Henrys Dad kennen zu lernen, hatte aber Angst, das Thema anzuschneiden.
    »Nein, noch nicht.«
    »Und wirst du?«
    »Irgendwann.«
    »Wann?« Ich rechne schon damit, dass Henry wieder sagt, ich würde es zu weit treiben, so wie früher immer, wenn ich ihn mit Fragen löcherte, doch stattdessen setzt er sich auf und schwingt die Beine vom Bett. Sein Hemdrücken ist ganz zerknittert.
    »Ich weiß nicht, Clare. Wenn ich es ertragen kann, nehme ich an.«
    Vor der Tür sind Schritte zu hören, die stehen bleiben, und der Türknopf wackelt hin und her. »Clare?«, ruft mein Vater. »Warum ist die Tür abgesperrt?« Ich stehe auf und öffne die Tür. Daddy will etwas sagen, sieht Henry und winkt mich in den Flur.
    »Clare, du weißt, deine Mutter und ich sehen es nicht gern, wenn du deinen Freund in dein Zimmer mitnimmst«, sagt er ruhig. »In diesem Haus gibt es genügend andere Möglichkeiten...«
    »Wir haben uns nur unterhalten...«
    »Das könnt ihr auch im Wohnzimmer.«
    »Ich hab ihm die Sache mit Mama erklärt, und das wollte ich nicht im Wohnzimmer, klar?«
    »Liebes, ich halte es wirklich nicht für notwendig, dass du ihm etwas über deine Mutter erzählst...«
    »Was soll ich denn sonst machen, nach dem Auftritt, den sie eben geliefert hat? Henry merkt von allein, dass sie durchgeknallt ist, er ist ja nicht blöd...« Meine Stimme wird lauter, so dass Alicia ihre Tür öffnet und einen Finger auf den Mund legt.
    »Deine Mutter ist nicht >durchgeknallt<«, sagt mein Vater streng.
    »Doch, ist sie«, bestätigt Alicia und schaltet sich in den Streit ein.
    »Du hältst dich da raus...«
    »Den Teufel werd ich...«
    »Alicia!« Daddys Gesicht läuft dunkelrot an, seine Augen treten vor, und seine Stimme ist sehr laut. Etta öffnet Mamas Tür und schaut uns alle drei entnervt an. »Geht nach unten, wenn ihr brüllen müsst«, faucht sie und schließt die Tür. Wir sehen uns beschämt an.
    »Später«, vertröste ich Daddy. »Du kannst mir später deine Meinung sagen.« Henry hat die ganze Zeit auf dem Bett gesessen und versucht, so zu tun, als wäre er nicht da. »Komm, Henry. Setzen wir uns in ein anderes Zimmer.« Henry steht auf, sanftmütig wie ein kleiner gerüffelter Junge, und folgt mir nach unten. Alicia schreitet triumphierend hinter uns her. Unten an der Treppe schaue ich zu Daddy hoch, der hilflos zu uns herabblickt. Er dreht sich um, geht zu Mamas Tür und klopft.
    »Wir sehen uns Ist das Leben nicht schön ? an«, sagt Alicia mit einem Blick auf ihre Uhr. »Fängt in fünf Minuten auf Channel 60 an.«
    »Schon wieder? Den Streifen hast du doch bestimmt fast hundert Mal gesehen.« Alicia steht auf Jimmy Stewart.
    »Ich kenne ihn nicht«, sagt Henry.
    Alicia spielt die Geschockte. »Nein? Wie kommt das denn?«
    »Ich besitze keinen Fernseher.«
    Das schockiert Alicia nun wirklich. »Ist er kaputtgegangen oder was?«
    Henry lacht. »Nein. Fernsehen ist mir ein Gräuel. Ich bekomme davon Kopfschmerzen.« Sie führen dazu, dass er durch die Zeit reist. Das liegt an den flackernden Bildern.
    Alicia ist enttäuscht. »Du willst ihn also nicht sehen?«
    Henry sieht mich an, aber mir ist es egal. »Klar«, sage ich. »Ein bisschen. Aber den Schluss sehen wir ohnehin nicht, wir müssen uns für die Kirche fertig machen.«
    Wir marschieren ins Fernsehzimmer, das von der Küche abgeht. Alicia schaltet den Apparat ein. Ein Chor singt It Came Upon the Midnight Clear. »Igitt«, sagt sie verächtlich. »Schaut euch die hässlichen gelben Plastikgewänder an. Sehen aus wie Regenpelerinen.« Sie lässt sich auf dem Boden nieder, Henry setzt sich auf die Couch und ich mich neben ihn. Seit unserer Ankunft mache ich mir ständig Gedanken darüber, wie ich mich, was Henry betrifft, vor den verschiedenen Mitgliedern meiner Familie verhalten soll. Wie nah darf ich bei ihm sitzen? Wäre Alicia nicht hier, würde ich mich auf die Couch legen, mit dem Kopf auf Henrys Schoß. Henry löst mein Problem, indem er schnell näher rutscht und einen Arm um mich legt, einen etwas gehemmten Arm: In einer anderen Umgebung würden wir nie so dasitzen. Wobei wir natürlich auch nie fernsehen. Aber wenn wir es täten, würden wir vielleicht so dasitzen. Der Chor verschwindet zugunsten eines Werbeblocks. McDonald’s, ein Buick-Händler aus der Gegend, Pillsbury, Red Lobster: Alle wünschen sie uns frohe Weihnachten. Ich sehe

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