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Die Frau die nie fror

Die Frau die nie fror

Titel: Die Frau die nie fror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Elo
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Beispiel den Kahlschlag im Regenwald des Amazonasgebietes und die Reinigungsarbeiten im Anschluss an die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko.
    Ich sehe mir die Ergebnisse der Bildersuche an, darunter vier ziemlich gute Fotos: eine Aufnahme aus größerer Entfernung, die ihn mit kurzgeschnittenen Haaren und einer bleistiftdünnen schwarzen Krawatte zeigt, auf dem Podium einer Journalis­ten­orga­nisation schüttelt er gerade jemandem die Hand; ein Autorenfoto aus der Mitarbeiter-Rubrik eines hippen neuen Magazins; die Fron­talaufnahme eines Mannes bei einem Fahrradrennen in der Wüste, das Gesicht verborgen unter einem Helm und ­einer verspiegelten, rautenförmigen Sonnenbrille, doch das Kinn erinnert an ihn. Mit dem vierten Foto hatte ich nicht gerechnet: eine gestellte Verlobungsaufnahme, auf der er hinter einer fülligen Brünetten mit weit aufgerissenen Augen steht. Sie sehen weder gut noch schlecht aus und können nicht älter als zweiundzwanzig sein. Beide lächeln mit der Aufgeschlossenheit junger Erwachsener ohne psychische Macken. Das Bild rührt mich und macht mich gleichzeitig traurig. Ist sie gestorben? Sind sie geschieden? Weitere detektivische Internetrecherchen bringen mich auf eine professionelle Networking-Site für Journalisten, wo ich herausfinde, dass Parnell die San Luis Obispo High School und die Columbia University besucht hat und mit vollständigem Namen Russell Alejandro Parnell heißt. Ich tippe Parnell und Jaeger zusammen ins Suchfeld von Google und erhalte keine Ergebnisse.
    Auf Autopilot schleppe ich mich durch einen arbeitsreichen Tag. Am Abend gehe ich Parnells Artikel einen nach dem anderen durch. Mehrere kann ich im Volltext laden, sofern ich die jeweilige Publikation abonniere. Was leider zur Folge hat, dass ich eine langweilige Stunde damit verbringe, unbedingt erforderliche Angaben in Formularfelder einzugeben und mir Passwörter auszudenken. Ich mache mir einen Kaffee, während die Artikel ausgedruckt werden, und setze mich schließlich auf die Couch, um etwas über den verschwindenden Regenwald zu lesen und die alarmierende Ausbreitung der gegen Antibiotika resistenten Erreger wie auch über moderne Behandlungsmethoden für psychisch Schwerstkranke.
    Nach etwa drei Vierteln des Artikels über psychische Gesundheit stoße ich auf die Krankengeschichte einer jungen Hispana, die einen prominenten amerikanischen Geschäftsmann geheiratet hat. Ein Jahr nach der Hochzeit zündete die Zwanzigjährige ihr Haus an. Sie verbrachte einige Monate in einer privaten psychiatrischen Klinik auf Cape Cod, bevor sie in eine betreute Wohngruppe überwiesen wurde, wo sie zwei Jahre lebte. Hier wurde ihre Medikation aufmerksam überwacht, und man half ihr bei der Erledigung alltäglicher Aufgaben. Wann immer ihre Symptome nicht mehr zu beherrschen waren, wurde sie erneut in die Klinik eingewiesen. Ihr Ehemann übernahm die finan­zielle Unterstützung ihrer nächsten Angehörigen, die in engem Kontakt mit ihr blieben und sich um all ihre Belange kümmerten.
    Sie war einverstanden gewesen, sich interviewen zu lassen, sofern sie anonym blieb. Die damals Vierundzwanzigjährige hatte zu Russell Parnell gesagt, sie sei dankbar für all die Fürsorge. Die Unterstützung einer liebevollen Familie und eines großzügigen, beschützenden Ehemannes sei ein großes Glück. So viele Menschen mit ihrer schrecklichen Krankheit hätten es erheblich schwerer. Ihr Leben sei einfach, aber angenehm. Sie wohnte mit einer Schwester in einem kleinen Haus in Falmouth. Ihre Schwester fuhr sie zu Terminen und achtete darauf, dass sie ihre Tabletten nahm. Sie arbeitete unter der Woche morgens in einem Gebrauchtwarenladen in Falmouth, und in ihrer freien Zeit las sie gern, obwohl sie sich wegen der Medikamente, die sie einnehmen musste, nicht besonders lange konzentrieren konnte. Sie bedauerte es, das Feuer gelegt zu haben, das sie und ihren Mann in Lebensgefahr gebracht hatte. Die Anschuldigungen, erzählte sie Parnell, die sie damals erhoben hätte, seien völlig falsch. »Alles, was ich damals gesagt habe, war lediglich Ausdruck meiner Krankheit.«
    Parnells Artikel schließt mit der guten Nachricht, dass ihre Geschichte und Geschichten wie ihre Tausenden Hoffnung geben, dass eine der beängstigendsten Krankheiten der Welt doch unter Kontrolle gebracht werden kann.
    Leicht konsterniert werfe ich die Seiten auf den Tisch. Immerhin waren Parnells andere Artikel interessant. Dieser hier ist ziemlich fade.
    Mein Kaffee ist

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