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Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Pavone
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er ist Freiberufler.«
    »Und wer sind seine Kunden?«
    Kate wurde rot. »Ich habe keine Ahnung.«
    Julia kicherte. Kate stimmte ein. Die beiden Frauen lachten schallend, bis Julia plötzlich das Gesicht verzog. »Ich habe gerade Wein durch die Nase rausgeprustet. Ahhh!«
    Als sie sich beruhigt hatten, nahm Julia den Faden wieder auf. »Und Sie? Arbeiten Sie auch?«
    »Zumindest nichts, wofür ich ein Gehalt kriegen würde, nein. Ich kümmere mich um die Kinder und das Haus.« Das war noch ein Satz, den Kate inzwischen Dutzende Male von sich gegeben hatte. Er klang immer noch seltsam in ihren Ohren, und sie wandte den Blick ab, als er über ihre Lippen kam. »Was ist mit Ihnen?«
    »Ich bin Innenarchitektin. Besser gesagt: Ich war es. Aber ich glaube nicht, dass ich hier viel zu tun haben werde. Wenn überhaupt.«
    Kate hätte nie gedacht, dass sie sich mal mit Frauen zum Mittagessen verabreden würde, die auf eine Karriere als Innenarchitektin zurückblicken konnten. »Wieso nicht?«
    »Für so etwas muss man schon eine ganze Menge Leute aus der Gesellschaft kennen, die als Kunden infrage kommen. Außerdem muss man sämtliche Handwerker auf seiner Seite haben, dazu kommen all die Geschäfte und die Bezugsquellen. Aber ich kenne hier keine Menschenseele. Ich werde hier nie im Leben als Innenarchitektin Fuß fassen.«
    Kate musterte die Amerikanerin. Ihr schulterlanges blondes Haar – garantiert gefärbt, aber erstklassig gemacht – war mit großer Sorgfalt geglättet, geföhnt und frisiert und ihre blaue Augen dezent mit einem Hauch Wimperntusche und Lidschatten geschminkt. Sie war hübsch, aber keine klassische Schönheit. Attraktiv, aber auf eine angenehm zurückhaltende Art. Sie war etwas größer als Kate, vielleicht einsfünfundsiebzig, und sehr schlank und schmal – die typische Figur einer kinderlosen Frau. Kate schätzte sie auf etwa fünfunddreißig. Mindestens.
    »Wie lange sind Sie schon verheiratet, Julia?«
    »Vier Jahre.«
    Kate nickte.
    »Ich weiß, was Sie jetzt denken«, sagte sie. »Seit vier Jahren verheiratet, Mitte dreißig … wo sind die Kinder? Ich sage es ganz offen – ich kann keine bekommen.«
    »Oh.« Für Kates Geschmack waren die Amerikanerinnen in Bezug auf das Thema Gebärfähigkeit etwas zu offen. »Tut mir leid.«
    »Mir auch. Aber daran kann man nichts ändern. Manchmal bewirft einen das Leben nun mal mit Zitronen.«
    »Allerdings.«
    »Aber die Limonade, die wir daraus machen wollen, heißt Adoption. Da die biologische Uhr ja kein Thema für uns ist, wollen wir warten, bis wir die vierzig hinter uns haben. Auf diese Weise können wir die Dreißiger nutzen, um uns zu amüsieren, während Bill ein Vermögen verdient. Und dann wollen wir irgendwo sesshaft und Eltern werden.«
    Julias Unverblümtheit schockierte Kate. Menschen, die allzu bereitwillig viel zu viel von sich preisgaben, waren ihr schon immer verdächtig erschienen. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass ihre Geschwätzigkeit lediglich dazu diente, ihre Geheimnisse zu verbergen. Und je harmonischer das vorgegaukelte Bild wirkte, desto wahrscheinlicher war es, dass es nichts als eine Fassade war.
    Diese Julia brachte all ihre Alarmglocken zum Schrillen. Trotzdem musste Kate zugeben, dass sie etwas Liebenswertes an sich hatte. »Klingt nach einem tollen Plan.«
    »Ja, nicht?« Julia nippte an ihrem Wein. »Und was haben Sie in den Staaten beruflich gemacht?«
    »Oh, Recherche für die Regierung. Positionspapiere. Über internationale Wirtschaftsvorgänge, Entwicklungen und solche Dinge.«
    »Das muss sehr interessant gewesen sein.«
    »Manchmal«, sagte Kate. »Manchmal war es aber auch einfach nur stinklangweilig.«
    Wieder lachten sie, nippten an ihrem Wein und stellten fest, dass ihre Gläser beinahe leer waren.
    » Monsieur «, rief Julia einem vorbeikommenden Kellner zu, » encore du vin, s ’ il vous plaît .« Ihr Akzent war grauenhaft. Eigentlich konnte man es noch nicht einmal als Französisch bezeichnen.
    Der Kellner musterte sie verwirrt. Kate sah ihm an, dass er verzweifelt versuchte, sich einen Reim auf Julias dahergestammelte Wortfetzen zu machen. Dann schien der Groschen zu fallen. » Oui, Madame .«
    Er kehrte mit einer Flasche Riesling zurück.
    »Und Sie?«, fragte Julia. »Für Sie auch noch ein Glas?«
    »Eigentlich sollte ich nichts mehr trinken. Wir haben ja noch nicht einmal mit dem Hauptgang angefangen.« Julia hatte exakt die Hälfte ihres Salats aufgegessen und dann ihre Gabel

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