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Die Frau ohne Gesicht

Die Frau ohne Gesicht

Titel: Die Frau ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pekka Hiltunen
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beide Male in der City auf den Gehsteig gelenkt, angehalten und sich entfernt. Irgendwer musste ihn gesehen haben, ohne allerdings zu begreifen, was er sah. Es kam ja ständig vor, dass Leute, die rasch etwas erledigen wollten, falsch parkten.
    Aber was bedeutete der Fund der zweiten Leiche für Lia und Mari? Und für die Prostituierten in der Vassall Street? Lia hatte ein Treffen mit Elza vereinbart, doch bis dahin konnte noch viel geschehen.
    »Vielleicht findet die Polizei bis dahin etwas heraus«, sagte Mari.
    Jedenfalls mussten sie äußerst vorsichtig sein, fügte sie hinzu. Bei einem Mord bestehe die Möglichkeit, dass es sich um eine isolierte Tat handle. Doch das zweite Opfer beweise endgültig, dass sie es mit Schwerverbrechern zu tun hätten.
    Lia hatte in der Redaktion viel zu tun, und sie wusste, dass Maris Gedanken um etwas anderes kreisten als um den Mordfall: Die erste Enthüllung über Fried sollte bei der heutigen Pressekonferenz der Fair Rule publik gemacht werden. Lia würde die Konferenz nur über ihr Handy verfolgen. Sie verabredete mit Mari, weiter über die Mordfälle zu reden, sobald sie etwas mehr Zeit hätten.
    »Ich drücke die Daumen, dass unsere politische Kampagne in Fahrt kommt«, sagte sie.
    »Das wird sie«, versicherte Mari. »Sie wirbelt nicht so viel Staub auf wie der Hyundai-Mord, aber eine große Sache wird es doch.«
    Trotz ihrer Arbeit verfolgte Lia nebenbei die Nachrichten. Tief drinnen spürte sie die gleiche Trauer und Erschütterung wie beim letzten Mal, doch nun wog sie die Informationen ab wie eine Ermittlerin.
    Um 11.05 Uhr klingelte ihr Handy. Maggie teilte ihr mit, dass die Pressekonferenz der Fair Rule begonnen hatte.

33.
    Die Stimme, die aus den Kopfhörern des Handys drang, war metallisch dünn und das Bild klein, aber die Verbindung funktionierte. Lia verfolgte die Pressekonferenz an ihrem Schreibtisch. Sie wusste, dass Mari, Rico und Berg die Übertragung im Studio sahen, während Paddy unterwegs war.
    An der Pressekonferenz in der Baxter Hall in London nahmen mehr als vierzig Medienvertreter teil, obwohl ein eher trockenes Thema angekündigt war: das neue sozialpolitische Programm der Fair Rule. Es waren mehr Journalisten anwesend als bei den früheren Pressekonferenzen der Partei, eine Folge der jüngsten Umfrage, bei der die Fair Rule die Sechs-Prozent-Marke überschritten hatte.
    Als Köder hatte man den Reportern den Hinweis gegeben, die Partei werde ihren Protest gegen die Einkommensteuerpolitik der Regierung anmelden und eine neue Steuersenkung vorschlagen. Das hatte sich Gallagher einfallen lassen, nahm Lia an. Äußerungen zu Steuerfragen werteten die Partei in den Augen von Journalisten, Kommentatoren und anderen Politikprofis auf.
    Als sie das Publikum im Saal betrachtete, erinnerte sich Lia an eine Bemerkung, die Arthur Fried im Parteibüro gemacht hatte.
    Reporter jagen im Rudel, hatte Fried erklärt. Sie hielten sich für eigenständige, individuell handelnde Verfechter der Gerechtigkeit, doch in Wirklichkeit folgten sie immer der Meute und dem, der gerade Aufwind hatte. Nun hatte die Meute erkannt, dass Fried bei der nächsten Wahl zu den Aufsteigern zählen würde.
    Gleich zwei Fernsehsender, Sky News und ITV 1, hatten Kameraleute geschickt. Bisher waren die Programmerklärungen der Fair Rule kein Thema für die Fernsehnachrichten gewesen, doch das schien sich nun zu ändern.
    Unter den Journalisten saß auch Maggie, die sich mit einem gefälschten Personalausweis und einem ebenso falschen Presseausweis Eintritt verschafft hatte. Sie war Susannah Thurman von der Zeitung The Public , und würde jemand auf die Idee kommen, ihre Geschichte zu überprüfen, fände er im Internet Hinweise auf eine lange, ehrenhafte journalistische Laufbahn und einige von Thurman verfasste Artikel.
    Die Zeitung existierte tatsächlich, Susannah Thurman nicht.
    Mit ihrem Handy filmte Maggie Arthur Fried, der nun das Wort ergriff.
    »Liebe Freunde, über die Fair Rule ist in den letzten Monaten viel geschrieben und gesagt worden. Die Fair Rule steigt rasch auf, weil wir von Anfang an echte Herausforderer waren. Wir haben uns gegen die Politik der Feigheit und Vertuschung gewandt. Wir haben die Bereiche aufgezeigt, in denen die Politik der jetzigen britischen Führung versagt, und den Mut gehabt, Dinge auszusprechen, die als ›politisch inkorrekt‹ gelten, aber schlicht und ergreifend wahr sind, deshalb besteht, unserer Meinung nach, daran auch nichts Inkorrektes. Was

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