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Die Frau ohne Gesicht

Die Frau ohne Gesicht

Titel: Die Frau ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pekka Hiltunen
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zahlreichen Umarmungen. Alle redeten gleichzeitig.
    Lia wusste nicht, wie sie das Grüppchen zur Ruhe bringen sollte. Elza fing ihren ratlosen Blick auf.
    »Setz dich doch nach vorn«, schlug sie vor. »Wir brauchen eine Weile, um alles zu klären.«
    Lia ließ sich neben Berg nieder.
    Er ließ den Motor an. Diesmal setzte sich Paddy an die Spitze, als müsse er ihnen den Weg bahnen. Sie fuhren zur Autobahn, die sie aus London herausführte. Im Rückspiegel sah Lia, dass die Frauen dicht beieinandersaßen, sich an den Händen hielten, weinten und lachten.
    Und sei es nur für diesen Moment.

38.
    Als sie etwa eine Stunde gefahren waren, rief Paddy Lia an. Er hatte gerade von Scott und Anderson gehört, dass die Wohnung in der Vassall Street nun abgeschlossen war. Sie hatten den Aufpasser noch einmal gefesselt, aber er würde sich wahrscheinlich im Lauf des Nachmittags befreien können.
    »Das lässt uns genug Zeit«, sagte Lia.
    Sie rief die Zentrale der Polizei an und bat, mit Chief Inspector Peter Gerrish verbunden zu werden.
    »Ich habe einen Hinweis, der die Mordopfer in der Holborn Street und in dem Hyundai betrifft.«
    »Für Hinweise sind andere Beamte zuständig, ich kann Sie mit ihnen …«
    »Fragen Sie Gerrish, ob er einen Hinweis von Lia Pajala annehmen will«, unterbrach Lia die Erklärung.
    Nach einer halben Minute wurde sie verbunden.
    »Gerrish.«
    »Lia Pajala hier. Erinnern Sie sich?«
    »Ja. Was gibt’s?«
    »Jetzt habe ich einen Hinweis für Sie.«
    Sie berichtete, dass im Eastern Buffet in Leyton Kämme verkauft wurden, die ganz genauso aussahen wie der, den man bei den Überresten der Frau in dem weißen Volvo gefunden hatte.
    »Ah. Interessant. Ist das alles?«, fragte Gerrish ungeduldig.
    »Nein. Das erste Opfer heißt Daiga V ī tola, das zweite Anita Klusa. Beide waren lettische Prostituierte.«
    Am anderen Ende war es ein paar Sekunden lang vollkommen still.
    »Woher haben Sie diese Informationen?«
    »Das kann ich nicht sagen. Aber in einer guten Stunde erfahren Sie mehr von mir. Inzwischen sollten Sie sich bereit machen, einen Mann zu verhaften. Das muss schnell geschehen, denn er steckt sehr wahrscheinlich hinter beiden Morden.«
    »Moment mal! Sie wissen, wer für beide Morde verantwortlich sein könnte?«
    »Ja. Aber darüber kann ich erst in einer Stunde sprechen. Halten Sie sich bereit, eine Verhaftung vorzunehmen.«
    »Wieso glauben Sie, der Polizei Anweisungen geben zu können?«
    »Das glaube ich keineswegs. Ich biete Ihnen lediglich Hinweise an. Als Gegendienst für das, was Sie mir erzählt haben.«
    »Wenn Sie einen stichhaltigen Grund haben, jemanden als Mörder zu verdächtigen, machen Sie sich strafbar, wenn Sie der Polizei nicht sofort …«
    »Ich rufe in einer Stunde wieder an. Seien Sie bereit.«
    Lia unterbrach die Verbindung. Der Plan forderte Selbstsicherheit, und von irgendwo flog sie ihr zu.
    Anschließend wählte sie Maris Nummer.
    Um 12.52 Uhr fuhr Paddy auf einen Campingplatz, Berg folgte ihm mit dem Wohnwagen. Barrowside war ein kleiner Platz und so kurz vor Weihnachten nahezu leer. Er bot einen traurigen Anblick: einige kahle Bäume, ein flaches Betongebäude mit Duschen und Toiletten und das Häuschen des Platzwarts. Dieser wunderte sich, als gleich zwei Fahrzeuge ankamen. Berg parkte in der Nähe eines kleineren Wohnwagens am Rand des Campingplatzes.
    Lia und Berg teilten ihren Mitreisenden mit, dass ihnen in den nächsten Tagen außer dem großen Wohnwagen auch der kleinere nebenan zur Verfügung stand. Insgesamt gab es zehn Schlafplätze.
    »Berg und ich bleiben hier bei euch«, sagte Lia, und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu, »Berg schnarcht allerdings. Am besten losen wir aus, wer mit ihm im selben Wagen schlafen muss.«
    Die Frauen lachten und waren offensichtlich froh, sich die Beine vertreten zu können. Keine schien sich an der trostlosen Umgebung zu stören.
    Lia und Berg prägten sich die Namen von Elzas Freundinnen ein: Alise, Kamilla und Rozalinde. Die Frauen verrieten ihnen auch die Pseudonyme, unter denen sie arbeiteten. Es mussten einfache Namen sein, damit die Freier sich daran erinnerten. Außerdem sollten sie osteuropäisch klingen. Kamilla hatte den Namen Anya gewählt. Alise hieß Jelena. Elza war Olga, und Rozalinde nannte sich Katya.
    In dem fröhlichen Durcheinander dauerte es eine Weile, ehe Lia merkte, dass etwas nicht stimmte.
    Daiga V ī tolas Mutter Henriete war nirgendwo zu sehen.
    Lia mahnte sich zur Ruhe und suchte die

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