Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frau ohne Gesicht

Die Frau ohne Gesicht

Titel: Die Frau ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pekka Hiltunen
Vom Netzwerk:
Stühle. Lia musste sich zwischen ihnen hindurchwinden, als Jansons sie hineinzugehen zwang.
    Als sie die Betongrube erblickte, zitterten ihr die Knie. Das rechteckige Loch im Boden sah kleiner aus, als sie es sich vorgestellt hatte, und erschreckender.
    Jansons befahl ihr, in die Grube zu gehen.
    Langsam schritt Lia die steile Rampe hinunter. Als sie unten angekommen war, rief Jansons: »Halt!«
    Jansons gab nur kurze Kommandos von sich.
    Er spricht so, um die Macht an sich zu reißen, um mich unter Kontrolle zu halten.
    Jansons überprüfte sein Handy, behielt Lia aber im Auge, während er etwas, vielleicht eine SMS zu lesen schien.
    Lia sah Eisenbrücken, die man über die Grube schieben konnte, um die Lastwagen von unten zu warten.
    Als sie die dunklen Flecken auf dem Boden und an den Wänden sah, schauderte sie. Sie wusste, woher sie stammten.
    Im hellen Licht der Neonröhren sahen die getrockneten Blutspritzer schwarzbraun aus. Sie waren überall. Über den Boden lief eine breite, dunkle Bahn. Offenbar hatte man die Kuhle mit Wasser abgespritzt, um das Blut zu entfernen. Der dunkle Strom war zum Gully am anderen Ende geflossen. Lia machte den Fehler, hinzusehen. Auf dem Gitter über dem Abfluss hatten sich Blutklumpen und kleine Fetzen angesammelt.
    Hier war Anita Klusa getötet worden. Mit einem Maschinengewehr in Stücke geschossen.
    Lia schloss die Augen, doch daraufhin wuchs ihre Angst nur noch mehr. Also machte sie die Augen wieder auf und sah stur geradeaus. Sie heftete den Blick auf die Wand gegenüber der Grube. Dort war nur normaler Schmutz zu sehen.
    Sie haben Anita gezwungen, zu laufen. Ich laufe nicht. Auch dann nicht, wenn Jansons es mir befiehlt. Aber schaffe ich es, stehenzubleiben, wenn er auf mich schießt?
    Jansons richtete die Waffe auf sie und befahl: »Hinsetzen.«
    Lia ließ sich auf den Betonboden sinken. Vor ihr und hinter ihr waren etwa zehn Meter freie Fläche, in der Breite waren es vielleicht zwei bis drei Meter. Sie bemühte sich, die Blutflecken nicht mehr anzusehen.
    Aber sie konnte sich nicht daran hindern, an Anita Klusa zu denken.
    Anita war vor weniger als einer Woche ermordet worden. In dieser Zeit war der Blutgeruch in der kühlen Halle verflogen. Es roch nur noch modrig.
    Jansons steckte das Handy ein und sah Lia an. Seiner Miene war nichts zu entnehmen. Doch Lia wusste, dass es nicht viele Alternativen gab.
    Paddy parkte etwa hundert Meter von der Halle entfernt. Er identifizierte sie mühelos: In der Nähe standen mehrere Industriegebäude, aber jetzt, gegen sieben Uhr abends, brannte nur in diesem einen Licht.
    Paddy hatte von Scott und Anderson gehört, dass sie noch eine Stunde brauchen würden, um die Halle zu erreichen. Zu lange.
    Er rief Mari an und erklärte ihr, wo sein Wagen stand. Sie sollte die beiden Helfer dorthin schicken. »Wenn sie keine Verbindung zu mir bekommen, ist es ihre erste Aufgabe, Elza und Henriete in Sicherheit zu bringen. Erst danach sollen sie Lia und mich suchen.«
    Paddy legte auf und drehte sich zu Elza um.
    »Ihr bleibt hier.«
    »In Ordnung«, sagte Elza mit fester Stimme.
    Paddy stellte sein Handy auf stumm und stieg aus. Er entsicherte seine Waffe und ging leise los.
    Kazis Vanags’ Wagen stand vor der Halle. Paddy näherte sich ihm vorsichtig und beobachtete gleichzeitig die Umgebung.
    Im Auto saß niemand. Der Kofferraumdeckel war hochgeklappt.
    »Für wen arbeitest du?«, blaffte Olafs Jansons.
    Lia starrte auf den Mann, der über ihr am Rand der Grube stand, und überlegte, was sie sagen sollte. Gab es eine Antwort, die ihr von Nutzen sein konnte?
    »Du bist keine Polizistin«, fuhr Jansons fort.
    »Nein«, sagte Lia. »Ich habe eine Frau namens Daiga V ī tola gesucht.«
    Jansons sah sie mit zusammengekniffenen Augen an.
    »Warum?«
    »Ich wollte wissen, warum Daiga V ī tola ermordet wurde.«
    Jansons Miene veränderte sich nicht.
    »Wer hat Vanags getötet?«, fragte er.
    Lia schwieg.
    »Du warst es nicht«, sagte Jansons.
    »Nein. Ich war es nicht.«
    »Wer war es?«
    »Eine Frau, die Vanags verletzt hat.«
    Flog ein Lächeln über Jansons’ Gesicht?
    »Solche Frauen gibt es viele. Dutzende. Wer war es?«
    Lia schwieg.
    Ich will Henrietes Namen nicht nennen. Wenn ich Glück habe, brauche ich Henrietes Namen nicht zu nennen.
    Jansons’ Handy piepte. Er holte es aus der Tasche und las die neue Textnachricht.
    Ein bisschen Zeit. Ich habe ein bisschen Zeit.
    Henriete V ī tola öffnete die Augen und sah Elza an, die neben ihr

Weitere Kostenlose Bücher