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Die Frau ohne Gesicht

Die Frau ohne Gesicht

Titel: Die Frau ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pekka Hiltunen
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dass Paddy nicht schießt, solange er mich festhält.
    Sie gingen rückwärts an den Rand der Grube und dann die Rampe hinauf.
    »Stehen bleiben!«, rief Paddy.
    Jansons beschleunigte seine Schritte, sobald sie die Grube verlassen hatten. Er blickte sich kurz um, schlug dann den Weg zur Tür ein.
    Lia spürte den harten Lauf der Waffe im Nacken. Grenzenlose Verzweiflung ergriff sie.
    Er entkommt. Er nimmt mich mit und steckt mich wieder in den Kofferraum.
    »Bleib stehen!«, rief Paddy erneut, doch Jansons wusste nun, dass sein Gegner tatsächlich nicht schießen würde, und setzte seinen Rückzug fort.
    An der Tür machte Jansons Halt.
    Lia spürte, dass er zögerte. Er schob sie einige Zentimeter zur Seite. Sie erriet seine Gedanken: Paddy war weit genug weg, aber hatte er Verstärkung mitgebracht, die draußen wartete?
    Jansons schob die Tür mit dem Ellbogen einen Spaltbreit auf und spähte hinaus. Lia erhaschte ebenfalls einen Blick nach draußen. Sie atmete enttäuscht aus.
    Keine Autos. Keine Polizisten. Nichts.
    Jansons wartete einen Moment, dann traf er seine Entscheidung. Er setzte sein unversehrtes Bein auf die Schwelle, schob mit dem Rücken die Tür weiter auf und zerrte Lia mit sich. Gleichzeitig ließ er den Blick unruhig durch die Halle schweifen.
    In dem Moment wurde die Tür, gegen die er sich lehnte, ruckartig aufgerissen. Jansons schwankte, versuchte das Gleichgewicht zu halten. Instinktiv ließ er Lia los, um nicht zu stürzen.
    Sie sank auf den Boden. Auch Jansons konnte sich nicht auf den Beinen halten. Er fiel auf die Knie, stützte sich mit den Händen ab und blickte auf, um seine Angreifer zu sehen.
    Vor ihm, in der offenen Tür, stand Henriete V ī tola und richtete ihre Waffe auf Jansons.
    Henriete musterte Jansons. Lia sah ihr Gesicht.
    Jansons hob die Waffe, doch Henriete kam ihm zuvor.
    Sie schoss, bis das Magazin leer war und der Abzug nur noch klackte.
    Als Lia die Augen wieder öffnete, sah sie Jansons’ mit Einschüssen durchsiebte Leiche auf der Schwelle liegen, halb draußen, halb drinnen.
    Henriete starrte auf den Toten und die Blutlache.
    Dann sah sie Lia an. Und Lia wusste, was sie dachte.
    Bestija . Die Bestie war erlegt.

39.
    Alleine hätten sie es nicht zum Wagen geschafft. Elza stützte Henriete. Paddy hielt Lia.
    Ich bin nicht getroffen worden , dachte Lia. Ich bin unversehrt .
    Henriete hat beide Männer erwischt. Sie ist die stärkere von uns beiden.
    Als sie beim Wagen ankamen, wurde sie gemeinsam mit Henriete auf die Rückbank bugsiert. Paddy verstaute Henrietes Waffe diesmal in einer Tasche, die er in den Kofferraum legte.
    Dann ging er zurück zur Halle und suchte Lias Handy. Er fand es in Jansons’ Jackentasche. Nachdem er seine Fingerabdrücke vom Navigator abgewischt hatte, legte er ihn in Vanags’ Auto zurück.
    Während der Fahrt zum Campingplatz in Barrowside herrschte Schweigen, das nur gebrochen wurde, als Paddy Mari anrief. Sie seien in Sicherheit, berichtete er. Lia, Henriete, Elza, alle. Olafs Jansons sei tot.
    Mari erklärte, sie komme auch zum Campingplatz, nachdem sie Scott und Anderson mitgeteilt hatte, dass sie ihren Einsatz abbrechen konnten.
    Es war später Abend, als sie endlich den Campingplatz erreichten. Inmitten der Dunkelheit waren die Wohnwagen eine unwirkliche Erscheinung. Das Licht in ihren kleinen Fenstern leuchtete weithin, und als Paddy das Auto geparkt hatte, blieben sie alle noch einen Moment sitzen und bestaunten den Anblick. Es war, als sei der schlammige, einsame Campingplatz zum Leben erwacht, und der Lichtkreis um die Wohnwagen schien sie zu schützen.
    Im großen Wohnwagen herrschte eine harmonische Stimmung. Die Frauen hatten im Lauf des Tages Gelegenheit gehabt, mit ihren Angehörigen in Lettland zu telefonieren. Es hatte Tränen und Freudenschreie gegeben. Berg hatte gekocht – Nudeln mit Gemüsesoße. Sie hatten ein paar Flaschen Wein geöffnet.
    Als die Frauen Henrietes blutenden Arm sahen, waren sie besorgt, doch Elza erklärte, es bestehe kein Grund zur Aufregung. Wie auf Absprache erzählte niemand, was geschehen war.
    Henriete lächelte alle an, die mit ihr sprachen, gab aber keine Antwort; sie schien in eine Art Halbschlaf gefallen zu sein.
    Paddy desinfizierte ihre Wunde. Sie war nicht tief und ließ sich leicht verbinden. Sie gaben Henriete eine Schmerztablette und Wasser. Eine halbe Stunde später lag sie bereits im Bett. Ausma saß bei ihr und hielt ihre gesunde Hand.
    Lia trank einen Schluck von dem Wein, den

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