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Die Frau ohne Gesicht

Die Frau ohne Gesicht

Titel: Die Frau ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pekka Hiltunen
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geschlossen hielt.
    »Lia ist verschwunden. Wahrscheinlich hat der Mann sie mitgenommen. Weißt du, wohin er sie bringen könnte?«, fragte Paddy.
    Elza überlegte kurz.
    »Er führt in der City ein Bordell, in dem fünf Frauen arbeiten. Aber wo er wohnt, weiß ich nicht.«
    »Er wird Lia kaum an einen Ort bringen, wo Leute sind.«
    »Nein, wohl nicht. Sie haben einige Lager, glaube ich. Vanags hat doch von einer Halle gesprochen, wo sie Anita Klusa umgebracht haben. Aber ich weiß nicht, wo die ist.«
    Paddys Blick fiel auf den Navigator, den er aus Vanags’ Wagen genommen hatte und der bei der Flucht auf den Boden gerutscht war.
    »Der weiß es«, sagte er und hob das Gerät auf.
    Wir sind schon mindestens fünfzig Minuten unterwegs, dachte Lia.
    Sie versuchte, sich in der Dunkelheit und Enge des Kofferraums darauf zu konzentrieren, die Zeit zu schätzen. Das lenkte sie wenigstens von dem Gedanken an das ab, was ihr bevorstand.
    Es war eine Qual, auf so engem Raum zu liegen. Lias Kopf tat weh, und sie hatte so wenig Platz, dass sie Arme und Beine anziehen musste. An dem unangenehmen Kribbeln erkannte sie, dass diese allmählich einschliefen.
    Das metallische Geräusch des Motors füllte den ganzen Kofferraum.
    Eine Sekunde, zwei Sekunden, drei Sekunden.
    In Abständen zählte sie die Zeit. Absurde Gedanken gingen ihr durch den Kopf.
    Wie lange dauert es, das Wort Sekunde zu denken?
    Sie spürte jedes Abbremsen und jede Beschleunigung. Die Bewegungen des Autos schleuderten sie vor und zurück. Ein paarmal wurde ihr schlecht, und sie fürchtete, sich übergeben zu müssen.
    Als sich das Geräusch der Reifen änderte und der Wagen immer stärker schwankte, begriff sie, dass Jansons auf eine Nebenstraße abgebogen war.
    Heftiges Bremsen, der Wagen stand still. Der Motor wurde ausgeschaltet.
    Die Zentralverriegelung öffnete sich surrend.
    Lia tastete nach dem Kofferraumdeckel. Er ließ sich nicht von innen öffnen. Sie hätte es ohnehin nicht geschafft, wegzulaufen.
    Schritte auf Kies, dann sprang der Kofferraumdeckel auf. Jansons hielt die Waffe auf Lia gerichtet. Die plötzliche Helligkeit blendete sie.
    Das hatten Daiga V ī tola, Elza und all die anderen durchgemacht, als sie nach Großbritannien geschmuggelt wurden. Nur hatten sie es viel, viel länger aushalten müssen.
    Paddy sah auf dem Navigator nach, welche Ziele Vanags gespeichert hatte. Es waren einundzwanzig Stellen in und um London herum. Er erkannte auf Anhieb die Adressen, die Vanags jeden Abend besucht hatte: Vassall Street, Sangley Street, das Assets. Aber dahin würde Jansons Lia sicher nicht bringen. Er musste die weniger dicht besiedelten Gegenden Londons finden!
    Paddy rief die Zielorte außerhalb Londons auf. Es waren nur vier: In Chatham, Harlow, Rickmansworth und Sutton. War einer davon der richtige?
    Er rief Mari im Studio an, die sofort zu Rico ging und das Handy an ihn weiterreichte.
    Rico gab die Adressen in sein Suchprogramm ein.
    Schon nach einer Minute hatte er Informationen über die Gebäude auf seinem Bildschirm, dazu Angaben über die dort tätigen Firmen und außerdem für drei Adressen Luftaufnahmen.
    »Für Harlow bekomme ich aus irgendeinem Grund kein Bild. Aber ich würde die Adresse sowieso ausschließen, weil dort mehrere Firmen registriert sind«, erklärte er.
    »Wir suchen wahrscheinlich nach einer Lagerhalle, nach der, wo sie Anita Klusa umgebracht haben«, sagte Paddy.
    Rico und Mari überprüften die Angaben über die Gebäude, so schnell sie konnten.
    »Sutton. Sutton Way 1392. Das muss es sein. Nur ein Mieter: Riga Trade, Vanags’ Firma. Außerdem ist es das Einzige, das von außen wie eine Halle aussieht.«
    Paddy gab die Adresse sofort in den Navigator ein und fuhr los, während er weiter mit Rico und Mari sprach.
    »Jansons hat zehn, zwölf Minuten Vorsprung.«
    Mari sagte, sie habe Alan Scott und Fergus Anderson erreicht, und auch sie seien bereits unterwegs, würden aber eine Weile brauchen, um nach Sutton zu kommen.
    »Und die Polizei?«, fragte sie dann.
    »Wenn die Polizei dazukommt, werden wir alle vernommen. Die Chance, dass Jansons geschnappt wird, wäre zwar größer, aber ich weiß nicht, ob Lia damit geholfen wäre.«
    Sie schreckten beide vor der Entscheidung zurück, doch die Zeit drängte.
    »Keine Polizei«, entschied Paddy. »Noch nicht. Wenn in der Halle außer Jansons noch andere sind, rufen wir die Polizei.«
    In der Lagerhalle standen große, verstaubte Maschinen, zahllose Kisten und einige

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